Monatliche Reinfektion: "Heimliche" Corona-Variante breitet sich aus

Immer mehr Experten warnen vor Corona-Reinfektionen. Ein Immunologe spricht jetzt von einem "Tarnkappenvirus", das schon nach vier Wochen zu erneuten Erkrankungen führen kann.

Mutiertes Coronavirus
Heimliche Corona-Variante breitet sich aus Foto: iStock/peterschreiber.media

Während in Deutschland nahezu alle Corona-Schutzmaßnahmen gefallen sind und die Bevölkerung einen vermeintlich sorgenfreien Sommer genießt, warnen immer mehr Experten vor Reinfektionen mit dem Coronavirus. Bestimmte Subvarianten von Omikron sollen besonders gefährlich sein.

Omikron hinterlässt schlechte Immunitätsnarbe

Danny Altmann, Immunologie-Professor am Imperial College in London, bezeichnete Omikron in einem Artikel für den "Guardian" als eine Art "Tarnkappenvirus, das sich unbemerkt einschleicht".

Das Gefährliche daran: Omikron hinterlässt eine schlechte Immunitätsnarbe. Das heißt, dass eine überstandene Omikron-Infektion nicht langfristig vor einer Reinfektion schützt. "Die meisten Menschen – selbst wenn sie dreifach geimpft sind – zeigten [nach der ersten Infektion] eine 20-mal geringere neutralisierende Antikörperreaktion gegen Omicron als gegen den ursprünglichen Stamm aus Wuhan", erklärte der Immunologe. So komme es schon wenige Wochen nach einer Infektion zu Reinfektionen.

Omikron-Subvariante: BA.5 und BA.4 begünstigen Reinfektionen

Seit Aufkommen der Omikron-Variante haben sich mehrere Subvarianten herausgebildet, die unterschiedlich ansteckend sind. Am dominantesten in vielen Ländern ist BA.5. In Deutschland beträgt ihr Anteil an den Gesamtinfektionen inzwischen 95 Prozent, wie das RKI in seinem aktuellen Wochenbericht schreibt. Andere Varianten habe BA.5 "fast vollständig verdrängt".

Der australische Gesundheitsexperte Andrew Robertson betonte im Interview mit "News.com.au": "Wir beobachten eine steigende Zahl an Personen, die sich mit BA.2 angesteckt haben und sich dann vier Wochen später erneut anstecken." Bei diesen Reinfektionen handelt es sich "mit ziemlicher Sicherheit entweder um BA.4 oder BA.5".

Experte aus Deutschland fordert: Reinfektionen ernst nehmen

Obwohl Omikron einen überwiegend milden Krankheitsverlauf hervorruft, sollte man Reinfektionen nicht leichtfertig in Kauf nehmen, betonte Professor Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing, schon im Juni.

"Reinfektionen sollten nicht bagatellisiert werden", so der Experte im Interview mit dem "SWR". "Wir sehen sowohl akute schwere Verläufe nach Reinfektionen als auch Patienten mit Post-Covid-Symptomatik nach Reinfektion, die quasi erst durch eine Reinfektion getriggert werden kann."

Auch er bestätigt, Patient:innen behandelt zu haben, die "bereits nach ein bis zwei Monaten" nach der ersten Corona-Infektion eine Reinfektion aufwiesen.

Angesichts dieser Infektionslage rät der Experte neben der Corona-Schutzimpfung dazu, weiterhin auf "die lange eingeübten Verhaltensregeln wie Abstand halten, Hygiene-Maßnahmen und im Alltag das Tragen der Maske" zu setzen, um sich vor einer Corona-Infektion beziehungsweise einer Reinfektion zu schützen.

Quellen:

Wöchentlicher Lagebericht des RKI zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19) (Stand 25.08.2022), in: rki.de

You can now get COVID again within 4 weeks because of the new Omicron BA.5 variant, health expert says, in: businessinsider.com

Where’s the herd immunity? Our research shows why Covid is still wreaking havoc, in: theguardian.com

Reinfektion mit Omikron: wie gefährlich ist das?, in: swr.de