Ständig erschöpft und müde - das sind die Ursachen!

Schlaf bringt keine Erholung bei Fatique
Ständig erschöpft? Ein Chronisches Müdigkeitssyndrom entwickelt sich oft schlagartig. Gefährdet sind vor allem zwanzig- bis fünfzigjährige Menschen, die am Beginn oder in der Mitte ihres Erwerbslebens stehen Foto: Fotolia

Immer erschöpft und müde? Experten sprechen dann von „Chronischer Erschöpfung“ oder CFS. Diese unsichtbare Behinderung hat schlimme soziale, psychische und materielle Folgen für den Betroffenen. Prof. Dr. Wilfred Nix, Oberarzt der Neurologischen Uni-Klinik Mainz, erklärt Diagnose, Behandlung und Vorbeugung im Interview.

Was ist eigentlich Müdigkeit?

Sie stellt sich ein, wenn unsere „Batterien” leer sind – wenn unsere Muskeln und unser Geist keine Kraft mehr haben, wir ständig erschöpft sind. Wir sind dann körperlich und seelisch müde, haben ein starkes Erholungsbedürfnis. Wie lange und wann wir schlafen wollen, ist dann von Person zu Person verschieden.

Was passiert, wenn wir zu wenig Schlaf bekommen?

Dann erholen wir uns nicht. Wir sind unkonzentriert, die Muskeln sind verspannt, wir bekommen Kopfweh, Sehstörungen, werden vergesslich, sind reizbar.

Sind das auch Symptome des „Chronischen Müdigkeits-Syndroms“?

Im Prinzip ja. Doch wer nur einige Zeit schlecht schläft und wegen akuter Müdigkeit Kopfschmerzen bekommt, ist noch lange nicht chronisch müde. Die Wissenschaft hat sich auf folgende Definition des „CFS“ geeinigt: Ein Patient leidet daran, wenn er mindestens sechs Monate lang mehr als 50 Prozent seiner Leistungsfähigkeit verliert – obwohl er regelmäßig und wie gewohnt schläft. Gleichzeitig braucht er wesentlich länger als normal, sich von Anstrengungen zu erholen.

Sind bestimmte Personen besonders gefährdet?

Ja. Zwanzig- bis fünfzigjährige Menschen, die am Beginn oder in der Mitte ihres Erwerbslebens stehen, sind oft erschöpft. Bei der Mehrzahl der Betroffenen entwickelt sich die Krankheit schlagartig und nach einem benennbaren Ereignis. Andere berichten von einer schleichenden Verschlechterung ihres Allgemeinzustandes. Und: Die Beschwerden können mehrere Jahre lang anhalten.

Welche Ursachen hat CFS eigentlich – körperliche oder seelische?

Beides ist möglich. Wer wegen des Problems zum Arzt geht, der sollte sowieso auf Herz und Nieren untersucht werden. Denn wir müssen klären, ob unerkannte organische Probleme, etwa Krebs, Hormonstörungen oder eine schwelende Infektion dauernde Müdigkeit bedingen. Manche Spezialisten diskutieren auch, ob Umweltgifte die Immunabwehr durcheinander bringen. Lässt sich eine dieser Ursachen nachweisen, haben wir einen Therapieansatz. Doch leider findet man in 70 Prozent der Fälle nichts.

Wie kann man Patienten helfen, die ständig erschöpft sind?

Wir gehen das Problem ganzheitlich an. Das bedeutet: Wir sehen uns Körper und Seele des Menschen an, analysieren seine persönliche Situation, mögliche Stress-Momente, auch in seiner Vergangenheit. Dabei arbeiten Ärzte eng mit Psychologen und Psychotherapeuten zusammen. Wir wollen herausfinden, ob den Patienten etwas aus dem Gleichgewicht gebracht hat und er deswegen  erschöpft ist.

Ständig müde? Oft ist es schwer, die genaue Ursache dafür zu finden
Ständig erschöpft? Oft ist es schwer, die genaue Ursache dafür zu finden Foto: Fotolia

Ist es nicht so, dass andere Experten bestimmte organische Ursachen des CFS vermuten?

Man sucht danach, besonders im Immunsystem. Doch bisher wurde nichts gefunden. Darunter leiden auch die Patienten. Denn jeder möchte den Grund seiner Krankheit kennen. Es ist natürlich Standard, dass auch das Blut untersucht wird. Sind bestimmte Laborwerte ungewöhnlich, meint man, einen Grund gefunden zu haben. Ob der aber tatsächlich CFS verursachte, bleibt oft Spekulation. Meistens müssen Arzt und Patient akzeptieren, dass nicht der Körper, sondern auch die Seele die Krankheit verursachte.

Was kann man also tun?

Wir entwickeln eine individuelle Therapie, denn die Ursachen des Müdigkeits-Syndroms können wie gesagt ihren Grund im sozialen Umfeld bzw. der Lebenssituation des Kranken haben: Wir analysieren seine Eheprobleme, untersuchen seine Arbeitssituation, fragen, ob er zum Beispiel unter Mobbing litt. Auch sexuelle Probleme können zum „Burn-out-Syndrom“ führen und dazu, dass man erschöpft ist.

Und wie steht es dann mit den Heilungsaussichten?

Unser Ziel ist es, dem Patienten zuerst beizubringen, wie er seine verbliebenen Energiereserven sinnvoll einsetzt. Wichtig ist auch, dass alle Betroffenen diese Krankheit akzeptieren – die Kranken selbst, aber auch ihre Umwelt, die Angehörigen, der Arbeitgeber – ja sogar Ärzte und Krankenkassen. Das ist der erste Schritt zur Heilung. Daneben suchen wir natürlich weiter nach Ursachen – ein mühsamer und langer Prozess.

Im Video erfahren Sie noch mehr Ursachen für Müdigkeit!

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