Pflegeheim-Bewertung: Mit dieser Checkliste erkennen Sie gute Pflegeheime
Das erste, was pflegende Angehörige oder die Pflegebedürftigen bei einem anstehenden Heimaufenthalt oder Heimwechsel wissen wollen: Wie ist die Pflegeheim-Bewertung? Welche Kriterien gute Seniorenheime erfüllen sollten, zeigt die Checkliste des Pflege-TÜVs.

Was sind die Bedingungen für eine gute Pflegeheim-Bewertung? Um Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen eine bessere Orientierung zu geben, gibt es seit 2019 einen neuen Pflege-TÜV. Aber woran orientiert man sich, wenn man auf der Suche nach einem guten Pflegeheim ist? Unsere Experten, Benedikt Zacher und die gerontopsychiatrische Fachkraft Nicole Göritz von pflege.de, wissen, wie das gelingt.
Bewertungssystem für Pflegeheime seit 2019 neu
Seit Herbst 2019 gilt ein neues Bewertungssystem, nach dem die Qualität von Pflegeheimen geprüft wird. Zuvor gab es ein Schulnotensystem, in dem Heimen eine Gesamtnote für die pflegerische Qualität gegeben wurde. Das Problem war nur: Die Unterschiede in der Qualität war für Außenstehende nur schwer nachzuvollziehen, da eine gute Note in einem bestimmten Bereich die schlechte Note in einem anderen Bereich ausgleichen konnte. Die Folge war, dass sich die Pflegenoten der rund 13.000 Heime kaum unterschieden und im Schnitt bei 1,2 lagen.
Aus diesem Grund führte der Gesetzgeber 2019 das sogenannte indikatorengeschützte Prüfsystem ein, um die Bewertung eines Heims für Betroffene transparenter zu gestalten. Der neue Pflege-TÜV veröffentlicht so nicht mehr nur die öffentliche Qualitätsdarstellung, sondern legt die gesamte Qualitätsprüfung offen.
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Pflegeheim-Bewertung: So funktioniert der Pflege-TÜV
So läuft die Bewertung von Pflegeheimen nach dem Indikatorenmodell ab:
Interne Qualitätsprüfung: Das Pflegeheim dokumentiert alle sechs Monate selbst, wie gut die Pflege- und Versorgungsqualität ist und zu welchen Ergebnissen die entsprechenden Maßnahmen bei den Bewohnern geführt haben. Die interne Prüfung erfolgt nach zehn Indikatoren, zum Beispiel Mobilität, Sturzfolgen und den Erhalt der Selbstständigkeit. Um die Ergebnisqualität zu sichern, werden die Dokumentationen sowohl durch ein datengeschütztes Programm als auch durch Gutachter des Medizinischen Dienstes bzw. des privaten Prüfdienstest evaluiert.
Übermittlung der Qualitätsindikatoren: Wenn das Pflegeheim die interne Qualitätsprüfung durchgeführt hat, werden diese Daten an die Datenauswertungsstelle übermittelt. Nachdem die Angaben durch ein Programm auf ihre Plausibilität überprüft worden sind, erhalten Pflegeheim und Pfegekasse die Daten zurück mit Hinweisen, wo Verbesserungspotenzial besteht.
Externe Qualitätsprüfung: Neben der technischen Überprüfung der Daten aus dem Pflegeheim erfolgt ebenfalls eine persönliche Kontrolle vor Ort. Die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst oder private Prüfer wird erst einen Tag vorher bekannt gegeben. Der Gutachter befragt Bewohner und Pflegekräfte. Außerdem sieht er sich die Pflegedokumentation an und beobachtet den Pflegealltag.
Am Ende der persönlichen Überprüfung steht das Abschlussgespräch, in dem die Ergebnisse mit den Heim-Verantwortlichen besprochen werden. Im Rahmen des Pflegetransparenzsystems bekommen sie so direkte Anweisungen, in welchen Bereichen nachgebessert werden kann oder muss.
Im Qualitätsbericht halten die Gutachter die Ergebnisse der einzelnen Prüfungen fest. Die Berichte werden auf verschiedenen Plattformen veröffentlicht, so zum Beispiel auf der Website des AOK-Pflegenavigators oder auf pflegelotse.de einzusehen.
Persönlicher Eindruck ist wichtig bei der eigenen Pflegeheim-Bewertung
Fernab von dem offiziellen Bewertungssystem ist es wichtig, sich einen eigenen Eindruck von dem Pflegeheim zu machen, das in Betracht kommt. Schauen Sie sich das Pflegeheim persönlich an und verlassen Sie sich dabei auf Ihre Wahrnehmung und ihr Bauchgefühl. Wie riecht es dort? Angenehm oder vielleicht sogar nach Urin? Ist es sauber? Wie ist der Umgangston zwischen den Pflegern, und wie sprechen sie mit den Bewohnern? Wie ist die Atmosphäre und das Ambiente? Und wie sehen die Bewohner aus? All das sind Fragen, die Sie bei einem Kennenlernbesuch für sich klären können.
Am besten besuchen Sie mehrmals das jeweilige Heim. Am Nachmittag ist die Personaldichte häufig am schwächsten – dann sehen Sie, wie gut die Bewohner betreut sind. Auch zum Mittagessen ist eine gute Besuchszeit. Beobachten Sie: Gibt es genug Helfer, die die Bewohner beim Essen unterstützen? Oder ist die Situation hektisch, weil sich zwei Betreuer um 30 Leute kümmern müssen?
Pflegeheim-Bewertung von Angehörigen: Checkliste für die eigene Einschätzung
Neben Kriterien wie Atmosphäre, Umgang miteinander, Gerüche und Sauberkeit helfen auch folgende Punkte dabei, die Qualität eines Pflegeheims für sich zu bewerten:
Bezugspflegekräfte: Optimal ist, wenn die Bewohner Bezugspflegekräfte haben. Erkennbar ist das oft an Tafeln im Wohnbereich. Darauf sind die Namen der Senioren vermerkt mit einem Bild der Bezugsperson. Sie können aber auch die Mitarbeiter danach fragen.
Medizinische und therapeutische Versorgung: Arbeitet das Heim mit niedergelassenen Hausärzten und Fachärzten zusammen? Besteht die Möglichkeit der freien Arztwahl? Wird die Behandlung mit den Bewohnern und Angehörigen persönlich besprochen? Gibt es Arztsprechstunden vor Ort? Wer darauf wert legt, kann auch nach Therapie-Hunden oder anderen Therapie-Angeboten fragen.
Tägliche Freizeitangebote:
Die sollte man von einem guten Pflegeheim erwarten. Das können Literaturvorträge sein, gemeinsames Kochen, Gedächtnistraining oder Gymnastik. Wer wert auf Ausflüge oder Gottesdienste in der Einrichtung legt, sollte danach fragen.
Gespräche mit anderen Angehörigen:
Was sagen die über das Heim? Auch Gespräche mit den Bewohnern selbst sind oft erhellend.
Heimbeirat:
Der besteht aus Bewohnern und Angehörigen. Rufen Sie dort an und informieren sich. Der Beirat ist über die Situation im Heim gut im Bilde.
Essen und Trinken: Wie ist das Mahlzeiten-Angebot? Wie sieht das Essen aus und wird auf individuelle Wünsche eingegangen? Sind die Getränke kostenfrei? Aber auch Fragen nach einer festen Sitzordnung beim Essen oder flexiblen Essenszeiten können wichtig sein.
Sicherheit: Haben die Zimmer einen Hausnotruf für den Fall, dass etwas passiert? Wird am Eingang überwacht, wer rein- und rausgeht? Gibt es ene Möglichkeit, Wertgegenstände sicher aufzubewahren?
Serviceangebote: Gibt es eine Cafeteria, in der sich Angehörige und Heimbewohner treffen können? Gibt es einen Friseur, der das Heim regelmäßig besucht? Besteht ein Massage-Angebot?
Zimmerausstattung: Welche Möbel sind bereits vorhanden? Welche können mitgebracht werden? Reicht der Platz aus? Dürfen Haustiere mitgenommen werden?
Pflegeheim-Bewertung: Gespräch mit Leitung ist wichtig
Vereinbaren Sie mit der Pflegeheimleitung einen Gesprächstermin und stellen Sie dort alle Fragen, die für Sie noch nicht beantwortet sind. Es ist auch ratsam, nach dem Personalschlüssel zu fragen. Mindestens die Hälfte sollte aus examinierten Fachkräften bestehen. Besser wäre auch, wenn das Heim mit wenig Leasingkräften, dafür mit viel Stammpersonal arbeitet.
Nicht jedes Heim wird alle genannten Punkte der Checkliste erfüllen können. Wägen Sie bei Ihrer Pflegeheim-Bewertung immer ab, was Ihnen besonders wichtig ist und worauf Sie ggf. verzichten könnten.