Warum bin ich ständig müde?

Jeder ist mal schlapp und abgespannt. Wenn die Erschöpfung allerdings zum Dauerzustand wird und jemand ständig müde ist, ist dies ernstzunehmen. Experten sprechen von CFS: Synonym für chronische Erschöpfung. Was hinter dem schwer zu fassenden Krankheitsbild steckt, lesen Sie hier.
Ständig müde: Volkskrankheit Chronisches Erschöpfungssyndrom
Immer mehr Menschen leiden unter dem chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS), allein in Deutschland schätzungsweise 300.000. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer, vor allem im Alter zwischen 25 und 40. Chronisch Erschöpfte fühlen sich bereits beim Aufwachen schachmatt und ständig müde. Eine lähmende Schwäche beherrscht ihr Leben. Selbst kleinste Aktionen werden zur Qual.
Bei der Mehrzahl der Patienten tritt die Krankheit ganz plötzlich nach einem besonderen Ereignis auf. Bei anderen entwickelt sie sich schleichend. Wie zum Beispiel bei dem Lehrer Thomas S. aus Dortmund. Er war immer ein begeisterter Sportler gewesen. Doch dann merkte er, wie ihn die körperlichen Aktivitäten immer mehr anstrengten. „Es war so, als würde irgendetwas die Energie aus mir heraussaugen“, berichtet der 39-Jährige. „Nach ein paar Monaten war es so schlimm, dass ich an manchen Tagen nicht mal die Kraft hatte, unter die Dusche zu gehen.“
Nicht jeder, der ständig müde ist, leidet am CFS
Viele der Betroffenen haben eine zermürbende Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich, bis Chronische Müdigkeit diagnostiziert wird. Nicht selten werden sie als Hypochonder oder hysterisch abgestempelt. Denn organisch scheint alles in Ordnung zu sein. „Die Diagnose war wie eine Erlösung“, gibt Melanie K. zu. „Ich wusste endlich, dass ich wirklich krank bin.“
Aber nicht jeder, der sich schlapp und ständig müde fühlt, leidet an Chronischer Müdigkeit. Zwei Kriterien sind Voraussetzung für einen begründeten Verdacht: Die Erschöpfung dauert länger als sechs Monate, und die Leistungsfähigkeit sinkt drastisch, das heißt um mehr als 50 Prozent. Zum Krankheitsbild gehören noch andere Symptome: Muskel- und Gelenkschmerzen, Kopf- und Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Schwindel, leichtes Fieber, Herzrasen, Konzentrationsschwäche.
So diffus wie das Krankheitsbild sind auch die Vermutungen der Mediziner. Obwohl Experten weltweit nach den Ursachen forschen, ist Chronische Müdigkeit immer noch eines der großen medizinischen Rätsel. Mal vermuten Spezialisten, dass Viren oder Pilze dahinter stecken, wenn man ständig müde ist, mal ziehen sie Umweltgifte, hormonelle Störungen, Immundefekte oder Stress in Betracht.
Zeittypische Krankheit Chronische Müdigkeit
Professor Dr. Wilfried Nix, Oberarzt der Neurologischen Uniklinik Mainz und Vorsitzender des Arbeitskreises Chronisches Erschöpfungssyndrom, ist überzeugt, dass Chronische Müdigkeit eine zeittypische Krankheit ist, bei der mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Und zwar körperliche ebenso wie seelische. Gerät eine Komponente aus der Balance, ist Krankheit die Folge. Seiner Meinung nach ist das rätselhafte Leiden eine Reaktion auf überhöhten Leistungsdruck, Lebensängste und den Anspruch, immer perfekt sein zu müssen. „Bei extrem sensiblen Menschen wirkt das Erschöpfungssyndrom sozusagen als Notbremse“, so der CFS-Experte. Denn eine Krankheit erscheint vielen als einzig akzeptiertes Alibi, sich dem Stress zu entziehen.
Da die Ursachen nicht eindeutig erforscht sind, erweist sich die Behandlung von CFS als schwierig. Sie muss auf den jeweiligen Fall abgestimmt werden. Günstig scheint sich eine fettarme, vitaminreiche Ernährung auszuwirken, da sie das Immunsystem stärkt. Aber auch Medikamente, autogenes Training oder eine Verhaltenstherapie können helfen, wenn man sich ständig müde fühlt.
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