Prostata-Krebsvorsorge: Wie gut schützt der PSA-Test?
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Immer mehr Experten fordern, die Prostata-Krebsvorsorge mit dem PSA-Bluttest abzusetzen. Wie gut ist der Schutz vor dem Prostata-Karzinom? Im Interview: Spitzen-Urologe Prof. Dr. Peter Albers.

Herr Professor Albers, kennen Sie Ihren PSA-Wert?
Ja, natürlich.
Und?
Er liegt im Normalbereich meines Alters. Wobei es streng genommen schwer zu sagen ist, ab wann ein PSA-Wert wirklich normal ist.
Wie meinen Sie das?
Der Schwellenwert für das Prostata-Spezifische Antigen, kurz PSA, ab dem zu einer genaueren Untersuchung geraten wird, ist willkürlich festgelegt worden. In der westlichen Welt hat man sich darauf geeignet, dass der Wert bei vier Nanogramm pro Milliliter Blut liegt. Betrachtet man rein statistisch 1000 Männer im Alter von 65 Jahren, haben 200 davon einen Wert der höher ist - davon muss aber nicht jeder an Krebs erkrankt sein.
Wie erklären Sie sich das?
PSA kann durch eine gutartige Vergrößerung der Prostata, durch eine Entzündung der Prostata oder - in wesentlich geringerem Maße durch Dinge wie Fahrradfahren oder Geschlechtsverkehr erhöht sein. Hinzu kommt das Alter: Etwa acht Prozent der Männer zwischen 50 und 75 Jahren zeigen einen meist mäßig erhöhten PSA-Wert. Bei den über 60-Jährigen haben schon zwei Drittel eine vergrößerte Prostata und viele haben veränderte Werte. Aber bei weniger als 30 Prozent von ihnen liegt ein Tumor vor.
Aha, und was bedeutet das nun?
Das bedeutet erst einmal, dass ein erhöhter PSA-Wert allein noch keinen Krankheitswert hat. Er ist lediglich ein Mosaik-Baustein bei der Untersuchung.
Eine aktuelle Studie zeigt, dass von 1000 untersuchten Männern, die ihren PSA-Wert kontrollieren ließen, ein einziger gerettet werden konnte, weil er an Krebs erkrankt war. Das erscheint mir sehr wenig.
Das ist richtig. Die Studie geht sogar noch weiter: Die Hälfte der Probanden wurde zudem unnötig behandelt - wegen eines Tumors, der wahrscheinlich lebenslang keine Beschwerden gemacht hätte. Viele der Tumoren wachsen nämlich ausgesprochen langsam. Ein 65-Jähriger kann mit seinem Prostatakrebs unter Umständen 15 bis 20 Jahre leben - dann stirbt er irgendwann, aber nicht an den Folgen des Tumors. Werden solche Patienten operiert oder bestrahlt, sind sie völlig unnötig den Risiken wie Impotenz oder Inkontinenz ausgesetzt.
Kein Wunder, dass der Test keinen guten Ruf hat.
Das stimmt.
Wäre es nicht besser, auf ihn zu verzichten?
Nein. Wir können trotz all dieser Fakten nicht auf den Test verzichten. Denn es gibt keine vernünftige Alternative. Abgesehen davon: Selbst wenn nur wenige Männer aufgrund eines erhöhten PSA-Werts und eines dann früh entdeckten gefährlichen Tumors geheilt werden können - hat es sich dann etwa nicht gelohnt? Jeder Mann sollte sich einfach mal vorstellen, er selbst gehöre zu dieser Gruppe. Dann sieht die Sache anders aus. Aus Sicht der verantwortlichen Politiker und Krankenkassen ist es natürlich nicht sinnvoll, aufgrund der vorliegenden Daten allen Männern diesen Test zu bezahlen. Dies würde zu einer hohen Rate an unnötiger Diagnostik und schlimmstenfalls auch überflüssiger Therapie führen.
Sie plädieren also für eine regelmäßige Kontrolle?
Ich plädiere dafür, sich nicht auf einen PSA-Wert allein zu verlassen. Seine Bedeutung hängt vor allem von seiner Entwicklung über längere Zeiträume ab. Ist er erhöht, sollte er mehrmals im Abstand von einigen Monaten bestimmt werden. Wichtig ist auch die Qualität der Analyse. Patienten sollten darauf bestehen, dass ihr Arzt die Blutprobe nicht selbst untersucht, sondern an ein geprüftes Labor schickt.
Und wenn der Wert hoch bleibt?
Dann ist der nächste Schritt die Entnahme von Gewebeproben aus der Prostata. Zeigen sich hier stark entartete Krebszellen, folgt die Operation oder die Bestrahlung. Zeigt der gefundene Tumor "nur" geringgradig bösartige Veränderungen, reicht es aus, die Patienten konsequent zu beobachten und erst dann zu behandeln, wenn der Tumor sich verschlechtert.
Das heißt, Männern bleibt nichts anderes übrig, als sich auf den Test einzulassen?
Das muss jeder nach einer gründlichen Beratung durch einen Urologen oder über Krebsberatungsstellen für sich selbst entscheiden. Bei sehr niedrigen Werten kann der PSA-Test für den Einzelnen auch sehr beruhigend sein, und nach neuesten Daten muss der Wert dann auch erst viele Jahre später wiederholt werden. Fest steht: Wer den Test macht und daraus die richtigen Schlüsse ziehen lässt, rettet sich im Zweifel vor dem Tod durch Prostatakrebs.
Im Interview: Prof. Dr. Peter Albers
Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Düsseldorf.
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