Natron trinken: Gesundes Hausmittel – aber nicht für jeden

Natron trinken wird oft als bewährtes Hausmittel beworben. Morgens einen Teelöffel von dem Pulver und schon sollen entzündliche Prozesse im Körper gestoppt werden. Aber kann jeder Mensch Natron bedenkenlos einnehmen und so Sodbrennen, Arthritis & Co. lindern?  So einfach ist es nicht.

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Mit Blick auf die gesundheitsfördernde Wirkung von Natron machen sich viele Menschen dessen basische Eigenschaft zunutze: Natron ist ein preiswertes und rezeptfreies Antacidum, das die Magensäure neutralisiert. In Wasser gelöst, trennt sich Natrium vom Hydrogencarbonat, das als Base dann den im Körper vorhandenen Säuren entgegenwirkt. Natron trinken kann somit die Gesundheit fördern. Das Hausmittel hat aber auch Nebenwirkungen, die nicht zu unterschätzen sind.

Was ist Natron?

Natron, genauer gesagt Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3), ist ein Natriumsalz der Kohlensäure. Die meisten von uns nennen es Backpulver – wobei es nicht das Gleiche ist: Natron ist lediglich ein Hauptbestandteil von Backpulver, dem in der Verarbeitung allerdings ein Säuerungsmittel (meist Zitronensäure) hinzugefügt wird. Natron wird längst nicht mehr nur zum Backen benutzt: Es kommt beim Putzen, in Beauty-Produkten und als Mundwasser zum Einsatz.

Gekauft werden kann Speisenatron in Pulver- und Tablettenform in Drogeriemärkten, Reformhäusern und Apotheken.

Natron trinken: Wirkung und gesundheitliche Effekte

Die Wirkung von Natron wird immer wieder wissenschaftlich untersucht. Besonders bei Magenproblemen und bei Entzündungsprozessen kann Natron Abhilfe schaffen.

Natron neutralisiert Magensäure

Als erwiesen gilt die neutralisierende Wirkung von Natron auf die Magensäure. Die im Natron enthaltenen alkalischen Stoffe reduzieren die Säure in Magen und Speiseröhre, was beispielsweise Sodbrennen und Reflux lindern kann. Hier liegt auch der größte Unterschied zwischen Speisenatron und klassischem Backpulver: Da Backpulver zum Teil aus einem Säuerungsmittel besteht, hat es keine neutralisierende Wirkung auf die Magensäure.

Natron behandelt nicht die Ursachen eines Reflux, sondern lediglich dessen Symptom. Wer an einem diagnostizierten Reflux leidet, sollte Natron nicht ohne ärztlichen Rat anwenden, egal in welcher Form.

Natron einnehmen gegen chronisch-entzündliche Erkrankungen

In einer neueren Studie stellten Wissenschaftler der Augusta University in Georgia/USA fest, dass Natron die Milz dazu anregt, ein entzündungshemmendes Milieu zu schaffen. Damit könnte es zielgerichtet gegen chronisch-entzündliche Erkrankungen wie Arthritis eingesetzt werden.

In der Milz befinden sich sogenannte Mesothelzellen. Diese Zellen übernehmen mehrere Aufgaben im Körper. Eine davon ist es, mithilfe winziger Sensoren die Umgebung abzutasten und bei einer Bedrohung sofort eine Immunreaktion auszulösen. Die in Natron enthaltenen Substanzen sollen genau das unterbinden und so Entzündungsprozesse hemmen.

Natron als Hausmittel bei Halsschmerzen und Erkältung

Auch gegen Erkältungen, Halsschmerzen und Schleimbildung soll Natron eine Wirkung zeigen, indem es Bakterien und Viren im Hals- und Rachenraum abtötet. Zur Bekämpfung von Halsschmerzen eignet sich eine Gurgellösung aus einem Teelöffel Natron und 500 ml Wasser. Gurgeln Sie mehrmals am Tag mit der Lösung, bis sich die Beschwerden bessern. Bei einer Erkältung können Sie jeweils dreimal täglich einen halben Teelöffel Natron in 200 ml Wasser aufgelöst trinken.

Natron kann auch Nebenwirkungen haben

So gesundheitsfördernd es sein kann, seinen Säure-Base-Haushalt durch Natron trinken ins Gleichgewicht zu bringen, so achtsam muss man mit einer Natron-Behandlung sein. Denn Natron hat eine Reihe von Nebenwirkungen – besonders, wenn zu viel davon eingenommen wird.

Zu viel Natron schadet dem Magen

Wird die Magensäure über einen längeren Zeitraum durch das Natron neutralisiert, reagiert der Körper mit einer gegensteuernden Überproduktion von Magensäure. Dieser Rebound-Effekt führt dann zu einer starken Übersäuerung.

Durch Natron wird im Körper zudem vermehrt Kohlendioxid (CO2) gebildet. Die Nebenwirkungen davon machen sich durch Bauchschmerzen, Völlegefühl, Blähungen und vermehrtes Aufstoßen bemerkbar.  

Natron kann Bluthochdruck begünstigen

Natron ist reich an Natrium, das vor allem den Blutdruck aus der Bahn werfen kann. Kommt es zu einem Überschuss an Natrium im Blut, einer sogenannten Hypernatriämie, treten schnell Wasserverschiebungen aus den Zellen in die Blutbahn (Hypervolämie) auf. In der Folge kommt es zu Bluthochdruck.

Basen-Ansammlungen im Körper durch Natron

Wenn Natron zu lange oder in zu hohen Dosen konsumiert wird, kann es zu Basen-Ansammlungen, sogenannten metabolischen Alkalosen, kommen. Im Ernstfall haben sie Muskelschwäche, Verstopfung, Blasenentleerungsstörungen und Herzrhythmusstörungen zur Folge.

Achtung: Menschen mit Bluthochdruck, einem Herzleiden oder Nierenfunktionsstörungen sollten kein Natron trinken. Dasselbe gilt auch für Schwangere, denn Natron beeinflusst den Säure-Basen-Haushalt des Ungeborenen.

Am besten Natron vor dem Schlafengehen trinken

Wer Natron trinken möchte und vorab mit seinem Arzt darüber gesprochen hat, muss darauf achten, das Hausmittel richtig anzuwenden. Vor allem aufs Timing kommt es dabei an. Da die Magensäure für eine gesunde Verdauung zuständig ist, sollte sie unter keinen Umständen vor oder nach dem Essen neutralisiert werden.

Natron sollte man stets außerhalb der Mahlzeiten einnehmen, am besten vor dem Schlafengehen. Auf diese Weise kann Sodbrennen, das sich in der Nacht durch die Liegeposition verschlimmern kann, vorgebeugt werden.

Natron-Kur: So funktioniert sie

Es gibt unterschiedliche Meinungen dazu, in welchen Dosen Natron trinken einen gesundheitsfördernden Effekt hat. Die gängigste Empfehlung lautet: Über den Tag verteilt ein bis dreimal 0,5 bis 1 TL in Wasser aufgelöstes Natron trinken – nach etwa zwei Wochen sollte die Kur jedoch beendet werden, damit es nicht zu einem Basen-Überschuss im Körper kommt.