Toxische Freundschaft: Test und Anzeichen

Fühlen Sie sich nach jedem Treffen mit einer ganz bestimmten Person immer seltsam ausgelaugt? Das kann ein Anzeichen für eine toxische Freundschaft sein. Ein Test zur Einschätzung und wie Sie toxische Freunde loswerden.  

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Vor allem dank Social-Media-Plattformen, die das Thema gerne aufgreifen, weiß heutzutage jeder, was eine toxische Beziehung ist: Zwei Menschen, die sich nicht guttun, weil mindestens einer von beiden ein problematisches Verhalten an den Tag legt. Egoismus, Lügen oder Gaslighting lassen eine Beziehung zu purem Gift für die Psyche werden. Ähnliche Merkmale kann eine toxische Freundschaft aufweisen – ein Phänomen, mit dem sich die mediale Welt weitaus weniger beschäftigt. Dabei ist es sehr wahrscheinlich, dass sich jeder im Laufe seines Lebens mindestens einmal in einer solchen Verbindung wiederfinden wird. Woran erkennt man, dass man in einer toxischen Freundschaft steckt und wie beendet man sie?

Eine Frau hört ihrer Freundin angestrengt zu
Wenn man froh ist, dass das Treffen mit der Freundin vorbei ist, ist das mitunter ein Zeichen für eine toxische Freundschaft Foto: iStock_Emir Memedovski

Was bedeutet toxische Freundschaft?

Die Bezeichnung „toxisch“ ist kein psychologischer Begriff und daher nicht klar definiert. Gemeinhin wird der Begriff verwendet, um eine Person zu beschreiben, deren Verhalten schädlich auf die Menschen um sie herum wirkt – ähnlich wie Gift. So kann es toxisch sein, wenn sich jemand rücksichtslos verhält oder ständig schlecht über andere redet.

Geht eine solche Person eine Freundschaft (oder eine Beziehung) ein, kann auch diese toxische Züge annehmen. Aber was genau bedeutet das? Die britische Psychologin Vasia Toxavidi verwendet die Bezeichnung „Toxic“ auch als Akronym. Es setzt sich aus fünf Begriffen zusammen, die näher beschreiben, welche Merkmale eine toxische Freundschaft haben kann:

  • Tiring (ermüdend)

  • Obstructive (hinderlich)

  • Exhausting (erschöpfend)

  • Intimidating (einschüchternd)

  • Conditional (bedingt)

Toxische Freunde rauben einem mehr Energie, als sie zurückgeben, sie können das persönliche Wachstum ausbremsen und knüpfen die Freundschaft an Bedingungen.

Toxische Freundschaft – Test zur Selbsteinschätzung

Das eigene Empfinden ist leitend bei der Frage, ob eine Freundschaft toxische Züge angenommen hat. Fühlt man sich nach jedem Treffen ausgelaugt, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Doch besonders in langen und engen Freundschaften wird man mitunter blind für problematische Verhaltensweisen des Gegenübers und dessen Auswirkungen auf das eigene Wohlbefinden. Das kann es schwierig machen, eine toxische Freundschaft zu erkennen. Der folgende Test kann eine Orientierung geben.

Wie merkt man eine toxische Freundschaft? Diese Anzeichen verraten es!

Ob und welche Art von Verhaltensweisen man für toxisch halten kann, ist individuell höchst unterschiedlich. Schließlich hängt es stark von der eigenen Persönlichkeit ab, was einen in Freundschaften verärgert oder deprimiert. Während es beispielsweise die einen unerträglich finden, sich regelmäßig die Beziehungsprobleme ihrer Freunde anzuhören, ziehen andere Kraft daraus, mit ihren Ratschlägen helfen zu können. Doch es gibt bestimmte Dinge, die den meisten Menschen ein schlechtes Gefühl geben.  

Diese Anzeichen sprechen für eine toxische Freundschaft:

  • Selbstzentriertheit: Ihre Gespräche drehen sich stets um ihr Leben und ihre Probleme. Wie es Ihnen geht oder was Sie beschäftigt, scheint nicht von Interesse zu sein.

  • Einseitige Freundschaft: Sie sind immer für die Person da, werden aber selbst immer hängen gelassen.

  • Neid: Wenn Ihnen etwas Gutes widerfährt, freut sich die Person nicht für Sie mit oder sie versucht sogar, Ihren Erfolg kleinzureden.

  • Schuldgefühle: Ihnen wird ein schlechtes Gewissen gemacht, wenn Sie keine Zeit haben oder einem Gefallen nicht nachkommen können. Die Person zeigt sich betont enttäuscht oder verärgert.

  • Hohe Erwartungshaltung: Die Person geht davon aus, dass Sie immer für sie verfügbar sind, wann immer sie ein offenes Ohr oder eine Fahrgelegenheit braucht.

  • Rücksichtslosigkeit: Verabredungen werden ständig kurzfristig abgesagt, persönliche Dinge werden ausgeplaudert und Versprechen gebrochen – die Person tut, was sie will und nimmt dabei keine Rücksicht auf Sie.

  • Besitzergreifend: Bekommt die Person mit, dass Sie sich mit anderen Freundinnen treffen, reagiert sie eifersüchtig. Andersherum werden Sie von ihr ignoriert, wenn Sie in einer großen Gruppe unterwegs sind.

  • Energievampir: Es ist anstrengend, Zeit mit der Person zu verbringen, weil von ihr nur Negatives kommt. Sie zieht über andere Menschen her, beschwert sich über alles und versucht stets, das sprichwörtliche Haar in der Suppe zu finden.

  • Abwertungen: Spitze Kommentare und vermeintliche Scherze, die auf Ihre Schwächen abzielen, kennen Sie von der Person gut. Es kann sogar sein, dass sie sich vor anderen über Sie lustig macht. Sie hören oft Sätze wie „das war gar nicht so gemeint“ oder „stellt dich nicht so an, das war doch nur ein Scherz“ (lassen Sie sich nicht beirren, es war kein Scherz).

  • Manipulation: Damit sie das bekommt, was sie will, schreckt die Person nicht davor zurück, Sie zu manipulieren – sie lügt, stellt sich als Opfer dar und verwendet Ihre Schwächen gegen Sie.

Toxische Freunde: Sind es Narzissten?

Die für toxische Freunde typischen Verhaltensweisen sind allesamt auch Merkmale von Menschen mit starken narzisstischen Zügen. Insbesondere rücksichtsloses und manipulatives Verhalten deutet darauf hin, dass Sie es mit jemandem zu tun haben, der wenig Empathie für seine Mitmenschen übrighat und lediglich auf seinen Vorteil aus ist. Allerdings weist eine toxische Freundschaft nicht immer darauf hin, dass das Gegenüber ein Narzisst ist.

Wenn nicht gleich alle oben genannten Merkmale, sondern nur eines davon auf eine Person zutrifft, können die Gründe für toxisches Verhalten vielfältiger und wesentlich „harmloser“ sein: Eine Person, die jedes Gespräch auf ihre Probleme lenkt, macht möglicherweise eine schwierige Phase durch. Wer immer beleidigt reagiert, wenn eine Freundin am Wochenende keine Zeit hat, könnte unter Verlustangst leiden oder sich einsam fühlen. Und muss jemand immerzu abwertende Kommentare ablassen, zeigt er damit, dass er ein geringes Selbstbewusstsein hat.

Wie mit toxischen Freunden umgehen?

Dass eine Freundschaft toxisch (geworden) ist, bedeutet somit nicht unbedingt, dass die Person schlecht ist. Aus diesem Grund muss es nicht gleich das Ende der Freundschaft sein, wenn sie einem den letzten Nerv raubt. Wie bei jedem zwischenmenschlichen Problem hilft auch hier erst mal nur eines – miteinander reden. Nur so können Sie rausfinden, woher bestimmte Verhaltensweisen rühren. Sagen Sie der Person ganz offen, was Sie stört und machen Sie ihr klar, dass sich etwas ändern muss. Diese Vorgehensweise lohnt sich besonders bei langjährigen Freundschaften.

Doch ist die Person extrem uneinsichtig, sollten Sie auf Distanz gehen, um Ihre psychische Gesundheit zu schützen. Denn niemand möchte ständig runtergezogen werden, als emotionaler Mülleimer herhalten oder immerzu Sticheleien ausgesetzt sein. Auf Dauer kann das eine depressive Verstimmung auslösen und das Selbstbewusstsein angreifen. Hilft eine Aussprache nicht, sollte man daher lieber die Freundschaft beenden. Das kann sich allerdings ziemlich schwierig gestalten.

Toxische Freundschaft beenden: Wie mache ich das?

So ungesund eine Freundschaft auch sein kann – es ist meist nicht alles schlecht. Möglicherweise teilt man mit der Person viele gemeinsame Interessen und hat auch schöne Momente mit ihr erlebt. Das macht es schwer, sich von ihr zu lösen. So ist es mindestens genau so schmerzhaft, die toxische beste Freundin aus seinem Leben zu verbannen, wie sich von einem langjährigen Partner zu trennen. Auch Angst vor dem Alleinsein kann einen mitunter daran hindern, eine ungesunde Freundschaft zu beenden. Dennoch führt kein Weg daran vorbei, toxische Freunde loszuwerden, wenn keine Hoffnung besteht, dass sich etwas ändert.

Es ist ein Zeichen für ein gesundes Selbstwertgefühl, den Kontakt zu Menschen abzubrechen, die einem kein gutes Gefühl geben. Allerdings sollten Sie das auf faire Weise tun und nicht etwa auf Ghosting zurückgreifen. Erklären Sie der Person in einem persönlichen Gespräch, welche Dinge dazu geführt haben, dass Sie die Freundschaft nicht weiter fortführen wollen. Das Gespräch sollte nicht länger dauern als notwendig, da Ihr Gegenüber möglicherweise Manipulationsversuche starten und Ihnen ein schlechtes Gewissen machen wird. Sie sollten darauf nicht eingehen und das Gespräch rechtzeitig beenden. Möchten Sie einen klaren Schlussstrich unter einer toxischen Freundschaft ziehen, ist es zudem sinnvoll, den Kontakt komplett abzubrechen und die Person auch in den sozialen Medien zu blockieren.