Scharlach: Sein tückisches Gift wirkt bei jedem anders ...

Veränderung der Zunge durch eine Scharlachinfektion
Veränderung der Zunge durch eine Scharlachinfektion: Zunächst hat die Zunge einen weißen Belag, erst später verfärbt sie sich himbeerrot Foto: Fotolia

Scharlach wurde bereits im 9. Jahrhundert nach Europa eingeschleppt. Häufig wurde Scharlach nicht als eigenständige Krankheit erkannt, sondern mit Masern und Röteln verwechselt. Erst der britische Mediziner Thomas Sydenham (1624 – 1689) grenzte Scharlach erstmals klar von anderen Fieberkrankheiten wie Masern oder Wundbrand ab.

In den ersten medizinischen Beschreibungen kommt er unter unterschiedlichen Namen wie Scharlachfieber, Purpurfieber oder Purpurfiesel vor.

Feinfleckiger Ausschlag begleitet die Scharlach-Erkrankungen

Tatsächlich ist es bis heute nicht ganz leicht, nur anhand der Symptome Scharlach von anderen Kinderkrankheiten wie Masern oder Röteln zu unterscheiden. Der rote Hautausschlag etwa kommt bei diesen beiden weit verbreiteten Infektionskrankheiten ebenfalls vor. Allerdings ist der Ausschlag beim Scharlach feinfleckiger als etwa bei den Masern. Zudem beginnt er in der Leisten- und Achselgegend und verbreitet sich von dort langsam über den Körper. Das Dreieck von Mund und Kinn bleibt ausgespart. Bei Röteln dagegen beginnt der Ausschlag hinter den Ohren, befällt dann Gesicht und Hals und schließlich den ganzen Körper. In der Regel verlaufen die Röteln weniger schwer als die beiden anderen Kinderkrankheiten, in der Hälfte der Fälle sogar ohne Symptome.

Unterschiedlicher Verlauf

Allerdings kann Scharlach einen sehr unterschiedlichen Verlauf nehmen. Er kann sowohl mit starken Schmerzen, hohem Fieber und starken Hautausschlägen einhergehen als auch nur mit leichten Halsschmerzen. Selbst die rote Zunge, dieses so typische Symptom einer Scharlacherkrankung, muss keinesfalls immer auftreten. Allerdings wird Scharlach stets von einer Mandelentzündung begleitet. Letzte Sicherheit, ob es sich wirklich um Scharlach handelt, gibt erst ein Schnelltest zum Streptokokken-Nachweis.

Rheumatisches Fieber als Reaktion auf die Streptokokken-Infektion

Bei etwa einem von 5 000 Patienten wird die Scharlacherkrankung von einem rheumatischen Fieber begleitet. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunreaktion, hervorgerufen durch die Infektion mit Streptokokken. Antikörper lagern sich in den Nierenkörperchen ab und beeinträchtigen die Nierenfunktion. Auch Herzmuskel und Gelenke können sich entzünden. Gefürchtet ist ebenfalls eine Mittelohrentzündung.

Friedrich Rückerts (1788 – 1866) drittes Kind Leo war davon betroffen. "Leo war lange taub und die Ohren flossen", schrieb die Mutter. Doch im Gegensatz zu den jüngeren Kindern des Dichters genas Leo wieder. Bei einigen Patienten ist die Konzentration des Scharlachgiftes sehr hoch. Dann kann es zu einem tödlichen Schocksyndrom kommen. Andere Patienten dagegen sind völlig immun gegen dieses Gift. Sie sind dann gegen den Hautausschlag geschützt, den das Gift hervorruft, nicht jedoch gegen die Entzündung durch die Bakterien. Anders als bei Röteln und Masern kann man übrigens durchaus mehrfach an Scharlach erkranken, da es verschiedene Varianten von Streptokokken gibt, die die Krankheit hervorrufen.

Antibiotika helfen gegen Scharlach

Es gibt gegen Scharlach keine Impfung. Jedoch kann man die Krankheit heute sehr gut mit Antibiotika behandeln. Die Medikamente müssen etwa zehn Tage lang genommen werden. Damit lindert man nicht nur die Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Husten und Übelkeit, sondern verhindert auch die gefürchteten Komplikationen.