Kaiserschnitt: Ablauf und Risiken
Heutzutage kommt in Deutschland beinahe jedes dritte Baby durch einen Kaiserschnitt zur Welt. Dabei unterscheidet man zwischen einem geplanten und einem ungeplanten Kaiserschnitt. Aber wie sieht der Ablauf eines Kaiserschnitts aus? Und was sind mögliche Risiken?
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- Was ist ein Kaiserschnitt und wie sieht der Ablauf aus?
- Primärer und sekundärer Kaiserschnitt: Wo ist der Unterschied?
- Gründe für einen Wunschkaiserschnitt
- Ab wann wird ein Kaiserschnitt durchgeführt?
- Wie sieht bei einem Kaiserschnitts der Ablauf aus?
- Welche Narkose wird bei einem Kaiserschnitt verwendet?
- Kaiserschnitt: Risiken und Komplikationen
- Was passiert nach dem Kaiserschnitt?
- Wie lange dauert der Heilungsprozess nach einer Sectio?
Steht die Entbindung kurz bevor, fragen sich viele werdende Eltern, ob ein Kaiserschnitt auch eine mögliche Option darstellt. Wie der Ablauf ist und welche Risiken es für Mutter und Kind gibt.
Was ist ein Kaiserschnitt und wie sieht der Ablauf aus?
Bei einem Kaiserschnitt (auch: Sectio) handelt es sich um eine sogenannte Schnittentbindung. Also einen operativen Eingriff, durch den ein Kind auf die Welt geholt wird. Anders als beim herkömmlichen Geburtsvorgang sieht der Ablauf des Kaiserschnitts vor, dass mittels Bauchschnitt die Bauchdecke sowie die Gebärmutter der Mutter unter Betäubung geöffnet werden.
Primärer und sekundärer Kaiserschnitt: Wo ist der Unterschied?
Allgemein wird zwischen einem primären und einem sekundären Kaiserschnitt unterschieden. Der Ablauf des Kaiserschnitts ist aber bei beiden gleich. Bei einem primären (geplanten) Eingriff entscheidet man sich vor dem Entbindungstermin für einen Kaiserschnitt. Beim sekundären (ungeplanten) Eingriff fällt die Entscheidung für die operative Entbindung während der Geburt. In der Regel ist dieser dann aus medizinischer Sicht notwendig.
Gründe für einen Wunschkaiserschnitt
Im weitesten Sinn gehört schon die Entscheidung für einen Kaiserschnitt zum Ablauf. Hinter einem primären Eingriff können entweder ein Wunschkaiserschnitt stecken oder relevante medizinische Gründe. Bei einem Wunschkaiserschnitt gibt es medizinisch gesehen keinen Anlass.
Viele Frauen wünschen sich einen Kaiserschnitt, weil sie befürchten, eine natürliche Geburt nicht durchstehen zu können. Sie empfinden den Ablauf eines Kaiserschnitts als unkomplizierter. Einige scheuen auch die körperlichen Folgen einer vaginalen Geburt und entscheiden sich deshalb für einen geplanten Kaiserschnitt.
Gründe für einen sekundären Kaiserschnitt
Ein ungeplanter Kaiserschnitt, also ein sekundärer operativer Eingriff, ist im Ablauf ähnlich. Er wird angeordnet, sobald während des klassischen Geburtsvorgangs Komplikationen auftreten. Die Gründe sind daher dementsprechend unvorhersehbar. In manchen Fällen äußert der Arzt bereits vor der Geburt Bedenken bezüglich einer natürlichen, vaginalen Geburt. Mögliche Anlässe für einen Notkaiserschnitt können sein:
Sauerstoffmangel des Kindes
Abfallen der Herztöne des Kindes
vorzeitige Plazentalösung
Gebärmutterriss
Fieber und/oder Infektionen infolge eines Blasensprungs
der Kindskopf passt unerwartet nicht durch das Becken der Mutter (Geburtskanal zu eng)
Stillstand der Geburt
Bluthochdruck der Mutter
nicht mehr zu stoppende Wehen in einer zu frühen Schwangerschaftswoche (SSW)
Medizinische Gründe für einen Kaiserschnitt
Auf der anderen Seite gibt es auch schwangere Frauen, denen Ärzte aus medizinischer Sicht zu einer Kaiserschnittgeburt raten. Gründe dafür können sein:
eine komplizierte Lage des Kindes im Mutterleib, die eine vaginale Geburt ausschließt (zum Beispiel Beckenendlage)
der gesundheitliche Zustand des Kindes (zu klein, zu schwach) ist bedenklich
es droht eine Unterversorgung des Kindes
zurückliegende Operationen an der Gebärmutter
vorherige Frühgeburten
Fehlbildungen beim Kind
Fehllage der Plazenta (Placenta praevia)
schwere Erkrankung der Mutter (etwa AIDS, Herpes genitalis, Herzfehler, Epilepsie)
Ab wann wird ein Kaiserschnitt durchgeführt?
Handelt es sich nicht um einen Notkaiserschnitt, empfehlen Ärzt:innen oder Hebammen die Entbindungen durch einen Kaiserschnitt in der Regel abzuwarten bis zur 39. Schwangerschaftswoche. Ein geplanter Kaiserschnitt kann aber auch schon früher stattfinden.
Wie sieht bei einem Kaiserschnitts der Ablauf aus?
Zur Vorbereitung eines Kaiserschnitts werden der Mutter bei Bedarf die Schamhaare entfernt, um Keime fernzuhalten. Außerdem wird ihr in den meisten Fällen ein Blasenkatheter gelegt. Dadurch soll verhindert werden, dass sich die Blase während der Operation füllt und der Eingriff behindert wird. Damit Mutter und Kind sich während der Operation nicht mit Keimen infizieren, verabreicht man über einen Tropf zusätzlich Antibiotika. Außerdem erhält die Mutter Thrombosestrümpfe und ein OP-Hemd zum Tragen während des Eingriffs.
Nach dem Desinfizieren der relevanten Stellen wird durch ein vorgespanntes Tuch der Operationsbereich abgeschirmt. Außerdem werden Bauch und Beine mit sterilen Tüchern abgedeckt. Die Mutter kann ihren Bauch also in der Regel nicht sehen. Vereinzelt gibt es in manchen Krankenhäusern auch Tücher mit Sichtfenstern.
Bei einem normalen Ablauf des Kaiserschnitts beginnt der Arzt nach Einsetzen der Betäubung mit der Schnittführung. Er öffnet die Bauchdecke, legt den unteren Teil der Gebärmutter unterhalb des Nabels frei. Mithilfe eines horizontalen Bauchschnitts durch den Uterus tritt die Fruchtblase hervor. Fruchtwasser tritt aus und wird abgesaugt. Meistens dauert der komplette Eingriff maximal 30 Minuten.
Misgav-Ladach-Methode bei Kaiserschnitt
Heute wird nicht unbedingt immer ein Skalpell verwendet. Die sogenannten Misgav-Ladach-Methode ist dem Ablauf des normalen Kaiserschnitts zwar ähnlich, doch wird dabei nur die oberste Hautschicht durchschnitten. Die weiteren Gewebeschichten werden mit den Händen gedehnt, geschoben und gerissen. Das soll um einiges schonender und besser für die anschließende Wundheilung sein.
Das Neugeborene wird aus der Gebärmutter entnommen. Diese zieht sich danach schnell wieder zusammen. Sind keinerlei Komplikationen aufgetreten, so kann die Mutter schon kurz danach ihr Kind in die Arme schließen. Der sich ablösende Mutterkuchen wird entfernt und untersucht. Dann werden als letzter Schritt die einzelnen Bauchschichten wieder sorgfältig verschlossen. Währenddessen untersucht die Hebamme das Kind im Rahmen der Erstuntersuchung, dazu gehört auch die Feststellung von Größe und Geburtsgewicht.
Welche Narkose wird bei einem Kaiserschnitt verwendet?
Anschließend wird die Narkose im Kreißsaal eingeleitet. Heute sieht der Ablauf des Kaiserschnitts typischerweise lokale Betäubungsverfahren vor, etwa eine Spinalanästhesie oder Periduralanästhesie (PDA). Der Vorteil gegenüber einer Vollnarkose: Die Mutter bleibt bei Bewusstsein und kann schmerzfrei die Geburt ihres Kindes miterleben. Dennoch sind Zug- und Druckgefühle möglich. Eine Vollnarkose gibt es heute meist nur noch in Notfällen. Bei einer Teilnarkose ist es dem Partner erlaubt, am Kopfende der Frau zu sitzen. Bei einer Vollnarkose darf er den Kreißsaal in der Regel erst nach der Entbindung betreten.
Kaiserschnitt: Risiken und Komplikationen
Der Ablauf eines Kaiserschnitts ist heutzutage ein Routine-Eingriff. Dennoch kann er auch Risiken bergen – für die Mutter sowie für das Kind. Die Risiken für die Mutter sind heute um einiges geringer als in den vergangenen Jahrzehnten, dank fortschrittlicher Operationstechniken, Narkoseverfahren und dem Einsatz von Antibiotika. Dennoch handelt es sich um einen operativen Eingriff, bei dem akute oder langfristige Komplikationen auftreten können.
Akute Komplikationen während eines Kaiserschnitts wären zum Beispiel:
erhöhter Blutverlust
Blutgerinnsel (Embolie, Thrombose)
Infektionen
unerwartete Zwischenfälle aufgrund der Narkose
Störung der Wundheilung
Verletzung von Organen (etwa Harnblase oder Darm)
Mögliche langfristige Komplikationen:
Verwachsungen
Nervenreizungen
Lähmungserscheinungen
Posttraumatische Belastungsstörung
Bindungsstörungen zwischen Mutter und Kind
Welche Risiken hat das Kind durch den Ablauf des Kaiserschnitts?
Für das Neugeborene bedeutet ein Kaiserschnitt meist weniger Risiken als eine vaginale Geburt. Dennoch sind folgende Komplikationen möglich:
Verletzungen, z.B. Schnitte
Bindungsstörungen
Stillprobleme
Atemprobleme
Auch langfristig kann sich ein Kaiserschnitt negativ auf die Gesundheit des Kindes auswirken. Der Grund dafür ist, dass das Baby während der Geburt nicht mit der Scheidenflora der Mutter in Kontakt kommt – diese bildet mit insgesamt rund 300 Mikroorganismen den Grundbaustein für die Darmflora des Kindes.
Die Darmflora erfüllt eine wichtige Funktion in der Immunabwehr. Die fehlende Besiedelung des Darms fördert darum eine erhöhte Infektanfälligkeit und Allergien, wie Studien zeigen.
Was passiert nach dem Kaiserschnitt?
Nach erfolgreichem Ablauf des Kaiserschnitts kann sich die Mutter auf der Wöchnerinnenstation der Klinik erholen. In der Regel wird eine frühzeitige Mobilisation (sitzen auf der Bettkante, aufstehen) angestrebt, um etwa Blutgerinnsel oder Verstopfungen zu verhindern. Die meisten Frauen bleiben vier bis sieben Tage lang im Krankenhaus, bei einem Notfallkaiserschnitt durchaus länger. Die entstandene Bauchnaht ist meistens nach etwa acht bis zwölf Tagen verheilt.
Wie lange dauert der Heilungsprozess nach einer Sectio?
In der ersten Woche nach der OP können Wundschmerzen und leichte Nachwehen auftreten. Auch nach der Entlassung treten oftmals noch Schmerzen an der Narbe auf und das Sitzen und Liegen ist unangenehm. Schweres Heben und Überanstrengung sollten frisch gebackene Mütter besser vermeiden. Hinzu kommt – genau wie bei einer vaginalen Geburt – der Wochenfluss (Blutung), der bis zu sechs Wochen lang anhalten kann und der sich selbst durch optimalen Ablauf des Kaiserschnitts nicht verhindern lässt.
Quellen:
Der Operationsverlauf, in: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Kaiserschnitt, in: Frauenärzte im Netz.de
Yuan, C., Gaskins, A. J., Blaine, A. I., Zhang, C., Gillman, M. W., Missmer, S. A., ... & Chavarro, J. E. (2016). Association between cesarean birth and risk of obesity in offspring in childhood, adolescence, and early adulthood. JAMA pediatrics, 170(11), e162385-e162385.