Natürliche Potenzmittel: Was bei Erektionsproblemen wirklich hilft

Wer unter Potenzproblemen leidet, muss nicht zwangsläufig zur kleinen, blauen Pille greifen. Natürliche Potenzmittel versprechen dem „kleinen Manne“ wieder echtes Stehvermögen.

Tabletten liegen auf dem Tisch
Natürliche Potenzmittel sind im Online-Versandhandel besonders beliebt Foto: istock/sanjagrujic

Die natürlichen Substanzen sollen unter anderem auf die Erektionsfähigkeit, Dauer und Intensität einwirken. Wissenschaftlich belegt ist das in den meisten Fällen nicht, was nicht heißt, dass Ginseng und Co. nicht trotzdem eine positive Wirkung auf die Potenz haben können. Warum?

Bei der Erektion eines Mannes spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Wird der Penis und die erogene Zone berührt, stimuliert das das Erektionszentrum am unteren Ende des Rückenmarks. Die Nervenimpulse werden schließlich über den Parasympathikus zum Penis geleitet und sorgen für eine Erektion. Ein ganz natürlicher Vorgang, der dann gestört sein kann, wenn der Erregungsimpuls blockiert wird. Das kann eine organische Ursache haben, beispielsweise bei einer Querschnittslähmung, aber auch vom Hirn gesteuert werden. Warum eine Erektion manchmal reine Kopfsache ist, beschreibt Dr. med. Yael Adler in ihrem Bestseller „Darüber spricht man nicht“: „Gibt das Gehirn grünes Licht, erweitern sich die kleinen Blutgefäße, die die Schwellkörper im Penis wie ein Küchenschwamm aufquellen lassen.“ Zu viel Stress oder Nervosität können die Weiterleitung des Erregungsmoments blockieren und der Mann bekommt wortwörtlich „keinen mehr hoch“.

Ebenfalls zu Erektionsstörungen kann ein Mangel am männlichen Sexualhormon Testosteron führen, deren Produktion im Alter von circa 40 Jahren immer weiter abnimmt. Ein Grund dafür, warum die Erektionsfähigkeit der Männer mit zunehmenden Alter nachlässt.

Durch Stressabbau dem Stehvermögen natürlich auf die Sprünge helfen

Ist eine organische Ursache bei einer Erektionsstörung ausgeschlossen, ist eine der ersten Maßnahmen, dass man versucht, durch Entspannungsübungen und Stressabbau die Blockaden zu lösen. Leidet jemand unter Erektionsstörungen, fällt es Betroffenen jedoch verständlicherweise ziemlich schwer, in genau dieser Situation die Ruhe zu bewahren. Warum nicht also versuchen, die Potenz durch andere Mittel zu steigern? Zumal viele der „natürlichen Potenzmittel“ nicht nur versprechen, die Erektionsfähigkeit zu steigern, sondern auch die Dauer der Erregung und die Intensität positiv zu beeinflussen. Länger, härter, intensiver und das ganz natürlich und ohne Nebenwirkungen – hört sich für die meisten vielversprechend an.

Was sind natürliche Potenzmittel?

Natürliche Potenzmittel beruhen in der Regel auf pflanzlicher, manchmal auch tierischer Basis. Sie sind rezeptfrei meist online im Handel erhältlich. Ob überhaupt und in welcher Intensität sich die natürlichen Potenzmittel auf das Sexualleben auswirkt, ist von Mann zu Mann vollkommen unterschiedlich. Hauptsächlich deshalb, weil die Ursache der Funktionsstörung sehr verschieden sein können.

Und ein weiterer, wichtiger Aspekt mischt bei der Wirkung von natürlichen Potenzmitteln und deren Nachweis gehörig mit: der Placebo-Effekt. Da bei Potenzproblemen die Psyche eine große Rolle spielt, ist dieser nicht zu unterschätzen. Dr. med. Yael Adler erklärt, dass „bei Erektionsstörungen der Placebo-Effekt in bis zu 30 Prozent der Fälle helfen kann“. So kann ein Potenzmittel helfen, auch ohne dass die Wirkung medizinisch nachgewiesen ist.

Was gibt es für natürliche Potenzmittel?

Es gibt diverse – manche mehr oder weniger— seriöse Anbieter, die Kapseln, Pulver und weitere Erzeugnisse mit natürlichen Potenzmitteln anbieten. Bei einigen dieser natürlichen Aphrodisiaka ist die potenzfördernde Wirkung durch mehrere Studien nachgewiesen, bei einigen nicht.

Natürliche Potenzmittel im Check

Maca-Pulver – natürliches Aphrodisiakum

Ist bei natürlichen Potenzmitteln von Maca die Rede, handelt es sich in der Regel um ein Nahrungsergänzungsmittel, welches aus getrocknetem Knollenpulver besteht. Die Maca-Pflanze wächst in den peruanischen Anden und wird dort bereits seit über 2000 Jahren als potenzförderndes Mittel gehandelt. Sie enthält zahlreiche Nährstoffe wie Kalzium, Zink, Jod, Eisen sowie Vitamin B2, B5 und Vitamin C. Was die Wurzel allerdings so besonders macht, sind die in ihr enthaltenden pflanzlichen Sterole. Sie fördern die Bildung des männlichen Sexualhormons Testosteron. Zudem sollen die Sterole die Durchblutung des Beckengewebes fördern. Durch die Erweiterung der Blutgefäße wird dadurch die Erektionsfähigkeit gesteigert. Wissenschaftlich nachgewiesen ist die Verbesserung der Spermien-Qualität und der Produktion durch die Verabreichung von Maca-Pulver.

Forscher der Universität in Lima untersuchten in einer Studie vier Monate lang die Wirkung von Maca-Pulver auf die Spermienqualität. Dabei erhielten neun Männer jeweils vier Monate lang 1.500 bis 3.000 mg Maca. Das Ergebnis: ein erhöhtes Samenvolumen.

Bufotenin: Krötensekret mit potenzsteigernder Wirkung?

Bufotenin ist ein Stoff, der in den Hautdrüsen der Colorado-Kröte (Bufo alvarius) und der Agakröte (Bufo marinus) gebildet wird, aber auch in bestimmten Pilzarten vorkommt. Als „tierisches Gift“ aus den Hautsekreten der Kröten gewonnen, wirkt es auf halluzinogene Weise. Die Substanz soll anregend auf das Gehirn einwirken, sodass die Libido gesteigert wird. Mediziner warnen jedoch vor der Einnahme von Bufotenin, da es zu Muskelkrämpfen und Kontrollverlust der Gliedmaßen führen kann. Trotz seiner halluzinogenen Wirkung unterliegt Bufotenin jedoch nicht dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG).

Achtung beim Gift der spanischen Fliege

Bei der spanischen Fliege handelt es sich nicht um eine Sexstellung, auch nicht um eine Fliege, sondern um einen Käfer aus der Familie der Ölkäfer. Er enthält Cantharidin, ein Stoff, der eigentlich als starkes Gift gehandelt wird. Er soll durch die Stimulanz der Betarezeptoren die Dauer der Erektion erheblich verlängern. Allerdings im schlimmsten Fall mit verheerenden Folgen. So kann es etwa zu einer Dauererektion kommen, Nieren- und Kreislaufversagen sowie einer Lebervergiftung. In Europa ist die „spanische Fliege“ daher verboten.

Yohimbin: Vorreiter des Viagras

Yohimbin wird aus der Rinde des afrikanischen Baumes „Pausinystalia yohimbe“ gewonnen und war – noch in Zeiten bevor Viagra auf dem Markt kam – ein gängiges Mittel zur Behandlung von Erektionsstörungen. Yohimbin wirkt sich auf das zentrale Nervensystem aus und beeinflusst Blutdruck und Herzaktivität. Es soll zudem die Blutzufuhr zum Penis verbessern. Stiftung Warentest beurteilt Yohimbin allerdings als „wenig geeignet“ zur Potenzförderung, da es keine ausreichende Studiengrundlage gibt.

Durchblutung fördern mit Arginin

Auch Arginin soll bei Erektionsstörungen helfen. Der Eiweißbaustein wirkt gefäßerweiternd. Und erweitern sich die Blutgefäße, wird die Erektionsfähigkeit gefördert. Damit eine spürbare Wirkung eintritt, muss man das Arginin, meist in Form von Tabletten, über einen längeren Zeitraum einnehmen. Dabei wird eine sehr hohe Dosis über 1000 mg/Tag empfohlen.

Testosteron-Booster Tribulus Terrestis

Die Substanz Tribulus Terrestris wird aus der Erd-Burzeldorn gewonnen und gilt nicht nur als Potenzmittel, sondern auch als natürliches Anabolikum. In der Bodybuilder-Szene wird es auch als Ersatz von Steroiden verwendet. Durch das Kraut soll die Testosteronproduktion angekurbelt werden. Eine eindeutige Wirkung konnte bisher nicht nachgewiesen werden.

Ginseng: Das beste Mittel zur Potenzsteigerung?

Glaubt man den Verkaufszahlen, ist das beste, natürliche Mittel zur Potenzsteigerung Ginseng. Es soll sich positiv auf die Gefäßerweiterung auswirken. Laut einer koreanischen Studie fördert Ginseng die Produktion von Stickstoffmonoxid im Blut, was zu der gewünschten Gefäßerweiterung führt. Die Folge: Die Erektionsfähigkeit nimmt zu. Das Blut kann besser fließen. Damit Ginseng allerdings überhaupt eine gefäßerweiternde Wirkung hat, muss es über einen längeren Zeitraum eingenommen werden und kann nicht in Akutfällen helfen.
Forscher der Wake Forest School of Medicine in Winston Salem untersuchten natürliche Potenzmittel wie Ginseng im Hinblick auf die Mengenangaben des Potenzmittels beim Verkauf. Bei den Produkten enthielten 13 der 50 getesteten Ginseng-Produkte lediglich 10 bis 150 mg Pro Kapsel. Studien belegen die potenzsteigernde Wirkung von Ginseng allerdings erst bei einer Dosierung von bis zu 2.000 mg/d. Zwar wurden bei den Untersuchungen lediglich Produkte aus den USA untersucht, diese sind allerdings durch Online-Versandhandel überall erhältlich und halten so Einzug auf den europäischen Markt.

Was bringen die natürlichen Potenzmittel wirklich?

Leidet man unter Erektionsstörungen, können natürliche Potenzmittel helfen, die Manneskraft zu unterstützen. Bevor man jedoch zu teuren Potenzmitteln greift, auch wenn sie auf pflanzlicher Basis sind, sollte man die Funktionsstörung von einem Mediziner untersuchen lassen. Bei den rezeptfreien, pflanzlichen Potenzmitteln konnte, wenn überhaupt nur dann eine potenzsteigernde Wirkung erzielt werden, wenn sie in hoher Dosis über einen längeren Zeitraum eingenommen wurden.

Quellen:

Gonzales, G. F., Cordova, A., Gonzales, C., Chung, A., Vega, K., & Villena, A. (2001). Lepidium meyenii (Maca) improved semen parameters in adult men. Asian journal of andrology3(4), 301-304.

Dr. med. Yael Adler (2018), darüber spricht man nicht, Droemer Verlag, München

Yohimbin, in: test.de

Natürliche Erektionshilfen haben‘s in sich, in: aerztezeitung.de