Schuldgefühle nach der Trennung: 5 Schritte, wie Sie die Gewissensbisse loswerden
Schuldgefühle nach einer Trennung können so stark werden, dass wir am liebsten alles wieder rückgängig machen wollen. Warum das schlechte Gewissen viele Menschen nach dem Beziehungsende plagt und wie Sie es schaffen, Schuldgefühle hinter sich zu lassen.
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Schuldgefühle nach einer Trennung sind ganz normal – schließlich zeigen sie uns, dass wir die andere Person wirklich geliebt haben (oder es immer noch tun) und uns nun fragen, was wir hätten besser machen können. Es gibt aber auch Fälle, in denen das schlechte Gewissen nach einer Trennung unerträglich werden kann. Dann ist es wichtig, sich den Grund für die Schuldgefühle vor Augen zu führen und das zu tun, was eine Trennung kennzeichnet: Loszulassen und versuchen, neu zu beginnen. So kann es gelingen!

Im Text wird aus Gründen der Lesefreundlichkeit zum Teil die grammatikalisch männliche Form verwendet. Damit sind jedoch sowohl Männer, Frauen als auch diverse Menschen gemeint.
Schlechtes Gewissen nach der Trennung: Das steckt hinter Schuldgefühlen
Sich schuldig fühlen – was bedeutet das eigentlich? In der Psychologie sind mit Schuldgefühlen „negative internale moralische Emotionen [gemeint], die beim Verletzen von Normen oder moralischen Pflichten“ entstehen, wie es im Lexikon der Psychologie auf Spektrum.de heißt. In der Regel tritt das schlechte Gewissen auf, wenn „sozial unerwünschte Handlungen begangen“ wurden. Bei einer Trennung sind damit zum Beispiel Seitensprünge oder verbale und körperliche Gewalt gemeint.
Was viele aber nicht wissen: Schuldgefühle können auch der Deckmantel für Ohnmachtsgefühle sein. Denn Ohnmacht ist ein Zustand, in dem wir nichts aktiv verändern können, weil es in nicht in unserer Macht steht – ein Gefühl also, das schrecklicher nicht sein kann. Wehren wir die Ohnmacht von uns unbewusst ab, wird sie durch Schuldgefühle ersetzt. Denn wenn wir ‚schuldig sind‘, sind wir in der Position, Dinge verändern zu können.
Schuldgefühlen nach der Trennung – die verschiedenen Szenarien
Egal ob man jemanden verlässt oder verlassen wird – in beiden Fällen können Schuldgefühle nach der Trennung auftreten. Diese Konstellationen sind zum Beispiel denkbar:
Schlechtes Gewissen nach der Trennung aufgrund von Fehlverhalten
Niemand ist perfekt und in einer Partnerschaft begeht jeder mal Fehler, die den anderen verletzen könnten. Wer jedoch den anderen belügt und betrügt – zum Beispiel wegen finanzieller Schulden oder eines Seitensprungs –, kann nach der Trennung (oder schon davor) ein sehr schlechtes Gewissen bekommen. Schließlich stellen diese Handlungen, moralisch gesehen, ein Fehlverhalten dar.
Doch auch der Betrogene kann nach dem Beziehungsaus von Schuldgefühlen geplagt werden. ‚Hätte ich den Seitensprung verhindern können?‘, ‚Was habe ich falsch gemacht, dass er/sie fremdgegangen ist?‘ oder ‚Habe ich es vielleicht verdient?‘ sind Fragen, die aufkommen können.
Vorwürfe und Beschimpfungen lösen Schuldgefühle nach der Trennung aus
Eine Liebesbeziehung ist durch starke Emotionen gekennzeichnet – in beide Richtungen. Während der Beziehung stehen Liebe und Leidenschaft hoch im Kurs. Kommt es zur Trennung, können die Gefühle schnell hochkochen, sodass beide Seiten mit unfairen Vorwürfen oder gar Beleidigungen um sich schmeißen, die sie später bereuen könnten. Das ist nicht verwunderlich, schließlich stellt ein Beziehungsende einen Ausnahmezustand dar, in denen rationales Handeln nicht immer im Vordergrund steht – dafür aber Wut und Enttäuschung über den anderen oder sich selbst.
Kommen obendrein noch Rachegelüste hinzu, die in verbalen Entgleisungen münden, können Schuldgefühle irgendwann aufkommen, wenn sich die Gemüter beruhigt haben.
Schuldgefühle nach der Trennung wegen der Kinder
Kinder sollen in einem möglichst stabilen Umfeld aufwachsen. Denken die Eltern über eine Trennung nach, mischen sich in diese Überlegungen häufig Zweifel und Zögern, weil das Beziehungsaus für ihre Kinder besonders belastend werden kann.
Kommt es zur Trennung, kann der Nachwuchs darunter sehr leiden – sogar so sehr, dass sie verhaltensauffällig werden. Viele Kinder sind nach dem Beziehungsaus ihrer Eltern depressiv, ziehen sich zurück und fühlen sich schuldig für das Beziehungsende. Auch aggressives und jähzorniges Verhalten ist möglich.
Verständlicherweise fühlen sich nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern schuldig, weil sie ihrem Nachwuchs die Sicherheit und Geborgenheit entziehen, die der Zusammenhalt von Mutter und Vater für sie darstellen.
Nach Trennung Schuldgefühle: Wenn ein neuer Partner ins Leben tritt
Nach einer Trennung kann es passieren, dass sich schnell die nächste Beziehung anbahnt – und der eine wieder glücklich vergeben ist, während der andere noch trauert. Nicht immer lässt einen das Leid des Ex-Partners kalt, schnell können Gewissensbisse entstehen, wenn man noch in Kontakt ist, vor allem dann, wenn man ständig mit Vorwürfen konfrontiert wird oder wenn der andere deutlich macht, wie sehr ihn die neue Beziehung kränkt.
Trennung vom psychisch kranken und süchtigen Partner
Sich von jemanden zu trennen, der alkoholsüchtig ist, ist eine sehr schwere Entscheidung, die oftmals lange braucht, bis die Trennung wirklich vollzogen werden kann. Denn in Beziehungen, in denen Drogensucht eine Rolle spielt, kann es zur Co-Abhängigkeit kommen.
Co-Abhängigkeit zeichnet sich dadurch aus, dass die Sucht die gesamte Partnerschaft dominiert, sodass der Nicht-Süchtige sich zu sehr verantwortlich für das Wohl des anderen fühlt und meint, ihn „retten“ zu müssen – und damit indirekt zur Aufrechterhaltung der Sucht beiträgt. Daraus resultiert eine emotionale Abhängigkeit, bei der Betroffene das Gefühl haben, ohne den anderen nicht mehr leben zu können. Nach der Trennung denken sie daher häufig, den anderen fallen gelassen zu haben, obwohl er doch auf ihre Unterstützung angewiesen sei – Schuldgefühle sind vorprogrammiert.
Ein Trennungsgrund, über den niemand spricht: Psychische Erkrankungen. In einer Untersuchung des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung kam heraus, dass psychische Erkrankungen wie Depressionen das Trennungsrisiko um 50 Prozent in den ersten zwei Jahren der Krankheit erhöhen.
Dieses übermäßige Verantwortungsgefühl kann auch im Zusammenhang mit anderen psychischen Erkrankungen stehen wie etwa Angststörungen oder depressiven Verstimmungen. Der ‚gesunde‘ Partner kann sich für den ‚kranken‘ Partner so sehr verantwortlich fühlen, dass er sich dabei selbst vergisst; auch hier ist eine emotionale Abhängigkeit möglich. Trennt er sich vom depressiv Erkrankten, können Schuldgefühle entstehen – etwa weil man Angst hat, dass die Depression nach der Trennung noch schlimmer wird und man den anderen ‚im Stich‘ lässt.
Schuldgefühle nach Trennung von Narzissten
Besonders schmerzhaft und schwer ist die Trennung von einem Narzissten. Narzissmus ist eine psychische Störung, die durch ein übersteigertes Selbstwertgefühl, das übermäßige Bedürfnis nach Anerkennung und den Mangel an Empathie gekennzeichnet ist. Menschen, die narzisstische Ausprägungen haben, suchen sich oft Partner mit einem geringen Selbstwertgefühl – jemand, der unter Verlustangst leidet und alles für die Beziehung tun würde.
Gelingt einem der Absprung aus solch einer toxischen Beziehung, haben Betroffene oft lange noch mit Schuldgefühlen zu kämpfen. Schließlich hat die emotionale Erpressung und Manipulation des Narzissten tiefe Spuren in ihnen hinterlassen. Narzisstische Menschen wissen ganz genau, mit welchen Mechanismen sie Schuldgefühle im anderen auslösen können und machen sich das zunutze.
Wenn Schuldgefühle nach der Trennung Depression auslösen
Eine Trennung kann körperliche und seelische Spuren hinterlassen: Magenbeschwerden, Kopfschmerzen oder auch Schlafstörungen können den Alltag bestimmen, die Lebensfreude nimmt ab und man hat plötzlich Angst davor, alleine zu sein.
Meist treten diese Beschwerden in den ersten zwei Phasen einer Trennung auf. Hält die Trauer über die verlorene Beziehung jedoch zu lange an und quält man sich mit Schuldgefühlen und der Frage nach dem ‚Warum?‘, kann sich eine Depression nach der Trennung entwickeln.
Wenn Sie sich zwei Wochen lang niedergeschlagen fühlen, sollten Sie sich an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin wenden – denn das könnte der Beginn einer Depression sein. Holen Sie sich frühzeitig professionelle Hilfe und überlegen Sie, ob eine Psychotherapie infrage kommt, um Schuldgefühle und die depressive Symptomatik zu behandeln.
Gerade für Menschen, die aus einer Beziehung mit einem Narzissten kommen, ist eine Psychotherapie meistens sinnvoll, um einerseits die traumatische Partnerschaft aufzuarbeiten und andererseits Strategien zu entwickeln, das Beziehungsmuster nicht zu wiederholen. Auch bei Co-Abhängigkeit kann es sinnvoll sein, die Mechanismen therapeutisch aufzuarbeiten.
Schlechtes Gewissen nach der Trennung in 5 Schritten überwinden
Für einen richtigen Neubeginn nach der Trennung stehen die Schuldgefühle im Weg. Sie lähmen uns, den Blick nach vorne zu richten und das Leben aktiv neu zu gestalten. Dann ist es Zeit für diese fünf Schritte, um die Schuldgefühle endgültig hinter sich lassen zu können:
Machen Sie sich den Trennungsgrund bewusst: Oftmals verklären wir in der Erinnerung, warum wir uns getrennt haben – irgendwann verblassen die schlechten Seiten des Ex-Partners und lassen nur noch den Blick auf die positiven Eigenschaften zu. Hier hilft es, sich alte Nachrichten oder Tagebucheinträge durchzulesen oder Gespräche mit Freunden zu führen, um sich die starke Belastung während der Beziehung in Erinnerung zu rufen. Auch wenn Sie verlassen wurden, hilft es, sich den Trennungsgrund vor Augen zu führen: Was konnte Ihr Ex-Partner Ihnen nicht geben? Was haben Sie vermisst? Machen Sie sich bewusst, dass die Beziehung für Sie nicht erfüllend war und Sie jetzt die Chance auf einen Partner haben, der all diese Dinge mitbringt.
Vereinbaren Sie ein klärendes Gespräch: Die ewige Frage nach dem ‚Warum?‘ quält viele Menschen nach einer Trennung. Bei Schuldgefühlen und ungeklärten Fragen, die einem ständig durch den Kopf gehen, kann ein letztes, persönliches Gespräch helfen – bestenfalls natürlich ohne großen Streit, sondern mit Respekt und Verständnis füreinander. Denn durch erneute Konflikte können die Gewissensbisse nur noch größer werden lassen. Ein Gespräch hilft, sich emotional besser von der Beziehung loszusagen.
Gestehen Sie sich Fehler ein und entschuldigen Sie sich: Auch wenn Sie denken, keinen Fehler in der Beziehung gemacht zu haben, hilft es, sich noch einmal konkret verschiedene Situationen in Erinnerung zu rufen. Was ist Ihr Anteil an der Trennung? Und was ist seiner? In welchen Situationen hätten Sie vielleicht anders reagieren können? Akzeptieren Sie, dass Sie sich falsch verhalten haben, auch wenn es sich damals richtig angefühlt hat. Mit der Zeit werden Sie immer klarer sehen, dass es eine Vielzahl von Gründen gab, warum es zur Trennung gekommen ist. Bei Seitensprüngen, Lügen oder fehlender Wertschätzung ist eine Entschuldigung angebracht. Das beweist Größe und hilft Ihnen, die Schuldgefühle hinter sich zu lassen, auch wenn der andere die Entschuldigung nicht annimmt.
Gewinnen Sie Abstand zum Ex-Partner: Wenn man nach der Trennung noch Kontakt hält, ist es schwierig, das schlechte Gewissen zu überwinden. Kündigen Sie Ihrem Ex-Partner an, dass Sie sich zurückziehen werden und ihn nicht weitersehen wollen bzw. können. Auch ‚Sex mit dem Ex‘ ist nicht sinnvoll, sondern kann im Gegenteil die Schuldgefühle weiter befeuern, weil Sie dem anderen wieder Hoffnung machen, möglicherweise wieder zusammen zu kommen. Klare Grenzen helfen, sich emotional besser lösen zu können.
Jetzt ist Zeit für Selbstfürsorge: Sich ewig mit der alten Beziehung zu beschäftigen, kann zermürben. Vielleicht sind immer noch Fragen offen und der andere lässt mit seinen Vorwürfen nicht locker? Daran können Sie nichts ändern, auch wenn die Schuldgefühle ihnen sagen wollen, dass es immer noch nicht gut ist. Der nächste Schritt ist, sich selbst zu verzeihen und sich in den Mittelpunkt zu rücken. Welche Einschränkungen in der Ex-Partnerschaft gab es, die Sie jetzt frei ausleben können? Welche Bedürfnisse sind zu kurz gekommen? Was tut Ihnen gut – unabhängig davon, wie andere darüber denken? Jetzt ist die Zeit, den Neubeginn nach der Trennung wirklich anzugehen.
Diese Schritte sind keinesfalls leicht. Sie helfen aber, die Gewissensbisse zu verringern, um sich emotional besser lösen zu können. Lernen Sie aus Ihren Erfahrungen und sehen Sie das Ende der Beziehung als Chance, es in der nächsten Partnerschaft besser zu machen. Wie heißt es doch so schön: ‚Die Zeit heilt alle Wunden‘ – in Bezug auf Schuldgefühle nach der Trennung ist da etwas Wahres dran, auch wenn es sich zunächst nicht so anfühlen mag.
Quellen:
Schuldgefühl, in: spektrum.de
Psychische Folgen durch Trennung oder Scheidung, in: neurologen-und-psychiater-im-netz.org/
Bünnings, C., Hafner, L., Reif, S., & Tauchmann, H. (2021). In sickness and in health? Health shocks and relationship breakdown: Empirical evidence from Germany. Journal of Economic Behavior & Organization, 190, 164-190.