Hepatitis-Fälle bei Kindern: WHO untersucht Zusammenhang mit Corona

Immer mehr Länder melden ungewöhnlich viele Hepatitis-Fälle bei Kindern. Gesundheitsämter und Seuchenschutz versuchen, die Ursache der Fälle zu ergründen. Nachdem die WHO einen Todesfall bekannt gab, meldet das Robert Koch-Institut nun auch einen ersten Hepatitis-Fall in Deutschland. Nun leitet die WHO Ermittlungen ein, die zutage bringen sollen, ob es ein Zusammenhang mit Corona gibt.

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Hepatitis-Fälle bei Kindern: WHO untersucht Verbindung zu Corona

Die Weltgesundheitsorganisation WHO untersucht nun, nachdem aktuell über 348 Fälle von Hepatitis bei Kindern aufgetreten sind, einen Zusammenhang mit Corona. Die WHO war bereits Anfang März über die ungewöhnlich starke Häufung der Fälle informiert worden. Man habe seitdem "einige Fortschritte" gemacht, erklärt Philippa Easterbrook vom globalen Hepatitis-Programm der WHO.

Neben der Theorie, dass Adenoviren eine Rolle spielen, rückt auch Corona in den Fokus der Untersuchungen. "Gegenwärtig bleiben die führenden Hypothesen diejenigen, die Adenoviren mit einbeziehen – wobei auch die Rolle von Covid, entweder als Co-Infektion oder als frühere Infektion, noch eine wichtige Rolle spielt."

Aber wie kam es überhaupt zu den Untersuchungen?

169 Hepatitis-Fälle – WHO meldet ersten Todesfall

Nachdem Großbritannien, die USA, Spanien und Irland ungewöhnlich viele Fälle von Hepatitis bei Kindern gemeldet hatten, meldete die WHO Mitte April den ersten Todesfall infolge von Leberschäden. Nähere Informationen zum Todesfall gab die Weltgesundheitsorganisation jedoch nicht bekannt.

RKI meldet ersten ungewöhnlichen Fall in Deutschland

Kein Todesfall, aber ein ernster Fall von Lebererkrankung, der laut Robert Koch-Institut der "Falldefinition" der Weltgesundheitsorganisation entspricht, meldet das RKI jetzt auch aus Deutschland. Die Erkrankung bei dem betroffenen Kind liege jedoch länger zurück (im Januar 2022). Nähere Angaben zum Verlauf der Erkrankung macht das RKI nicht. Weitere Hinweise von Fällen oder Häufungen von Hepatitis bei Kindern in Deutschland gebe es zudem derzeit nicht. Ärzt:innen werden noch einmal darauf hingewiesen, Verdachtsfälle bei Lebererkrankungen bei Kindern zu melden.

Hepatitis-Fälle bei Kindern erstmals in Großbritannien auffällig

Noch Mitte des Monats März schien es, als wären die Krankheitsfälle lediglich auf Großbritannien beschränkt. So meldete die Regierung, dass dort seit Januar 74 Fälle von Kindern, die an akuter Hepatitis erkrankten, derzeit untersucht würden. Die Kinder, alle im Alter zwischen zwei und fünf Jahren, leiden an einer noch ungeklärten Leber-Entzündung.

„Eine leichte Hepatitis ist bei Kindern nach einer Reihe von Virusinfektionen sehr häufig, aber was derzeit zu beobachten ist, ist ganz anders. Bei Kindern kommt es zu schwereren Entzündungen, die in einigen Fällen zum Versagen der Leber führen und eine Transplantation erforderlich machen“, erläutert der Infektiologe Graham Cooke vom Imperial College in London die Beobachtungslage gegenüber den Medien.

Neben Großbritannien melden schon bald darauf auch weitere Länder eine ungewöhnliche Häufung von Leber-Erkrankungen bei Kindern.

Akute Leberentzündung bei Kindern auch in Spanien, Irland und den USA

Auch in Spanien wurden drei bestätigte Fälle von akuter Leberentzündung bei Kindern (im Alter von 22 Monaten bis 13 Jahren) gemeldet. In Irland werden derzeit „weniger als fünf Fälle“, gemeldet, berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die nationalen Behörden untersuchen die Fälle.

USA untersucht „Anstieg von Hepatitis-Fällen bei jungen Kindern“

Am 15. April veröffentlichte das Gesundheitsministerium des US-Bundesstaats Alabama eine Mitteilung, in der sie darüber informieren, derzeit einen „Anstieg von Hepatitis-Fällen bei jungen Kindern“ zu untersuchen. Demnach sind neun Kinder unter zehn Jahren in verschiedenen Regionen des Bundesstaats mit Magen-Darm-Symptomen und „unterschiedlichen Graden der Leberschädigung einschließlich Leberversagen“ behandelt worden. Zwei der Kinder benötigten eine Lebertransplantation. Die Kinder seien in keiner Weise vorerkrankt gewesen.

Die US-Seuchenschutzbehörde CDC arbeite derzeit mit der Gesundheitsbehörde von Alabama und weiteren Behörden zusammen, um herauszufinden, ob es noch weitere Fälle in den USA gibt.

Ursache für mysteriöse Lebererkrankung bei Kindern noch unklar

Eine Ursache für die schweren Leberschäden bei Kindern konnte bisher noch nicht gefunden werden. Während im europäischen Raum auch die Vermutung im Raum steht, die Hepatitis-Fälle könnten im Zusammenhang mit COVID-19 stehen, vermutet man in den USA einen anderen Virus.

Adenoviren als Ursache für Leberschäden

Spätere Analysen der Fälle im US-Bundesstaat Alabama hätten einen Zusammenhang mit dem Adenovirus 41 ergeben. So seien alle neun Kinder positiv auf das Adenovirus getestet worden.

Adenoviren verursachen eine Vielzahl an Symptomen und sind weit verbreitet. Sie gelten als hochansteckend und können unter anderem Infektionen am Auge, der Atemwege oder des Magen-Darm-Trakts verursachen bis hin zu Leberschäden. Das Virus überträgt sich durch Tröpfcheninfektion, im direkten Kontakt von Mensch zu Mensch sowie indirekt durch zum Beispiel kontaminierte Hände.

„Derzeit könnte das Adenovirus die Ursache für diese Fälle sein, aber die Ermittler sind noch dabei, mehr zu erfahren – einschließlich des Ausschlusses der häufigeren Ursachen von Hepatitis“, zitiert das US-Portal „Stat News“ aus einer Behörden-Mitteilung.

WHO ruft zur Wachsamkeit auf

Angesichts der Häufung und der Schwere der Erkrankungen bei Kindern ruft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Wachsamkeit auf. In einer Mitteilung erklärte die WHO, in den kommenden Tagen mit weiteren Fällen zu rechnen. Bei den bisher gemeldeten Fällen litten die Kinder unter Symptomen wie Magen-Darm-Probleme, Gelbsucht sowie stark erhöhte Leberenzyme. Die Länder sollten wachsam sein, um mögliche Fälle schnell zu erkennen, mahnt die WHO.

Akute Hepatitis bei Kindern: Das sind die Anzeichen

Die Symptome bei einer Hepatitis bei Kindern können vielfältig sein. Darunter fallen Anzeichen wie:

  • Übelkeit und Erbrechen

  • Gelbfärbung der Haut

  • Durchfall

  • Bauchschmerzen

  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit

  • Fieber

  • Appetitlosigkeit

Nachdem sich die Fälle in den vergangenen Wochen weiter häuften, untersucht nun die WHO die Hepatitis-Erkrankungen bei Kindern - auch im Zusammenhang mit Corona.

Quellen:

Unerklärte Hepatitis-Fälle bei Kindern: WHO ruft zur Wachsamkeit auf, in: fr.de

Weitere Länder melden rätselhafte Hepatitis-Fälle bei Kindern, in: t-online.de

Leberentzündungen bei Kindern: Nun auch erster Fall in Deutschland, in: focus.de