Wie schädlich ist Lärm für Kinder?

Laut einer neuen Studie beeinflusst Hintergrundlärm die Sprachentwicklung von Kleinkindern. Doch wie laut dürfen Fernseher, Radio und Co. sein? Und wie viele Stunden können die Geräte gefahrlos laufen? Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan erklärt, wie Sie Ihre Kinder vor Lärm schützen.

Kinderärztin Dr. Nadine Hess
Expertin Dr. med. Nadine McGowan: „Geräte wie Radio oder Fernsehen sollten leise und nur stundenweise laufen, wenn kleine Kinder im Haus sind.“ Foto: Privat

Das sagt die Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan

Das Radio oder der Fernseher laufen in vielen Haushalten als Nebenbei-Unterhaltung. Falls Sie kleine Kinder haben, sollten Sie jedoch darüber nachdenken, ob Sie diese Art der Unterhaltung vielleicht einschränken sollten. Denn eine neue US-Studie hat ergeben, dass Hintergrundlärm die sprachliche Entwicklung von Kleinkindern beeinflussen kann.

Der Fernseher als Lernhindernis?

Für die Untersuchung wurden insgesamt 106 Kinder zwischen 22 und 30 Monaten in Experimenten beobachtet. Im ersten Experiment wurden 40 Kleinkindern im Alter zwischen 22 und 24 Monaten neue Wörter vermittelt. Dabei wurde alltäglicher Hintergrundlärm wie Fernsehen, Radio oder Unterhaltungen zwischen Erwachsenen integriert – mal lauter und mal leiser. Das Ergebnis: Nur die Kinder, bei denen der Hintergrundlärm leise war, konnten sich die Wörter merken. In einem zweiten Experiment mit etwas älteren Kindern (28 bis 30 Monate) war das Ergebnis das gleiche. In einem dritten Test wurde den Kindern zunächst zwei Worte und deren Bedeutung in einem ruhigen Umfeld vermittelt und dann zwei weitere mit Hintergrundlärm. Wieder konnten sich die Kinder nur die ersten zwei Wörter merken, die ohne störende Geräusche vermittelt wurden.

Wie laut dürfen meine Geräte sein – und wie lange können sie laufen?

Das bedeutet natürlich nicht, dass Sie grundsätzlich auf Nebenbei-Unterhaltung verzichten müssen. Trotzdem sollten die Geräte nur leise und nicht den ganzen Tag laufen. Kinder unter drei Jahren schauen übrigens am besten gar kein Fernsehen – beschäftigen Sie sich lieber selbst mit den Kleinen und fördern Sie sie, beispielsweise mit Lernspielen. Das ist auch deshalb wichtig, weil frühere Studien zeigen, dass Kinder, die nur zuhören und nicht direkt angesprochen werden, schlechter sprechen lernen. Ältere Kinder können stundenweise ein bisschen fernsehen, sofern das Programm altersgerecht ist. Es spricht auch nichts dagegen, wenn Kinder mal Musik hören, beispielsweise beim Einschlafen. Aber auch hier gilt: Die Lautstärke sollte niedrig sein, so dass die Musik nur als Hintergrund wahrgenommen wird. So beugen Sie auch möglichen Beschwerden wie Tinnitus vor.

Was ist laut und was ist leise?

Kinder haben meist ein empfindlicheres Gehört als Erwachsene – was wir als normale Lautstärke empfinden, kann für die Kleinen schon unangenehm sein. Fragen Sie deshalb Ihr Kind direkt, wie es welche Lautstärke wahrnimmt und notieren Sie sich, was das Kind als „laut“ und „leise“ einstuft. So sind Sie beim Einstellen der Lautstärke immer auf der sicheren Seite.