PFAS: Darum sind die Chemikalien so gefährlich!

PFAS sind derzeit in aller Munde. Die Regierung will die „ewigen Chemikalien“ verbieten. Wozu werden PFAS verwendet? In welchen Produkten stecken sie – und was macht sie so gefährlich?

Weggeworfener Einwegbecher mit Plastikdeckel
PFAS können unter anderem in der Beschichtung von Einwegbechern stecken Foto: iStock/fcafotodigital

Nicht nur Deutschland will ein Verbot von PFAS: Vier weitere Länder in Europa fordern ebenfalls, die Chemikalien zu verbannen, denn sie gelten als giftig. In Analysen wurde in den Körpern vieler Jugendlicher nun eine hohe Konzentration von PFAS nachgewiesen. Das Problem: Die „ewigen Chemikalien“ sind in einer breiten Palette von Produkten enthalten.

Was sind PFAS eigentlich?

PFAS ist die Abkürzung für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, auch per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) genannt. Dabei handelt es sich um eine Gruppe künstlicher organischer Verbindungen, die seit dem Ende der 1940er Jahre hergestellt werden. Etwa 10.000 verschiedene Stoffe zählen zu der Gruppe.

Der Vorteil der Chemikalien: Sie weisen Wasser, Fett und Schmutz ab. Außerdem sind sie chemisch und thermisch stabil, chemische Stoffe und Hitze oder Kälte können ihnen also nichts anhaben. Wegen dieser besonderen Eigenschaften stecken sie in einer Vielzahl von Produkten, von Kleidung über Kosmetik bis zu Kochgeschirr.

In welchen Produkten sind PFAS zu finden?

Den meisten Menschen ist gar nicht bewusst, in wie vielen Alltagsprodukten PFAS enthalten sind. Wahrscheinlich nutzt sie jede:r in irgendeiner Form.

Die Chemikalien stecken unter anderem in diesen Produktgruppen:

  • Outdoor-Kleidung

  • Arbeitskleidung

  • Imprägniermittel

  • Klebe-Etiketten

  • Kosmetik- und Körperpflegeprodukte wie Cremes, Shampoos und Make-Up

  • Heimtextilien, z. B. Teppiche

  • Beschichtung von Möbeln

  • Lebensmittelverpackungen wie Getränkebecher oder Pizzakartons

  • Haushaltswaren wie antihaftbeschichtete Pfannen und Backpapier

  • Wachs für Skier und andere Gegenstände

  • Wetterschutzfarben und -lacke

  • Feuerlöschschaum

  • Pestizide

Warum sind PFAS so gefährlich?

Die Stoffe stellen sowohl für die Umwelt als auch für die menschliche Gesundheit eine erhebliche Gefahr dar.

PFAS in der Umwelt

PFAS verteilen sich sehr schnell über das Wasser, sie können in Kläranlagen nicht abgebaut werden. Dies ist mittlerweile ein globales Problem: Wasserlösliche PFAS wurden schon in der Arktis und den Tieren entdeckt, die dort heimisch sind. Andere Verbindungen verteilen sich über die Luft und gelangen etwa bei Regen in den Boden und die Gewässer.

Die Stoffe bzw. ihre Abbauprodukte sind zudem sehr langlebig. Daher werden sie auch „ewige Chemikalien“ genannt. Einige PFAS können sich auch in Organismen wie Pflanzen und Tieren anreichern und dort lange leben – auch im Menschen.

PFAS im Menschen

Menschen nehmen die Stoffe vor allem über Lebensmittel auf, vom Trinkwasser über Getreide bis zu tierischen Produkten. Im Körper reichern sich die Chemikalien an und bleiben dort lange vorhanden. So wird beispielweise beim Gebrauch von Feuerlöschschaum eine hohe Konzentration in der Umwelt freigesetzt, die auch vom Menschen aufgenommen werden kann. Aber auch PFAS in Teppichen, Möbeln oder Kleidung können über die Innenraumluft zu einer Belastung beim Menschen führen.

Nach Informationen des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) ist das Wissen um die Wirkung von PFAS noch begrenzt. Allerdings wurden in einigen Verbindungen schon gesundheitsschädliche Wirkungen nachgewiesen. Insbesondere in Kombination mit der Langlebigkeit sei dies bedenklich, so das Ministerium.

So können PFAS der Gesundheit schaden

Im menschlichen Körper verteilen sich PFAS vor allem im Blutplasma sowie in der Leber und in den Nieren. Manche werden mit Kot und Urin wieder ausgeschieden, andere sind aber noch nach Jahren im Körper nachweisbar, vor allem bei jungen Menschen.  

„PFAS befinden sich bereits überall: im Wasser, im Boden, in Pflanzen und in Tieren. Auch jede:r von uns trägt sie mittlerweile in sich – Studien wiesen sie im Blut aller Kinder nach. Laut einer weiteren Studie überstiegen sie bei 14 % der Teenager sogar die gesundheitsbezogenen Leitlinien der Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit.“
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)

Wie giftig die einzelnen Substanzen tatsächlich sind, lässt sich zwar noch nicht vollständig beurteilen. Jedoch weisen verschiedene Studien auf gesundheitsschädliche Auswirkungen hin, dazu zählen:

  • Leberschäden

  • Schilddrüsenerkrankungen

  • Hoher Cholesterinspiegel

  • Diabetes

  • Fettleibigkeit

  • Verringertes Geburtsgewicht

  • Erhöhtes Risiko für Brust-, Hoden- und Nierenkrebs

  • Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit

Besonders kritisch ist die Weitergabe mancher PFAS von der Mutter auf das Kind, was während der Schwangerschaft und der Stillzeit geschehen kann. So meldet das Umweltbundesamt: „Erwartungsgemäß waren die Konzentrationen einiger PFAS im Blutplasma gestillter Kinder höher als bei ungestillten Kindern, und zwar umso höher, je länger die Stilldauer war.“

Der BUND warnt außerdem vor PFAS in Kosmetik- und Körperpflegeprodukten. Die Aufnahme über die Haut sei bisher noch kaum untersucht worden. Es gebe jedoch Hinweise darauf, dass dies wesentlich zur Chemikalienbelastung im menschlichen Körper beitrage und über das Abwasser auch in die Umwelt gelange. Daher hätten PFAS nichts in diesen Produkten zu suchen.

Verbot von PFAS gefordert

Zwar belegen Auswertungen der Umweltprobenbank des Bundes, dass die Belastung junger Erwachsener mit den verschiedenen PFAS seit 1986 deutlich abgenommen hat. Allerdings zeigt die hohe Konzentration im Blut von vielen Kindern und Jugendlichen, dass dennoch Handlungsbedarf besteht.

Einige PFAS sind bereits europaweit verboten. Dabei handelt es sich um die Stoffe, die nachweislich in höchster Konzentration in der Umwelt vorkommen und bei denen man weiß, dass sie der Umwelt und der Gesundheit schaden. Doch durch die große Anzahl der Verbindungen und die Vielzahl der Verwendungsmöglichkeiten ist eine Regelung für andere PFAS schwierig. Zudem muss für die Stoffe – etwa in Feuerlöschschaum, bei Arbeitsschutzkleidung oder in Medizinprodukten – ein adäquater Ersatz gefunden werden. Ein Verbot ist daher komplex und aufwändig.

Gemeinsam mit Dänemark, den Niederlanden, Norwegen und Schweden will Deutschland dennoch eine umfassende Regelung für PFAS erreichen. Ein sogenanntes „Beschränkungsdossier“ wurde bereits bei der europäischen Chemikalienagentur ECHA eingereicht. Das weitere Verfahren dauert Monate bis Jahre. Kommt es zum Verbot, soll es eine Übergangsfrist zwischen eineinhalb und zwölf Jahren geben, um Alternativen zu finden. Es bleibt also abzuwarten, ob PFAS wirklich verboten werden und wenn ja, wann – Expert:innen rechnen frühestens 2025 damit.

Quellen:

Per- und polyfluorierte Chemikalien, in: bmuv.de

PFAS: Ewigkeits-Chemikalien in Kosmetik- und Körperpflegeprodukten, in: bund.net

PFAS Gekommen, um zu bleiben, in: umweltbundesamt.de

In Outdoor-Kleidung oder Pfannen: "Ewige Chemikalien" sollen in EU beschränkt werden, in: oekotest.de

Was sind PFAS und inwiefern sind sie für meine Gesundheit gefährlich?, in: eea.europa.eu