Vitamin D – wie viel ist zu viel?
Viele Menschen nehmen täglich Vitamin-D-Präparate ein. Doch die richtige Dosierung ist wichtig – denn zu viel des Nährstoffs kann gefährlich werden, warnen Ärzte. Was im Ernstfall passieren kann, zeigen zwei Beispiele.
Vitamin D ist unerlässlich für den Körper und ein Mangel kann die Knochen schwächen und das Immunsystem beeinträchtigen. Viele Menschen nehmen daher Vitamin-D-Präparate ein, da lediglich nur Vitamin D3 vom Körper selbst produziert werden kann. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) warnt jetzt davor, sich eigenmächtig hochdosierte Vitamin-D-Präparate zu besorgen und diese ohne ärztliche Aufsicht einzunehmen.
Die Kommission führt zwei Fallbeispiele auf, die zeigen, wie gefährlich eine solche Überdosierung werden kann. Eine 78-jährige Frau hatte ohne ärztliche Absprache täglich 10.000 IE (internationale Einheiten), ein 60-jähriger Mann täglich 50.000 IE Vitamin D eingenommen. Die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlene Tagesdosis beträgt 800 IE, Arzneimittel mit einer Tagesdosis von über 1.000 IE sind verschreibungspflichtig. Die beiden Patienten hatte ihre Vitaminpräparate online von ausländischen Anbietern erworben.
Hyperkalzämie – gefährliche Folge einer Vitamin-D-Überdosierung
Beide Patienten mussten mit einem akuten Nierenversagen behandelt werden und bei beiden lag außerdem eine sogenannte Hyperkalzämie vor – dazu kommt es, wenn der Kalziumspiegel im Körper zu hoch ist. Das wiederum kann bei einer Überdosierung mit Vitamin D passieren, denn der Nährstoff ist für die Aufnahme von Kalzium aus der Nahrung zuständig.
Bei einer Hyperkalzämie lagert sich das Kalzium im Körper ab und kann verschiedene Beschwerden verursachen. Entsteht sie schleichend, treten häufig gar keine Symptome auf. Steigt der Kalziumspiegel dagegen schnell an, können sich schon bei einem geringen Kalzium-Überschuss erste Anzeichen bemerkbar machen.
Zunächst zeigt sich die Hyperkalzämie durch Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmungen oder Muskelschwäche. Dazu kommen Verdauungsbeschwerden wie Verstopfung, Übelkeit und Erbrechen, in einigen Fällen auch Magengeschwüre oder Bauchspeicheldrüsenentzündungen.
Besonders die Niere leidet unter dem Zuviel an Kalzium – denn sie hat die Aufgabe, Abfallstoffe aus dem Körper zu transportieren. Überschüssiges Kalzium sammelt sich hier darum in großen Mengen in Form von Kalziumkristallen, die die Niere schädigen können.
Bei dem 60-jährigen Mann kam es so zu einer dauerhaften Niereninsuffizienz, die eine regelmäßige Dialyse notwendig macht. Bei der betroffenen Frau konnte eine solche dauerhafte Schädigung durch eine medikamentöse Behandlung noch abgewendet werden.
Ist eine höhere Dosis immer gefährlich?
Die derzeitig gültige Empfehlung von 800 IE ist nicht unumstritten – einige Studien sprechen dafür, dass sie zu niedrig ist. So ergab eine 2015 veröffentlichte Untersuchung, dass eine tägliche Aufnahme von 7.000 IE Vitamin D optimal wäre. Patienten mit akutem Vitamin-D-Mangel verschreiben Ärzte in einigen Fällen auch noch höhere Dosen von etwa 10.000 IE täglich über wenige Wochen, bis das Vitamin-D-Depot des Körpers wieder aufgefüllt ist. Anschließend wird die Dosis verringert.
Wer kurzzeitig eine höhere Menge als 800 IE eingenommen hat, muss sich also keine Sorgen machen. Die AkdÄ warnt jedoch eindringlich davor, so hohe Dosen wie in den vorgestellten Beispielen ohne ärztliche Absprache einzunehmen – denn das kann gefährliche Folgen haben.