Tollwut: 1863 von Louis Pasteur entdeckt

Der kleine Joseph Meister war neun Jahre alt, als er im Juli 1885 von einem tollwütigen Hund gebissen wurde. Ein sicheres Todesurteil, denn gegen die Tollwut gab es zu jener Zeit keine wirksame Behandlung. Der französische Chemiker Louis Pasteur wollte das nicht hinnehmen.
Schon 1880 hatte er das Rabies-Virus als Erreger der Tollwut identifiziert und seither in Tierversuchen nach einem Impfstoff gesucht. Joseph Meister wurde etwa 60 Stunden nach der Hundeattacke zu dem berühmten Pasteur gebracht, und am 6. Juli 1885 war er der erste Mensch, der mit dem neu entwickelten Impfstoff gegen Tollwut geimpft wurde – Joseph überlebte! Die Entwicklung der Schutzimpfung gegen die Tollwut ist zwar die größte medizinische Leistung Louis Pasteurs, aber nicht seine einzige. 1877 hatte Pasteur den Milzbranderreger entdeckt. 1863 wurde ein von ihm erfundenes Verfahren erstmals praktisch angewendet: das Pasteurisieren. Für die Lebensmittelindustrie ist diese Technik noch heute unverzichtbar. Der Forscher hatte entdeckt, dass Mikroorganismen, die für Verdorbenes verantwortlich waren, durch kurzzeitiges Erhitzen auf eine Temperatur von über 60 Grad abgetötet werden konnten.
Pasteurisieren
Seit 1863 ist das Verfahren der Pasteurisierung ständig weiterentwickelt worden. Heutzutage werden Milchprodukte pasteurisiert, indem die Milch für etwa 15 Sekunden auf eine Temperatur von rund 80 Grad Celsius erhitzt und dann sofort auf unter 10 Grad Celsius abgekühlt wird. Gleichzeitig wird die Milch heute zumeist auch „homogenisiert": Dabei werden die in ihr enthaltenen Fettkügelchen verkleinert, damit die Milch nicht aufrahmt und leichter verdaut werden kann.
Quelle: Woche heute, 50/2008