Nesselsucht in der Schwangerschaft: Ist das gefährlich für das Ungeborene?
Eine Nesselsucht in der Schwangerschaft zeigt sich durch rötliche Quaddeln, die stark jucken – und die Nerven der werdenden Mütter zusätzlich strapazieren können. Doch stellt Nesselsucht in der Schwangerschaft eine Gesundheitsgefahr dar? Und was hilft dagegen?
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Mit Nesselsucht ist ein Hautausschlag gemeint, bei dem juckende Quaddeln auftreten. Schätzungsweise jeder Fünfte erkrankt im Laufe des Lebens an einer Nesselsucht. Auch bei werdenden Müttern können davon betroffen sein. Welche Ursachen Nesselsucht in der Schwangerschaft hat, was gegen den Juckreiz hilft und ob der Ausschlag gefährlich ist, erklärt Dr. Uwe Kirschner, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten mit eigener Praxis in Mainz.
Nesselsucht in der Schwangerschaft löst diese Symptome aus
„Nesselsucht (Urtikaria) tritt während der Schwangerschaft recht häufig auf und beeinträchtigt die Lebensqualität der Schwangeren teilweise deutlich“, sagt Dr. Uwe Kirschner. Der Name verrät schon, welche Symptome bei dieser Erkrankung auftreten können: hautfarbene bis weißliche Quaddeln, wie sie auch nach dem Kontakt mit Brennnesseln entstehen. Die Erhebungen können winzig sein, aber auch die Größe eines Mückenstichs annehmen und großflächig erscheinen, wenn die Quaddeln dicht an dicht auftauchen. Zudem weisen sie einen rötlichen Rand auf.
Das, was die Nesselsucht so quälend machen kann, ist der starke Juckreiz der Quaddeln. Ein brennendes Gefühl auf der Haut ist ebenfalls möglich.
Bei einer Urtikaria können auch sogenannte Angioödeme entstehen, bei denen es zu starken, polsterähnlichen Schwellungen des Unterhautgewebes kommt.
Ist eine Nesselsucht in der Schwangerschaft gefährlich?
„Nesselsucht in der Schwangerschaft ist sowohl für die Mutter als auch das Kind völlig ungefährlich“, erklärt der Hautarzt. „Die Erkrankung hat keinen Einfluss auf den Verlauf der Schwangerschaft und vererbt sich auch nicht auf das Kind.“
Eine Ausnahme gibt es allerdings: „In seltenen Fällen kann – wie auch bei nicht schwangeren Urtikaria-Patienten – ein Angioödem im Rachenraum auftreten und zu Atemnot führen. In dem Fall muss die Patientin sofort notärztlich versorgt werden. Treten Angioödeme häufiger auf, verordnet der Arzt ein Notfallset, sodass die Patienten sich bei schweren Urtikaria-Schüben selbst versorgen können.“
Wie entsteht eine Nesselsucht – nicht nur in der Schwangerschaft?
Eine Nesselsucht entsteht, wenn das Immunsystem auf bestimmte Reize oder Stoffe überreagiert. Mögliche Auslöser sind zum Beispiel physikalische Reize wie Wärme, Kälte oder Druck. Die Haut kann auch überempfindlich auf Licht oder Wasser reagieren. Eine Nesselsucht kann zudem durch einen akuten Infekt, bestimmte Medikamente oder als allergische Reaktion, zum Beispiel auf bestimmte Lebensmittel, auftreten. Stress kann eine bestehende Nesselsucht verstärken. Doch nicht immer gelingt es, einen konkreten Auslöser auzumachen.
Nesselsucht in der Schwangerschaft und nach Geburt: Welche Rolle spielen Hormone?
„Die hormonellen Umstellungen in der Schwangerschaft beeinflussen das Immunsystem und die Histamin-Ausschüttungen“, erklärt Dr. Kirschner. „Bei manchen Frauen tritt dadurch Nesselsucht während der Schwangerschaft neu auf oder eine bestehende Urtikaria intensiviert sich.“
Doch auch das Gegenteil kann der Fall sein: „Bei anderen Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft an Urtikaria litten, kann es auch zu einer Linderung oder einem kompletten Verschwinden der Symptome im Laufe der Schwangerschaft oder nach der Entbindung“ kommen, sagt der Experte.
Wann bildet sich die Nesselsucht in der Schwangerschaft zurück?
Bei einem akuten Nesselausschlag in der Schwangerschaft ist es möglich, dass sich die Beschwerden spontan zurückbilden – dasselbe gilt für Nicht-Schwangere. Die akute Urtikaria tritt am häufigsten auf und kann innerhalb weniger Stunden verschwinden – entweder vollständig oder sie „wandert“ im Körper weiter, sodass an anderer Stelle der Ausschlag plötzlich auftritt. Die akute Nesselsucht kann bis zu sechs Wochen andauern. Bestehen nach diesem Zeitraum immer noch Beschwerden, ist die Urtikaria vermutlich chronisch geworden.
Wann zum Arzt bei Nesselsucht in der Schwangerschaft?
„Schwangere, die an Nesselsucht leiden, sollten auf jeden Fall ihren Hautarzt um Rat fragen, sodass dieser die bestmögliche Therapie empfehlen kann“, macht Dr. Uwe Kirschner deutlich.
Dürfen Medikamente bei Nesselsucht in der Schwangerschaft eingenommen werden?
„Generell gilt: Systemische Therapien (Tabletten, Spritzen) sollten während der Schwangerschaft vermieden werden, insbesondere im ersten Trimenon (erste drei Monate der Schwangerschaft)“, erklärt der Hautarzt. „Dies gilt auch für Antihistaminika, die häufig zur Therapie der Urtikaria eingesetzt werden.“
Bei seiner Therapie-Empfehlung orientiert sich der Arzt generell an der aktuellen Studienlage. „So wurden bei bestimmten Antihistaminika keine negativen Auswirkungen auf die Schwangeren und das Ungeborene festgestellt“, erklärt Dr. Kirschner. Das gilt zum Beispiel für den Arzneistoff Loratadin. „Kortison darf in der Schwangerschaft nur mit ärztlicher Genehmigung eingenommen werden.“
Nesselsucht in der Stillzeit: Das ist zu beachten
Wenn Nesselsucht in der Stillzeit auftritt, sollten auch hier die Beschwerden ärztlich abgeklärt werden. Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt bzw. der Ärztin wird dann besprochen, ob der Einsatz von Antihistaminika empfehlenswert ist. Zu bedenken ist hier, dass Medikamentenwirkstoffe über die Muttermilch an das Baby weitergegeben werden können. Nach der Leitlinie der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e.V. gilt Loratadin als das Mittel der Wahl. Gegebenenfalls. kann auch Cetirizin eingesetzt werden. Grundsätzlich sollte die Arznei-Einnahme während der Stillzeit mit dem Arzt bzw. der Ärztin abgesprochen sein.
Beschwerdetagebuch kann bei Nesselsucht in der Schwangerschaft helfen
Wer öfters mit Nesselsucht zu kämpfen hat und der Auslöser nicht auf Anhieb zu erkennen ist, kann ein Beschwerdetagebuch über die Symptome führen, um die Krankheit besser zu verstehen – dazu rät auch der Experte: „Besteht die Erkrankung schon länger, sollte auf die Erkenntnisse aus dem Beschwerdetagebuch zurückgegriffen werden und alle Auslöser vermieden werden".
Hier einige Beispiele, die Nesselsucht auslösen und vermieden werden sollten:
Verzichten Sie auf Lebensmittel, die mit einer Nesselsucht in Verbindung stehen – zum Beispiel Nüsse, reifer Käse, Wurst und bestimmtes Obst.
Besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt bzw. Ihrer Ärztin Ihre Medikamenteneinnahme. Ggf. ist eine Umstellung auf ein Arzneimittel notwendig, das besser verträglich ist.
Sind Infekte Auslöser der Nesselsucht, sollten diese entsprechend behandelt werden.
Ist Druck für die Nesselsucht verantwortlich, tragen Sie keine enge Kleidung und nutzen Sie Taschen oder Rücksäcke mit breiten Trägern.
Darüber hinaus empfiehlt Dr. Kirschner seinen Patientinnen, auf scharfe Gewürze und Kaffee zu verzichten, weil sie Nesselsucht auslösen oder verstärken können.
Hausmittel bei Nesselsucht in der Schwangerschaft und Stillzeit
Um den Juckreiz zu lindern, können kühle Umschläge auf die betroffene Hautstelle gelegt werden – insofern es sich nicht um eine durch Kälte ausgelöste Urtikaria handelt. Auch kalte Duschen und kühlende Gels aus der Apotheke helfen gegen den Juckreiz.
Viele Menschen greifen auf Hausmittel zurück – das ist gerade in der Schwangerschaft und Stillzeit empfehlenswert, weil auf eine möglichst medikamentenfreie Behandlung gesetzt wird. Diese Hausmittel kommen bei einer Nesselsucht infrage und können dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern:
Gegen den Juckreiz wenden viele Betroffene Weinessig an. Geben Sie dafür einen Esslöffel Weinessig in einen Liter Wasser und befeuchten Sie damit die betroffenen Hautstellen.
Auch Backpulver soll eine beruhigende Wirkung auf die Haut haben, zum Beispiel als Zusatz beim Baden.
Um den Juckreiz zu stillen, kann kalter Kamillentee helfen. Sie können den abgekühlten Tee zum Beispiel mithilfe eines Wattepads auf das betroffene Hautareal auftragen.
Heilpflanzen wie Hamamelis oder Ringelblume wirken gegen Juckreiz und Entzündungen auf der Haut. In der Apotheke sind Salben auf Basis dieser Heilpflanzen erhältlich.
Auch wenn eine Nesselsucht den Alltag stark belasten kann, können die Beschwerden in der Regel gut behandelt werden – und verschwinden meistens nach kurzer Zeit auch wieder. Eine Gefahr für das Kind besteht bei einer Nesselsucht in der Schwangerschaft nicht.
Dr. Uwe Kirschner ist Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Venenerkrankungen (Phlebologe) und Berufsdermatologe. Er führt eine eigene große Praxis mit insgesamt acht Ärzten in Mainz. Mehr über Dr. Kirschner erfahren Sie auf seiner Website.