Podcast: Leben als Dauer-Single
Wie viel Single tut eigentlich gut? Und warum will es mit der Partnerschaft nicht so richtig klappen? Beziehungspsychologe Wieland Stolzenburg klärt auf - in einer neuen Folge Vitatalk.

Die Singlequote steigt und steigt und gerade in Großstädten nimmt die Anzahl der Singlehaushalte zu. Rund 16 Millionen Menschen leben in Deutschland allein, darunter nicht wenige unglücklich und auf der Suche nach einem Partner. Denn der Großteil unserer Gesellschaft betrachtet das Singledasein als ambivalenten Zustand, in dem der Wunsch nach einem Gegenstück schließlich überwiegt. Studien diverser Onlineagenturen preisen eine erfüllte Beziehung als den größten Glücksfaktor an – doch macht eine Partnerschaft wirklich glücklich(er)? Und wie viel Single sein tut uns gut? Beziehungspsychologe Wieland Stolzenburg spricht über die Vor – und Nachteile des Alleinseins und warum nicht jeder, der ohne Partner lebt, auch einsam ist.
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Ursachen und Gründe des Single-Lebens
Für das Alleinsein gibt es ganz unterschiedliche Gründe und Ausgangssituationen, die ganz individuell betrachtet werden müssen. Dennoch gibt es auch gemeinsame Merkmale, die bei vielen Singles zu beobachten sind.
- Faktor Bindungsangst
Viel Singles finden keinen Partner, weil sie aufgrund negativer Erfahrungen in der Kindheit eine Art Selbstschutzstrategie entwickelt haben, auch bekannt als Bindungsangst. Die Angst, erneut verletzt und enttäuscht zu werden, überschattet das große Bedürfnis nach liebevoller Nähe und so wird unterbewusst eine Beziehung vermieden.
- Faktor: Unentschlossenheit
Auf der anderen Seite spielt auch unser gegenwärtiger Lifestyle eine große Rolle: Zum einen ist das Bewusstsein für die Familiengründung nicht mehr so früh präsent, wie es in den Generationen zuvor der Fall gewesen ist. Die Hemmschwelle eine Beziehung aufzulösen ist dementsprechend deutlich niedriger. Zum anderen knüpfen viele Menschen zu viele Bedingungen und Voraussetzungen an eine Partnerschaft. Denn wir Leben in einer Welt voller unbegrenzter Möglichkeiten und unsere Gesellschaft ist geprägt von dem Wunsch nach Selbstverwirklichung und einer gewissen Übererwartung an das Leben. Dazu kommt das unerschöpfliche Angebot potenzieller Partner auf Dating Portalen wie Tinder und Co, auf denen ja ständig „jemand Besseres“ auf uns warten könnte und man schnell selbst plötzlich ignoriert wird.
- Faktor: Zu hohe Ansprüche
Vor diesem Hintergrund steht vielen Singles eine zu hohe Anspruchshaltung im Weg, denn eine Beziehung ist nicht nur dazu da, etwas zu bekommen und „glücklich gemacht zu werden“. Sie basiert auf gegenseitigem Geben und Nehmen und der bedingungslosen Hingabe. Hier gilt es Prioritäten zu setzen und ein funktionierendes Gleichgewicht zwischen Eigeninteresse und Kompromiss, Karriere und Privatleben zu finden, erklärt Beziehungspsychologe Wieland Stolzenburg.
Wann das Alleinsein gut tut
Neurowissenschaftler und Psychiater Manfred Spitzer schließt nicht aus, dass Einsamkeit langfristig Auswirkungen auf unsere körperliche und geistige Gesundheit haben kann. Doch gerade nach einer Partnerschaft sei die Zeit allein sogar förderlich für die eigene charakterliche Entwicklung und das persönliche Glück, so Psychologe Stolzenburg. Diese Zeit solle man vor allem nutzen, verschiedene Fundamente wie Freundschaft, Hobbies oder den Beruf als Glückslieferanten in seinem Leben zu festigen. Denn wer sein Glück nicht vom Partner abhängig macht, der lebt sowohl als Single als auch in der Beziehung selbst zufriedener und ausgeglichener. Neben Eigenverantwortung und Eigenständigkeit ist vor allem das Erlernen der Selbstliebe und Selbstreflextion ein wichtiger Aspekt, um perspektivisch glücklich zu sein - ob mit oder ohne Partner. So wird auch das Single-Dasein weniger belastend. Versprochen!
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Unser Experte: Wieland Stolzenburg, Beziehungspsychologe und Therapeut im Bereich Partnerschaft, Lebenszufriedenheit und Persönlichkeitsentwicklung, aktuelles Buch: "Beziehungsglücklich, 27 Tipps für eine erfüllende Partnerschaft".