Schnuller abgewöhnen: Wie und in welchem Alter?
Viele Kinder können sich nur sehr schwer ihren Schnuller abgewöhnen. Er spendet Trost und beruhigt. Dennoch ist eine Schnuller-Entwöhnung im Hinblick auf eventuelle Zahnfehlstellungen und verzögerte Sprachentwicklung unumgänglich.

Wenn Eltern ihren Kindern den Schnuller abgewöhnen wollen, sollten sie sich vorher genau überlegen, wie sie dabei vorgehen wollen. Denn wird die Schnuller-Entwöhnung überlegt durchgeführt, können Eltern ihrem Nachwuchs den Abschied von dem geliebten Nuckel erleichtern.
Warum ist eine Schnuller-Entwöhnung sinnvoll?
Viele Eltern sind zunächst erleichtert, wenn ihr Neugeborenes zur Beruhigung einen Schnuller akzeptiert. Das Kind kann sein Saugbedürfnis stillen, ohne ständig an der Brust der Mutter zu nuckeln, und die Nächte sind meistens auch etwas ruhiger.
Doch irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem es sinnvoll ist, das Kind vom Schnuller zu entwöhnen. Für eine Schnullerentwöhnung plädieren vor allem Zahnärzt:innen und Kieferorthopäd:innen sowie Logopäd:innen. Denn laut den Expert:innen erhöht häufiges Saugen am Schnuller das Risiko für Zahnfehlstellungen und Kieferverformungen.
Schnuller abgewöhnen für weniger Infekte
Die Folgen sind häufig nicht nur ästhetischer, sondern auch gesundheitlicher Natur. Viele Kinder, die über eine lange Zeit den Schnuller nutzen, leiden häufiger an Infekten. Der Grund dafür ist eine geschwächte Muskulatur im Mund (denn der Schnuller hindert die Zunge u.a. an ihrer natürlichen Bewegung), wodurch der Mund des Kindes häufiger offen steht.
Dadurch atmet es meist durch den Mund und kaum durch die Nase, dem natürlichen Filter für Krankheitserreger. Weitere Gründe, warum Eltern ihrem Kind den Schnuller abgewöhnen sollten, sind die möglicherweise verzögerte Sprachentwicklung sowie eventuelle Sprachfehler, weil das natürliche Zusammenwirken von Kiefer, Gaumen, Zunge, Lippen und Zähnen nicht gewährleistet ist.
Schnuller abgewöhnen: Mit 3 Jahren spätestens
Kinderärzt:innen und Zahnmediziner:innen raten dazu, dem Kind das Schnullern spätestens mit drei Jahren abzugewöhnen. Wenn das Kind in diesem Alter noch ständig nuckelt, drohen mögliche Zahn- und Kieferfehlstellungen, Sprachfehler und Schluckprobleme.
Eltern sollten jedoch versuchen, den Abschied vom Schnuller nicht direkt in die Zeit des Kindergartenstarts zu legen – das wären zwei einschneidende Veränderungen auf einmal und gerade in solch einer Phase bräuchte das Kind die tröstende Unterstützung des vertrauten Schnullers. Besser ist es, den Schnuller dann bereits losgeworden zu sein oder noch zu warten, bis die Eingewöhnung beendet ist.
Bekommt mein Kind beim Schnuller abgewöhnen Entzugserscheinungen?
Den Schnuller abgewöhnen, bedeutet für jedes Kind Abschied nehmen: von einem Tröster, von Geborgenheit und nicht zuletzt von Gewohnheit. Während der Schnullerentwöhnung können sich Eltern also darauf einstellen, dass es auch mal holprig wird. Selbst wenn das Entwöhnen vom Schnuller mit aller Konsequenz verfolgt wird, kann der Prozess zwei bis vier Wochen andauern.
Schnuller abgewöhnen: Nachts oft am schwierigsten
Expert:innen empfehlen in der Regel, den Schnuller zunächst tagsüber zu verbannen und im nächsten Schritt auch nachts. Das schwierigste dabei bei den meisten Kindern: das Einschlafen. Hilfreich kann es dann sein, dem Kind einen Ersatz zu bieten – etwa ein neues Kuscheltier oder ein Schmusetuch, das beim Einschlafen tröstet und beruhigt.
Nuckel abgewöhnen: Die besten Tipps
Das Kind in die Schnuller-Entwöhnung miteinbeziehen: Eltern sollten ihrem Nachwuchs erklären, warum der Schnuller auf Dauer schädlich ist und dem Kind dann das geplante Vorgehen genau erklären.
Schrittweise vorgehen: Zunächst kann der Schnuller beispielsweise in der Kita oder auf dem Spielplatz weggelassen werden, irgendwann dann tagsüber ganz und schließlich dann auch nachts.
Verständnis zeigen: Wenn das Kind weint und nach seinem Schnuller schreit, sollten Eltern nicht genervt reagieren, sondern Verständnis für seinen Verlust zeigen und ihm Trost spenden. Empfehlenswert ist es auch, ein Ersatzobjekt wie etwa ein Kuscheltier anzubieten.
Den richtigen Zeitpunkt wählen: Ein guter Zeitpunkt ist beispielsweise im Urlaub, wenn beide Eltern viel Zeit für das Kind haben und den Wegfall des tröstenden Freundes gut kompensieren können.
Viel loben: Das Gehirn des Kindes stellt sich mithilfe positiver Erfahrungen leichter auf Neues ein, und der Nachwuchs akzeptiert die Schnullerentwöhnung so leichter.
Abschiedsrituale: Schöne Rituale helfen, die Entwöhnung vom Schnuller zu erleichtern: Die Schnullerfee zum Beispiel hinterlässt für jeden abgegebenen Schnuller ein kleines Geschenk. Einen Schnullerbaum gibt es mittlerweile nahezu in jeder Stadt und motiviert das Kind, weil er bereits viele Kinder beim Abgeben des Schnullers unterstützt hat. Eltern und Kinder können sich aber gemeinsam auch ihr ganz eigenes Ritual ausdenken.
Wer seinem Kind den Schnuller abgewöhnen möchte, sollte dabei liebevoll und mit viel Verständnis für den Nachwuchs vorgehen – dann funktioniert der Abschied vom Trostspender der Kleinkindjahre in der Regel auch besser als erwartet.
Quellen:
Gebauer-Sesterhenn, Birgit & Praun, Manfred (2014): Das große GU Babybuch, München: Gräfe und Unzer Verlag.
Gebauer-Sesterhenn, Birgit, Pulkkinen, Anne et al. (2012): Die ersten 3 Jahre meines Kindes, München: Gräfe und Unzer Verlag.
Zahnfehlstellungen, in: Aktion Zahnfreundlich e. V.