Schwere Beine - das rät der Phlebologe

Aus der Serie: Venenschwäche

Der Venenexperte und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie Markus Stücker erklärt, woher schwere Beine, Krampfadern sowie andere Venenleiden kommen - und was dagegen hilft.

Herr Prof. Dr. Stücker, woran kann ich eigentlich erkennen, ob meine Venen gesund sind?

Gar nicht. Aber Sie können einige Venenleiden leicht selbst erkennen. Krampfadern sind sehr gut sichtbar und treten in der Regel zuerst an den Unterschenkeln auf – dort wo der Druck am größten ist.

Was sollte ich tun, wenn ich erste Krampfadern entdecke?

Sie sollten unbedingt möglichst schnell einen Facharzt (Phlebologen) aufsuchen. In manchen Fällen ist das Problem eher nur ein kosmetisches, in anderen Fällen sollte behandelt werden. Denn Krampfadern zeigen an, dass möglicherweise die Haut nicht mehr überall gut durchblutet wird. Das führt zunächst zu Ekzemen und Vernarbungen oder sogar zu offenen Stellen. Ein Arzt kann das in der Regel mithilfe einer einfachen Ultraschalluntersuchung feststellen.

Bei einem medizinischen Problem – wie sieht die Behandlung aus?

Prof. Dr. med. Markus Stücker

Ist leitender Arzt am Venenzentrum der Dermatologischen und Gefäßchirurgischen Kliniken im St. Maria Hilf Krankenhaus und geschäftsführender Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie an der Ruhr-Universität Bochum. Außerdem ist er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie.

Wir unterscheiden da zwischen operativen und nicht-operativen Verfahren. In einigen Fällen reichen bereits Kompressionstrümpfe aus, in anderen Fällen müssen die betroffenen Venen verödet werden. Sie können mit Kathetern behandelt oder herausoperiert werden. Aber es gibt auch ein neues Verfahren: die sogenannte extraluminale Valvuloplastie. Dabei wird die defekte Venenklappe „repariert“. Lasereingriffe, also das „Verkleben“ der Vene, sehe ich eher kritisch. Hier ist das Problem, dass sich die verklebte Vene wieder öffnen kann. Außerdem ist auch dieses Verfahren eine echte Operation!

Müssen Betroffene dafür ins Krankenhaus?

Nein. Die Behandlungen können allesamt ambulant durchgeführt werden. Für manche brauchen Sie eine örtliche Betäubung, für andere eine Vollnarkose. Aber die Verfahren sind schonend und verursachen auch anschließend nur sehr geringe Schmerzen.

Fehlt dem Körper nicht etwas, wenn eine krankhafte Vene einfach entfernt wird?

Nein. Die Venen sind zwar wichtig, aber eine defekte Vene schadet dem Körper mehr, als eine Entfernte. Grundsätzlich versuchen wir aber immer, möglichst viel Vene zu erhalten.

Was sind die häufigsten Gründe für Venenleiden?

Der wichtigste ist sicher eine erbliche Vorbelastung. Aber auch Schwangerschaften, langes Stehen und Übergewicht belasten die Venen.

Wie kann ich meinen Venen denn etwas Gutes tun?

Es gilt die Faustregel: Lieber liegen und laufen, als sitzen und stehen! Das beste ist allerdings einfach nur Bewegung. Auch Kompressionsstrümpfe können eine gute Venen-Hilfe sein. Besonders für Menschen, die lange stehen oder sitzen müssen.

Was kann ich außerdem tun, wenn ich mal länger sitzen muss?

Dann machen Sie die „Venenwippe“: Dafür die Zehen mithilfe der Wadenmuskulatur zum Schienbein hinziehen und wieder absenken. Das regt den Blutfluss an. Auch Kälte kann helfen – die Venen ziehen sich dadurch zusammen und Blut kann sich nicht so leicht stauen.

Gibt es auch natürliche Arzneien, die helfen können?

Ja. Produkte mit Extrakten aus Rotem Weinlaub oder der Rosskastanie sind sinnvoll, sie müssen allerdings auch über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Aus dem Bereich der chemisch-synthetischen Mittel empfehle ich in der Regel Venoruton.