Warum der neue Gas-Sparplan der Regierung die Gesundheit gefährdet

Laut einem neuen Gesetz von Klimaschutz- Wirtschaftsminister Robert Habeck soll ab 1. September ein Gas-Sparplan in Kraft treten. Ziel ist es, angesichts der Energiekrise Heizenergie einzusparen. Doch die Maßnahmen könnten die Gesundheit der Menschen gefährden.

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Die von der EU-Kommission vorgesehen Energiesparmaßnahmen müssen auch in Deutschland umgesetzt werden. So soll laut dem Entwurf der „Kurzfristenergiesicherungsverordnung“ (EnSikuV) unter anderem ab 1. September die Heiztemperatur auf 19 Grad Celsius gesenkt werden. Doch dieser Gas-Sparplan der Regierung könnte laut Medienberichten eine Gefahr für die Gesundheit darstellen.

Gas-Sparplan sieht 19 Grad Celsius in öffentlichen Gebäuden vor

Der Entwurf vom Bundeswirtschaftsministerium soll bereits Anfang September durch eine Verordnungsermächtigung aus dem Energiesicherungsgesetz vom Bundestag genehmigt werden und direkt in Kraft treten. Die Regierung will damit den Gasverbrauch in Deutschland um zwei Prozent senken.

Eine zentrale Maßnahme ist die Absenkung der Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden. Vorgesehen ist:

  • Maximal 19 Grad Celsius sollen in Räumen herrschen, in denen körperlich leichte bzw. überwiegend sitzende Tätigkeiten ausgeführt werden.

  • Maximal 18 Grad Celsius dürfen es in Räumen sein, wo die Menschen überwiegend stehen oder in leichter Bewegung sind.

  • Maximal 12 Grad sind für Räume vorgesehen, in denen schwere körperliche Arbeiten verrichtet werden.

Ausnahmen gelten für Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Schulen und Kitas.

19 Grad Celsius laut Energiegesetz auch in Büros und in Mietobjekten

Dem Gesetz nach sollen auch Unternehmen die Raumtemperatur in den Büros auf 19 Grad Celsius senken. Das gleiche gilt für Mieter:innen von Wohnungen und Häusern: Obwohl diese eigentlich eine Mindesttemperatur einhalten müssen, um Schäden – etwa durch Schimmelbildung – vorzubeugen, können auch sie das Thermostat der Heizung auf 19 Grad Celsius runterdrehen. Bislang empfiehlt das Umweltbundesamt je nach Gebäude in Wohnräumen eine Temperatur von 20 Grad und im Schlafzimmer 17 Grad. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) bilden 18 Grad Celsius die Untergrenze für gesunde Menschen, bei gefährdeten Gruppen muss die Raumtemperatur höher liegen.

Gas-Sparplan: Schimmel gefährdet die Gesundheit

Expert:innen sehen darin eine große Gefahr, denn je weniger geheizt wird, desto mehr müssen Mieter:innen lüften. Doch viele Menschen wissen gar nicht genau, wie und wie oft richtig gelüftet wird. Hinzu kommt, dass einige wegen der hohen Kosten die Raumtemperatur noch weiter senken.

Dann könnte es schnell zu Schimmelbildung in den Räumen kommen. Dieser schädigt nicht nur die Bausubstanz, sondern stellt auch eine Gefahr für die Gesundheit dar, vor allem bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder anderen Vorbelastungen. Durch Sporen und Schimmelpilze können verschiedene Krankheiten ausgelöst werden, wie zum Beispiel:

  • Atemwegsbeschwerden

  • Allergien und Asthma

  • Bronchitis

  • Kopfschmerzen und Migräne

Kühlere Räume erhöhen das Risiko für Herz und Kreislauf

Je kälter es ist, desto mehr verengen sich die Gefäße und der Blutdruck steigt. Dies stellt insbesondere für Menschen ein Risiko dar, die bereits einen Herzinfarkt hatten oder unter koronaren Herzkrankheiten, Angina Pectoris, Bluthochdruck, Vorhofflimmern oder tiefen Beinvenen-Thrombosen leiden. Schlimmstenfalls drohen ein Herzinfarkt oder Schlaganfall. Wer vorbelastet ist, sollte wegen der kühleren Raumtemperaturen mit Ärztin oder Arzt über eine Anpassung der Medikamentendosis sprechen.

Gefahr der Unterkühlung durch Gas-Sparplan

Zudem könnte die Absenkung der Heiztemperatur bei hilfsbedürftigen Menschen zu Unterkühlung führen. Normalerweise liegt die Körpertemperatur zwischen 36,5 und 37, 4 Grad Celsius. Braucht der Körper über einen längeren Zeitraum mehr Wärme, als er produzieren kann, sinkt die Temperatur ab. Unter 35 Grad spricht man von Unterkühlung. Dazu kann es bei Kälte im Freien, im kalten Wasser, aber auch in kalten Räumen kommen. Anzeichen sind zum Beispiel Zittern, schnellere Atmung, Muskelstarre bis hin zu Müdigkeit und Bewusstlosigkeit.

Gefährdet sind vor allem Kinder sowie alte, kranke Menschen oder diejenigen, die sehr erschöpft oder geschwächt sind. Auch starker Alkohol- oder Drogenkonsum kann ein Risikofaktor sein, da Betroffene die Unterkühlung nicht bemerken und sich nicht schützen können. Dies gilt auch bei Menschen mit Demenz.

Zwar sind gesunde Menschen durch eine leichte Absenkung der Raumtemperatur nach derzeitigem Wissen wohl nicht gefährdet – doch für Risikogruppen kann der Gas-Sparplan der Regierung durchaus eine gesundheitliche Gefahr darstellen.