Studie: Wie hängt die Rente mit dem Sterberisiko zusammen?

Wann man in Rente geht, soll etwas über das Sterberisiko aussagen – das haben Forschende in einer Studie herausgefunden. In welchem Alter erhöht es sich am meisten?  

Person arbeitet am Computer
Das Anheben des Rentenalters wirkt sich unmittelbar auf die Sterblichkeit aus – inwiefern? Foto: iStock/Extreme Media

In welchem Alter Arbeitende in Rente gehen, hat sich in den letzten Jahren stufenweise erhöht. Momentan gilt in Deutschland: Wer 1964 oder später geboren ist, muss bis 67 arbeiten. Dabei sinkt die Zahl der Beitragszahlenden pro Rentner:in – denn die Bevölkerung wird in Deutschland immer älter. Während es 1981 noch 2,9 Zahlende pro Kopf waren, sollen es Prognosen zufolge 2045 nur noch 1,54 sein. Vor einer weiteren Anhebung des Rentenalters wird jedoch gewarnt – denn dies wirkt sich einer neuen Studie zufolge unmittelbar auf die Sterblichkeit aus.

Analyse der Rentenreform in Spanien

Die Studie wurde von Forschenden der Universitäten Mannheim und Barcelona durchgeführt. Es wurden Sozialversicherungsdaten aus Spanien analysiert – in dem südeuropäischen Land wurde das Renteneintrittsalter bei einer Reform von 60 auf 65 angehoben. Konkret heißt das: Wer vor 1967 ins Rentensystem einzahlte, durfte freiwillig ab 60 in Rente gehen, später Zahlende erst mit 65 Jahren.

Unmittelbarer Zusammenhang festgestellt

Dabei stellte sich heraus, dass sich das Sterberisiko stark erhöhte, wenn die Rente nur ein Jahr später angetreten wurde. Bei den 60- bis 69-Jährigen stieg das Risiko insgesamt um 43 Prozent, während es bei den 60 bis 64-Jährigen mit 67 Prozent am höchsten war. Diese Altersgruppe hatte nicht die Wahl früher in Rente zu gehen, für sie war es verpflichtend, bis 65 zu arbeiten.

Hohe Relevanz der Arbeitsbedingungen

Das Sterberisiko erhöhte sich grundsätzlich bei allen, war jedoch in zwei Fällen am höchsten:

1. Bei hoher körperlicher oder psychischer Belastung

2. Wenn wenig Anerkennung gegeben wurde und das Gefühl entstand, wenig zu leisten

Wie kann das Sterberisiko reduziert werden?

Das Rentenalter für alle weiter zu erhöhen, fördere den Forschenden zufolge lediglich die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ungleichheiten bei der Lebenserwartung. Viel effektiver sei ein stufenweiser Übergang in den Ruhestand:

„Unsere Erkenntnisse legen nahe, dass Optionen für einen schrittweisen und flexiblen Übergang in den Ruhestand bei gleichzeitiger Anhebung des gesetzlichen Rentenalters entscheidend sind. “
Forschungsteam (Cristina Bellés-Obrero, Sergi Jiménez-Martín, Han Ye)

Wenn zudem noch die Gesundheitsvorsorge verbessert werden würde, könne die Sterblichkeitsrate trotz eines höheren Renteneintrittsalters deutlich gesenkt werden, resümieren die Wissenschaftler:innen.

Quelle:

Bellés-Obrero, C., Jimenéz-Martín, S., Ye, H. (2023). The Effect of Removing Early Retirement on Mortality. University of Bonn and University of Mannheim, Germany.

Wer später in Rente geht, stirbt früher, in: focus.de