Warum trennen sich Depressive vom Partner? 5 häufige Gründe!

Auf die Frage: „Warum trennen sich Depressive vom Partner?“ gibt es verschiedene Antworten. So können typische Gedanken bei Depression – beispielsweise, dass man eine Last ist – eine Trennung unausweichlich erscheinen lassen. Welche fünf Gründe oftmals zum Beziehungsaus bei Depressionen führen.

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Depression ist eine schwere Krankheit, die auch eine solide Partnerschaft auf eine harte Probe stellt. Insbesondere bei einer unbehandelten Depression kann es dann von Seiten des oder der depressiven Partner:in zur Trennung kommen. Doch warum trennen sich Depressive vom Partner? Fünf mögliche Gründe.

Frau und Mann sitzen auf dem Boden, wirken traurig und deprimiert
Warum trennen sich depressive Menschen von dem oder der Liebsten? Foto: iStock/Filmstax

Gefühle und typische Gedanken bei Depression

Wie kommt es bei einer Depression zur Trennung trotz Liebe? Das 2018 veröffentlichte zweite „Deutschland-Barometer Depression“ der Stiftung Deutsche Depressionshilfe hat ergeben, dass sich 84 Prozent der Erkrankten während ihrer Depression aus sozialen Beziehungen zurückgezogen haben und es bei 45 Prozent aufgrund der Depression zur Trennung gekommen ist.

„An Depression erkrankte Menschen verlieren den Antrieb, ihr Interesse und fühlen sich innerlich abgestorben, ohne Verbundenheit mit anderen Menschen oder ihrer Umwelt.“
Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe

All diese krankheitsbedingten Veränderungen hätten massive Auswirkungen auf Partnerschaft und familiäre Beziehungen, so Professor Hegerl. Dass die Betroffenen lieblos zu sein scheinen, auf den anderen kalt und gefühllos wirken, heißt jedoch nicht, dass keine Gefühle für den oder die Partner:in mehr da sind. Depressive können nicht anders – durch die Depression sind die Gefühle blockiert, es herrscht eine Gefühlsleere.

Und sie nehmen durchaus wahr, dass sie die geliebte Person unglücklich machen. Die Folge sind weitere negative Gedanken und Gefühle: Sie fühlen sich niedergeschlagen und traurig, und haben Schuldgefühle.

Grafik Rückzug als Symptom von Depression
Foto: Stiftung Deutsche Depressionshilfe in Kooperation mit der Deutsche Bahn Stiftung; Illustration: Fotolia, One Line Man

Warum trennen sich Depressive vom Partner? Ständig negative Gedanken und Angst

Depression und Partnerschaft hängen eng zusammen, denn das Verhalten einer depressiven Person hat immer auch Auswirkungen auf den Partner oder die Partnerin. Wenn ein Teil freud- und lustlos ist und das Interesse an der Beziehung verloren zu haben scheint, führt dies zu Missverständnissen, Streit und Schuldzuweisungen. Früher oder später fragt man sich, ob diese Liebe noch eine Zukunft hat.

Aber auch der an Depressionen erkrankte Part stellt die Beziehung infrage. Die Betroffenen fühlen sich verantwortlich für die Beziehungskrise. Ein großes Problem, dass die Situation noch verschlimmert: Viele Menschen stellen sich der Depression nicht. Sie wissen gar nicht, dass bzw. wie krank sie sind. Als einzigen Ausweg sehen sie dann die Trennung – einerseits, um selbst nicht mehr unglücklich zu sein, aber auch, um den anderen zu schützen.

Warum trennen sich Depressive vom Partner? 5 Gründe

Depression und Beziehungsfähigkeit scheinen für viele Betroffene nicht vereinbar zu sein. Daher sehen sie den einzigen Ausweg darin, sich zu trennen. Folgende Gründe können dahinterstecken.

1. Ein depressiver Partner trennt sich plötzlich, weil er keine Energie mehr hat

Depressive müssen viel Energie aufwenden, um den Tag zu überstehen. Dabei mangelt es ihnen meist genau daran. Eine Beziehung kostet aber Energie: Man muss kommunizieren, Probleme lösen und für gemeinsame Unternehmungen offen sein. Doch für die Erkrankten ist es wichtig, ihre wenige Energie einzuteilen und für sich aufzuwenden. Daher sehen sie in der Trennung häufig die einzige Möglichkeit, kraftraubenden Konflikten aus dem Weg zu gehen und die letzten Energiereserven zu sparen.

2. Wenn bei Depression das Liebesgefühl weg ist

Keine Nähe zulassen zu können, ist bei Depression ein wichtiges Symptom. Oft geht es mit scheinbarer Gefühlskälte und Distanzierung einher. Da die Erkrankten aufgrund der Depression keinen Zugang zu ihren Gefühlen für ihre:n Partner:in haben, glauben sie selbst, dass die Liebe erkaltet ist.

Oftmals denken Betroffene auch, dass sie sich überhaupt nur wegen der scheinbar fehlenden Liebe so schlecht fühlen. Trennt man sich, wird es einem selbst viel besser gehen – so die Hoffnung. Doch das ist ein Trugschluss, denn Depression ist meist „die Ursache und nicht die Folge von Partnerschaftskonflikten“, so Professor Hegerl.

3. Depressive Menschen machen krank – denken sie

Auch der nicht-depressive Teil kann durch Depressionen die Gefühle für den oder die Partner:in verlieren, fürchten Betroffene. Allein schon diese Angst bewegt viele dazu, die Beziehung zu beenden, bevor sie selbst durch eine Trennung verletzt werden.

Noch schwerwiegender ist der Gedanke, dass die eigene Depression auch den geliebten Menschen krank machen und zu einer depressiven Verstimmung – der sogenannten Co-Depression – führen kann. Um diese Entwicklung von vornherein zu verhindern, scheint Schlussmachen der einzig richtige Schritt zu sein, um den anderen zu schützen.

4. Depressiver Partner will die Trennung wegen Sex

Eine Depression in der Partnerschaft hat auch auf die Sexualität Auswirkungen. Viele Betroffene verlieren das Interesse an Sex. Dieses Verhalten kann zu Vorwürfen und Streit führen, nicht selten wird Fremdgehen vermutet. Will der Partner oder die Partnerin Sex, fühlt sich die depressive Person unter Druck gesetzt. Die Reaktion kann dann eine Trennung wegen fehlender Sexualität sein.

5. Belastung und Scham – auch darum trennen sich Depressive vom Partner

Viele Depressive fühlen sich wertlos – vor allem, wenn sie sich nicht therapeutisch behandeln lassen. Sie glauben, der Partner oder die Partnerin könnte sie gar nicht lieben. Und sie möchten dem anderen mit ihren Problemen nicht zur Last fallen und vor dem eigenen Elend verschonen.

Hinzu kommt häufig eine große Scham, weil man nicht die beste Version seiner selber kann, ständig gereizt und lustlos ist und sich scheinbar grundlos unglücklich fühlt. Oftmals kommen auch massive Ängste, etwa vor der Arbeitslosigkeit und Geldmangel, dazu. Mit einem Beziehungsaus kann man all diesen negativen Auswirkungen aus dem Weg gehen, so denken Betroffene.

Bevor es zu einem dieser Szenarien kommt, sollte man als nicht-depressive:r Partner:in versuchen, die depressive Person dazu bewegen, sich Hilfe zu holen. Ohne professionelle Unterstützung kann man die Depression nicht überwinden.

Es lohnt sich: Bei der zuvor genannten Befragung der Deutschen Depressionshilfe kam auch heraus, dass die Depression die Partnerschaft bei 36 Prozent der Betroffenen sogar vertieft und gefestigt hat. Dann stellt sich die Frage „Warum trennen sich Depressive vom Partner“ meist erst gar nicht, weil der oder die Erkrankte sich trotz aller Probleme verstanden, aufgefangen und geliebt fühlen kann.

Depression: Wo finde ich Hilfe?

Wenn Sie sich ständig erschöpft und traurig fühlen oder unter Schlafproblemen leiden, kann dies auf eine Depression hindeuten. Spätestens nach zwei Wochen Niedergeschlagenheit ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen. Auf der Website der Deutschen Depressionshilfe finden Sie verschiedene Anlaufstellen. Dort sind auch Adressen für Notfälle gelistet. Bei konkreten Suizidgedanken ist es wichtig, die nächstgelegene Klinik mit psychiatrischer Notaufnahme aufzusuchen.

Bei akuten Sorgen oder Ängsten können Sie jederzeit anonym die Telefonseelsorge unter den Telefonnummern 0800/111 0 111 oder 116 123 anrufen.

Wenn Sie nicht selbst betroffen sind, aber depressive Symptome bei anderen bemerken, erhalten Sie auf der Website der Deutschen Depressionshilfe konkrete Handlungsempfehlungen. Besteht eine konkrete Suizidgefahr ist es wichtig, sofort den Rettungsdienst unter 112 oder die Polizei zu verständigen.