Sanfte Darmspiegelung mit Luft

Eine neue, schmerzfreie Methode der Darmspiegelung könnte in Zukunft mehr Menschen dazu bringen, zur Darmkrebsvorsorge zu gehen.
Mit 26.000 Todesfällen pro Jahr gehört Darmkrebs in Deutschland zu den gefährlichsten Krebserkrankungen. Dabei kann durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen Darmkrebs schon frühzeitig erkannt und behandelt werden. Die Heilungschancen liegen dann bei fast 100 Prozent. Ärzte und Krankenkassen empfehlen daher regelmäßige Darmspiegelungen ab einem Alter von 50 Jahren. Viele scheuen sich jedoch zu den Screenings zu gehen, aus Angst vor der unangenehmen Untersuchung.
Eine neue, sanftere Art der Darmspiegelung soll nun auch Vorsorge-Muffel überzeugen. Bei der sogenannten virtuellen Koloskopie wird der Darm mit Hilfe bildgebender Verfahren wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht. Anstelle eines Endoskops, das den Darm „vor Ort“ untersucht, wird lediglich ein kleiner Schlauch in den Darm geschoben, der Luft oder Kohlendioxidgas in den Dickdarm bläst. Dadurch bläht sich der Dickdarm leicht auf und die normalerweise aufeinander liegenden Darmwände falten sich auf. Auf diese Weise kann das Darminnere optimal abgebildet werden.
Auch hier gilt: Der Darm muss leer sein
Ähnlich wie bei einer klassischen Darmspiegelung kommt der Patient auch bei dieser Art der Untersuchung nicht um die etwas gewöhnungsbedürftig schmeckende Trinklösung herum, die den Darm gründlich entleert und reinigt. Davon müssen innerhalb von 12 Stunden zwei Liter getrunken werden. Auch schwer verdauliches Essen und andere Flüssigkeiten als Wasser oder Tee sind einen Tag vor der Darmspiegelung nicht mehr erlaubt.
Schmerzfrei, sicher und genau
Doch im Gegensatz zur herkömmlichen Methode hat die virtuelle Darmspiegelung unbestreitbare Vorteile. So ist die gesamte Untersuchung für den Patienten viele angenehmer als eine Darmspiegelung mit Endoskop. Auch auf Beruhigungsmittel kann in den meisten Fällen verzichtet werden. Experten versprechen sich durch die unkompliziertere Art der Darmspiegelung eine größere Bereitschaft in der Bevölkerung, Darmkrebsvorsorge-Angebote wahrzunehmen. Dadurch, dass kein Kontakt mit den Darmwänden stattfindet, besteht außerdem kein Verletzungsrisiko. Bei der klassischen Variante kann es in Einzelfällen zu Verletzungen der Darmschleimhaut oder gar zu einem Durchstoßen der Darmwand (Perforation) kommen.
Kurz Luft anhalten, dann ist es überstanden
Für die virtuelle Koloskopie legt sich der Patient in einen Computertomographen oder einen Magnetresonanztomographen. Welches der beiden Geräte zur Anwendung kommt, hängt davon ab, ob der Arzt auch noch umliegende Körperregionen untersuchen will. Während der Aufnahme der hochauflösenden Bilder muss der Patient für ein paar Sekunden die Luft anhalten. Die Erkennungsrate von bösartigen Veränderungen ist mit einer 98-prozentigen Rate etwas besser als die der klassischen Darmspiegelung (etwa 93 Prozent).
Ganz verabschieden von der endoskopischen Methode kann sich die Medizin aber nicht. Wird nämlich über die virtuelle Koloskopie eine verdächtige Veränderung entdeckt, muss mit Hilfe einer normalen Darmspiegelung eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen werden. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die rund 800 Euro teure Untersuchung übrigens (noch) nicht.