Verklebte Faszien: So können Sie sie wieder lösen
Faszien-Verklebung kann eine Reihe von Beschwerden in verschiedenen Körperbereichen von Nacken bis in die Beine auslösen. Wie kommt es zu den Problemen durch verklebte Faszien und was kann man dagegen tun?
Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.
Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.
Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.
- Was sind Faszien?
- Warum können Faszien verkleben?
- Wie hängen verklebte Faszien und Ernährung zusammen?
- Schmerzen durch verklebte Faszien am Rücken
- Wenn durch verklebte Faszien Nacken und Schultern schmerzen
- Knieprobleme durch verklebte Faszien am Bein und Oberschenkel
- Faszien im Bauch: Verklebungen können ausstrahlen
- Verklebungen der Faszien lösen: So geht’s
Wenn Faszien verkleben, sind häufig Nacken, Schultern und Rücken betroffen. Aber es kann auch zu Beschwerden in den Beinen oder am Bauch kommen. Meist denkt man dann erst einmal gar nicht an verklebte Faszien – dabei durchziehen diese den gesamten Körper, halten ihn elastisch und sorgen für Stabilität.
Was sind Faszien?
Bei Faszien handelt es sich um Bindegewebe. Sie bestehen hauptsächlich aus Kollagenfasern und umgeben netzartig Muskeln und Organe im gesamten Körper. Faszien sind sehr elastisch, dabei aber auch äußerst reißfest und haben verschiedene Funktionen: Zum einen umhüllen sie Knochen, Muskeln, Sehnen und Bänder, halten so das Muskel-Skelett-System zusammen und sorgen für Flexibilität des Bewegungsapparates. Darüber hinaus halten die Strukturen aber auch die Organe an ihrem vorbestimmten Platz, sie umgeben Gefäße und Nervenleitungen und sind an der Übertragung von Nervenreizen beteiligt.
Der Faszien-Aufbau ist je nach Funktion unterschiedlich. Das komplexe System ist ein dreidimensionales Netzwerk aus kollagenhaltigen Bindegewebsfasern, die weicher oder fester, lockerer oder dichter verwoben sind. Sind die Fasern unregelmäßig verflochten, bieten sie zugleich Beweglichkeit und Festigkeit in alle Richtungen. Parallel verlaufend ist die Zugfestigkeit der Faszien in eine Richtung hoch. Wenn diese Voraussetzungen jedoch nicht mehr gegeben sind, kommt es zu Beschwerden. Aber warum verkleben Faszien eigentlich?
Warum können Faszien verkleben?
Das Fasziengewebe ist von Lymphgefäßen durchzogen. Bewegt man sich, werden Zellen und Faszien mit Nährstoffen versorgt, während die Abfallstoffe des Stoffwechsels zugleich abtransportiert werden. Fehlt die Bewegung oder ist sie zu einseitig, verlieren die ungenutzten Faszien an Flexibilität und Stabilität – sie werden nicht mehr versorgt und verdrehen oder verhärten sich und verkleben, da der Lymphfluss beinträchtigt wird.
Dieser Prozess wird in der Fachsprache Fibrosierung genannt. Durch Bewegungsmangel bildet sich mehr Bindegewebe und Fibrin, das wie ein Klebstoff wirkt. Die Faszien verhärten, sind zunehmend weniger dehnfähig und können reißen.

Expert:innen haben darüber hinaus herausgefunden, dass auch Stress eine Ursache für verklebte Faszien sein kann. Durch die Ausschüttung von Hormonen ziehen sich die Fasern zusammen und erstarren – auch dies kann für Probleme sorgen. Zudem spielt das Alter eine Rolle, da der unausgeglichene Flüssigkeitshaushalt bei älteren Menschen die Fasern zunehmend verkleben lässt.
Wie hängen verklebte Faszien und Ernährung zusammen?
Wer sich dauerhaft ungesund ernährt, hat ebenfalls häufig mit verklebten Faszien zu tun. Schuld sind vor allem säurebildende Lebensmittel, zum Beispiel Fleisch, Milchprodukte und Eier, aber auch Getreide, Süßigkeiten, Kaffee und Alkohol. Da die überschüssige Säure vom Körper nicht mehr abgebaut werden kann, lagert sie sich im Bindegewebe an und bildet hier die sogenannten Schlacken. Diese tragen zum Verkleben der Faszien bei, insbesondere wenn Bewegungsmangel dazu kommt.
Wenn Faszien verkleben, kommt es zu Bewegungseinschränkungen und Schmerzen. Der Grund: Sind die Kollagenfasern nicht mehr flexibel, haben die Muskeln nur noch eine beschränkte Bewegungsfreiheit, der Körper muss dieses Manko ausgleichen. Dadurch entstehen Spannungen, der Druck auf Gelenke und Bandscheiben wächst. Der Körper sendet dann Warnsignale – es schmerzt. Nimmt man dann unbewusst eine Schonhaltung ein, verstärken sich die Beschwerden, da das Fasziengewebe an anderer Stelle durch die veränderte Haltung ebenfalls überlastet wird.
Schmerzen durch verklebte Faszien am Rücken
Da sich die Faszien durch den ganzen Körper ziehen, können viele Bereiche betroffen sein. Besonders häufig treten Rückenschmerzen auf. Sie sind eine Folge von Bewegungsmangel. Hinzu kommt eine starre Haltung, oftmals über Stunden, etwa wenn man am Schreibtisch arbeitet und sich die Muskulatur zusätzlich verspannt.
Die große Rückenfaszie ist die die größte Faszie im Körper, die beim Beugen für Stabilität sorgt. Die Lendenfaszie wiederum gibt dem unteren Rücken Halt und ist sehr schmerzempfindlich. Ist das Bindegewebe am Rücken verklebt, kann es für die Betroffenen daher besonders unangenehm werden. Expert:innen gehen inzwischen davon aus, dass für Rückenschmerzen meist das Fasziensystem und nur in wenigen Fällen die Bandscheiben oder verspannte Muskeln allein ursächlich sind.
Wenn durch verklebte Faszien Nacken und Schultern schmerzen
Ebenfalls sehr häufig ist sind Faszien und Bindegewebe am Nacken und im Schulterbereich betroffen. Auch hier ist die starre Haltung ein Problem: So wird der Kopf beim Auf-den-Bildschirm-Schauen oftmals ungesund nach vorn geschoben und gehalten. Auch der ständige Blick aufs Smartphone kann für eine Verklebung der Faszien im Nacken sorgen.
Knieprobleme durch verklebte Faszien am Bein und Oberschenkel
Sitzt man zu viel, kann es zu Faszien-Verklebungen in den Beinen und vor allem in den Oberschenkeln kommen. Grund hierfür ist, dass Muskeln wie der Hüftbeuger, aber auch die zahlreichen Muskelstränge und Faszien im hinteren Oberschenkelbereich sowie an den Außenseiten der Oberschenkel durch ständiges Sitzen und Bewegungsmangel verkürzen. Auch der permanente Druck wirkt auf die Faszien. Die Folgen sind nicht nur Schmerzen im Oberschenkel, sondern durch die erhöhte Spannung auf die Gelenke kommt es auch Schmerzen an Knien, Hüfte oder Gesäß.
Faszien im Bauch: Verklebungen können ausstrahlen
Eine Verklebung der Faszien im Bauchraum – der sogenannten abdominalen Faszien – kann nicht nur zu Bauchschmerzen führen, sondern auch in den Rücken ausstrahlen. Das Gleiche gilt für die Fasern, die Organe wie den Darm, die Nieren oder die Leber umgeben: Sind sie verklebt, können sie über die zusammenhängenden faszialen Zugbahnen und die Schmerzkette des Fasziensystems für Beschwerden in entfernten Bereichen wie den Lendenwirbeln oder sogar der Schulter sorgen.
Verklebungen der Faszien lösen: So geht’s
Bei Schmerzen ist es auf jeden Fall wichtig, die Beschwerden ärztlich abklären zu lassen. Werden andere Ursachen ausgeschlossen, lautet die Frage: Was tun bei verklebten Faszien? Es gibt verschiedene Möglichkeiten:
1. Verklebte Faszien lösen mit Physiotherapie bzw. Rolfing
Ein Rezept für Physiotherapie ist meist der erste Schritt zur Besserung. Der Therapeut bzw. die Therapeutin sollte sich mit Faszientraining auskennen. Massagen und gezielte Bewegungstherapien helfen, die tiefen Gewebeschichten zu erreichen und die Faszien wieder zu lockern. Die Behandlung kann zum Teil recht schmerzhaft sein, ist aber sehr wirkungsvoll.
Ähnlich funktioniert Rolfing. Die manuelle Körperarbeit beruht auf der Idee, dass die Haltung des Menschen möglichst aufrecht sein sollte. Bei der Therapie wird das Fasziengewebe mit Händen, Fingern und Ellenbogen bearbeitet.
2. Mit Osteopathie Faszienverklebung lösen
Osteopathie ist ebenfalls eine manuelle Behandlung, bei der verklebte und verhärtete Faszien durch sanften Druck gelockert und muskuläre Verspannungen sowie Bewegungseinschränkungen gelöst werden.
3. Mit Yoga gegen verklebte Faszien
Um die Faszien zu dehnen und in alle Richtungen zu bewegen, eignet sich Yoga. Die dynamischen, aber dennoch sanften Übungen entspannen das Gewebe und beugen zugleich einer Verhärtung der Fasern vor, sofern man sie regelmäßig ausübt. Es gibt auch spezielle Faszien-Yogakurse.
4. Verklebte Faszien mit Ultraschall behandeln
Bei der Ultraschalltherapie werden die betroffenen Bereiche mit Schallwellen in einer bestimmten Frequenz behandelt. Durch die entstehenden Vibrationen wird das Gewebe zusammengedrückt und weitet sich dann wieder – ähnlich wie bei einer Massage. Die Behandlung ist schmerzfrei, wirkt durchblutungsfördernd und entspannend. Wer allerdings zum Beispiel unter Krampfadern oder Thrombosen leidet oder Gerinnungshemmer nimmt, darf nicht mit Ultraschall behandelt werden.
5. Verklebte Faszien selbst lösen
Viel dehnen und strecken und bewegen hilft schon mal. Zusätzlich kann man die Faszien zu Hause auch mit einer Rolle oder einem Massage-Ball (alternativ ein Tennisball) bearbeiten. Durch den Druck werden die Faszien aktiviert und Verklebungen gelöst. Am besten ist es, sich entsprechende Übungen bei der Physiotherapie zeigen zu lassen. Die Faszienrolle gibt es in verschiedenen Stärken, auch hier ist eine Beratung empfehlenswert.
Verklebte Faszien lösen mit diesen Übungen für zu Hause:
Mit geradem Rücken an die Wand stellen und einen Ball mit leichtem Druck erst rechts, dann links neben der Wirbelsäule auf und ab rollen, indem man in die Knie geht und sie wieder streckt. Dabei darauf achten, den Ball nicht über die Wirbelsäule zu rollen.
Ebenfalls an eine Wand lehnen und den Ball zwischen Schulter und Wand platzieren. Den Ball über der Schultermuskulatur kreisen lassen, erst die eine, dann die andere Seite.
Im Stehen mit den Fußsohlen über den Ball kreisen und Druck ausüben.
Die Faszienrolle ist besonders für die Beinmuskulatur geeignet. Dazu auf den Boden legen, möglichst auf eine Matte, und den Oberkörper abstützen. Wichtig: nie über die (Knie-)Gelenke rollen! Nun jedes Bein abwechselnd langsam über die Rückseite erst vom Ober-, dann vom Unterschenkel rollen. Drehen, auf den Unterarmen abstützen und über die Vorderseite der Oberschenkel rollen. Dann seitlich auf die Arme stützen und die Seiten der Oberschenkel bearbeiten. Jeweils zehnmal langsam vor und zurück rollen. Ist es zu schmerzhaft, sollte man die Übung beenden.
6. Bei Faszien-Verklebung auf Ernährung und Ruhe achten
Wichtig ist außerdem, sich ausgewogen und eher basisch zu ernähren, mit viel Obst und Gemüse. Es sollten weniger tierische Lebensmittel auf den Speiseplan kommen und wenn, dann eher Geflügel, Fisch, Quark und Käse als Proteinquellen. Zudem sollte man Getreide in geringen Mengen verzehren, denn auch Vollkornprodukte wirken säurebildend. Darüber hinaus ist es wichtig, Stress zu vermeiden und ausreichend zu schlafen, um verklebte Faszien zu lösen – oder damit es am besten gar nicht erst zur Faszien-Verklebung kommt.
Quellen:
Faszien und Fasziensystem in: gesundheit.gv.at
Egger, R., & Schoberwalter, H. (2017). Was sind Faszien?. In Dynamische Faszien (pp. 3-16). Springer, Berlin, Heidelberg.
Myers, T., & Earls, J. (2015). Faszien-Release zur Verbesserung der Körperhaltung: Für Beweglichkeit, Stabilität und Schmerzfreiheit. Riva Verlag.