Wege aus der Angst: Strategien und Tipps

Auch wenn die Corona-Pandemie ihren Schrecken der Anfangszeit für die meisten verloren hat: Sorgen und Ängste, Stress und Schlafprobleme sind für viele geblieben. Einige Strategien können helfen, auch in Krisensituationen innere Ruhe zu bewahren und so die psychische wie auch die physische Gesundheit zu schützen. Die besten Wege aus der Angst im Überblick!

Eine Frau schaut besorgt
Sorgen und Angstgedanken können den Alltag belasten und die Lebensfreude mindern Foto: iStock/damircudic

Sorgen und kreisende Gedanken kennen viele Menschen nicht nur in Pandemiezeiten – aber während solcher Krisen dreht sich das Gedankenkarussell häufig besonders unablässig und sorgt so für schlaflose Nächte. Besonders, weil sich für viele in den letzten anderthalb Jahren die Lebensumstände gravierend geändert haben: Das Arbeitsleben verlagerte sich immer mehr vom Büro ins eigene Zuhause und auch die Kinder mussten über lange Zeit zu Hause betreut werden. Das miteinander zu vereinbaren hat vor allem Familien viel Kraft gekostet und Spuren hinterlassen. Dazu kamen bei einigen finanzielle Nöte und Zukunftsangst. Welche Strategien eignen sich am besten als Wege aus der Angst? Wie stoppen wir Sorgen, bevor sie zu Ängsten werden?

Ängste und Sorgen nahmen während der Pandemie zu

Eine Anfang 2021 durchgeführte Forsa-Umfrage zeigte, dass vor allem Zukunftsängste in der Bevölkerung während der Coronazeit zunahmen: So sorgten sich im Januar 2021 89 Prozent der Deutschen beim Gedanken an die eigene Gesundheit oder die von nahen Angehörigen; jeden Zweiten beschäftigten zudem finanzielle Sorgen in Bezug auf die nahe Zukunft. Bei einem Drittel der Befragten wirkten sich diese bedrückenden Gedanken auch auf die Schlafqualität aus.

Wege aus der Angst: Die 4 besten Strategien

In solchen und anderen Krisen ist es sinnvoll, Strategien an der Hand zu haben, die dabei helfen, innere Ruhe zu bewahren, gut zu schlafen und Sorgen und Ängste so gut es geht aus dem Alltag zu verbannen. Folgende Herangehensweisen haben sich dabei bewährt.

1. Angstgedanken stoppen durch Achtsamkeit

Erfahrene Grübler kennen das: Hat das Gedankenkarussell erst einmal Fahrt aufgenommen, hängen die Angstgedanken fest in der Vergangenheit oder der Zukunft. Was gerade in der Gegenwart passiert, wird gar nicht mehr bemerkt. Dabei kann gerade die Konzentration auf die Gegenwart der Schlüssel dazu sein, die quälenden Gedanken zu stoppen, und zwar nach dem Prinzip der Achtsamkeit: Das bedeutet kurzgefasst, in der Gegenwart zu leben, ohne diese zu bewerten.  

In einer konkreten Grübelsituation kann das gelingen, indem Sie sich bewusst auf ihren Körper fokussieren, beispielsweise in Hände oder Füße hineinspüren oder bewusst auf die Atmung achten. Auch ein lautes „Stopp“ kann dazu führen, dass Sie aus dem Angstgedanken herausgerissen werden und sich von ihm abwenden können.

Außerdem kann es helfen, den Angstgedanken gegenüber eine achtsame Haltung einzunehmen. Das heißt: beobachten, vorbeiziehen lassen und, ganz wichtig, nicht bewerten. Dieses „nicht bewerten“ ist gleichzeitig der schwierigste und der wichtigste Part: Denn je gelassener wir sorgenvollen Gedanken entgegenblicken und sie als „alte Bekannte“ wahrnehmen, desto weniger angstbeladen werden sie mit der Zeit sein. Das hinzubekommen, erfordert etwas Übung und wird vermutlich nicht gleich in der ersten durchgrübelten Nacht gelingen.

2. Bewegung und Sport gegen Angst

Bewegung ist wohl das wirksamste Mittel gegen Angst – egal, ob in Form von Sport, Gartenarbeit oder ausgelassenem Tanzen. Denn Bewegung sorgt dafür, dass Stresshormone abgebaut werden. Die meisten Menschen haben schon einmal erfahren, dass ein bedrohlicher Gedanke nach einem ausgiebigen Spaziergang gleich deutlich weniger bedrohlich wirkt.

Um langfristig zu innerer Ruhe und besserem Schlaf zu finden, ist es darum wichtig, regelmäßige Bewegung als Routine in den Alltag einzubauen. Die Art dieser Routine – ein wöchentliches Sporttraining, ein täglicher Spaziergang oder die regelmäßige Pflege des eigenen Gartens – sollte dabei gut zu den individuellen Vorlieben passen, damit die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sie auch beibehalten wird.

3. Kontakt stärkt die Psyche

Die Wissenschaft ist sich einig: Soziale Bindungen stärken die Resilienz, also die Fähigkeit, in Krisensituationen souverän und gelassen zu bleiben. Eine Stärke, die gut davor schützt, sich in Ängsten und Sorgen zu verlieren. Spürbar ist dieser Effekt häufig schon nach einem mit Freunden verbrachten Nachmittag: Nach einem gemeinsamen Spaziergang oder Kaffeetrinken ist die Laune deutlich gebessert, man fühlt sich beschwingt und die Welt sieht etwas positiver aus.

Derselbe Effekt stellt sich ein, wenn wir „Quality Time“ mit unserer Familie verbringen – also gemeinsam etwas Schönes erleben und nicht nur Stress und Pflichten des Alltags miteinander teilen.

Wer keine Kontakte in seinem näheren Umfeld hat, kann etwa ein Ehrenamt übernehmen – Untersuchungen zeigen, dass dabei nicht nur neue Kontaktmöglichkeiten entstehen, sondern dass das Engagement für andere Menschen enorm zum eigenen Wohlbefinden beiträgt und das Gefühl der Selbstwirksamkeit stärkt, was wiederum zur Resilienz beiträgt.

4. Lavendel gegen Angst

Wer vor lauter Sorgen und Ängste nachts nicht zur Ruhe kommt, kann pflanzliche Mittel als sanfte Einschlafhilfe ausprobieren. In Studien bewährt hat sich beispielsweise Lavendel (Lavendelöl zur Einnahme in Kapselform). Die Heilpflanze wirkt angstlösend und kann das Einschlafen erleichtern.

Auch andere pflanzliche Wirkstoffe haben eine beruhigende und schlaffördernde Wirkung – dazu zählen etwa Baldrian, Melisse, Passionsblume oder Hopfen.

Diese Tipps und Strategien können wirksame Wege aus der Angst darstellen – wer dennoch dauerhaft nicht aus dem Grübeln, der Angst und der Schlaflosigkeit herausfindet, sollte sich an seine Hausärzt:in wenden; denn bei diesen Beschwerden kann es sich um Symptome einer Depression oder Angststörung handeln.

Quellen:  

Im Auftrag von Dr. Willmar Schwabe von Forsa durchgeführte repräsentative, telefonische Umfrage unter 1.000 Bürgern ab 18 Jahren

Carr, D. C., et al. (2018): Does becoming a volunteer attenuate loneliness among recently widowed older adults?, in: The Journals of Gerontology

Nelson, S. Katherine, et al. (2016): Do unto others or treat yourself? The effects of prosocial and self-focused behavior on psychological flourishing, in: Emotion