Nachtröpfeln bei Männern: Ist das Inkontinenz?
Vielen Betroffenen ist es unangenehm, darüber zu reden, dabei ist ein Nachtröpfeln bei Männern nach dem Toilettengang mit zunehmendem Alter ganz normal. Woran es liegt und was man dagegen tun kann.
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Nachtröpfeln bei Männern kann in Verbindung mit Inkontinenz auftreten. Vor allem ab dem 50. Lebensjahr setzen die Beschwerden ein. Die Ursache liegt häufig in der Prostata. Mit einigen Tipps und ärztlicher Behandlung kann das Tröpfeln reduziert werden.
Nachtröpfeln von Urin: Was heißt das?
Dass bei Männern nach dem Wasserlassen noch ein paar Urintropfen folgen, ist natürlich – da der Harnleiter lang ist . Wenn allerdings mehr als einige wenige Tropfen nachkommen oder das Tropfen sich über Minuten hinzieht, kann es sich um eine Form der Inkontinenz handeln. Betroffen sind meist Männer ab dem 50. Lebensjahr.
Beim Urinieren wird die Blase dann nicht mehr völlig entleert, Harnreste sammeln sich im Harnleiter und tropfen unkontrolliert nach. Abschütteln oder einige Zeit warten, hilft leider nicht. Den meisten Männern ist das Nachtröpfeln nach dem Wasserlassen sehr unangenehm, da die nassen Flecken auf der Hose zu sehen sein können.
Nachtröpfeln bei Männern: Es kann an der Prostata liegen
Wichtig ist, beim Nachtröpfeln die Ursachen zu kennen. Häufig liegt es an der Prostata: Die unterhalb der Blase liegenden Vorsteherdrüse ist normalerweise etwa so groß wie eine Kastanie und ca. 20 bis 25 Gramm schwer. Durch das Sexualhormon Testosteron und dessen Abbauprodukt Dihydrotestosteron vermehrt sich das Gewebe der Prostasta ab der Lebensmitte. Sie kann bis zur Größe einer Mandarine oder sogar einer Grapefruit anschwellen. Rund die Hälfte aller Männer haben ab dem 60. Lebensjahr eine vergrößerte Prostata, in der Fachsprache benigne Prostatahyperplasie (BHP) genannt.
Diese Gewebewucherung ist gutartig und eigentlich kein Grund zur Sorge. Allerdings kann die vergrößerte Prostata zum Nachtröpfeln führen, da sie die Harnröhre einengt und der Strahl immer weniger wird. Oftmals bleibt ein Gefühl des ständigen Harndrangs, weil die Blase nicht vollständig geleert wurde. Man spricht dann von einer Dranginkontinenz.
Weitere Ursachen für das Tropfen nach dem Wasserlassen beim Mann
Das Harntröpfeln beim Mann kann auch durch Übergewicht oder Rauchen hervorgerufen werden, da sie Gefäß- und Bindegewebsschäden hervorrufen. Es kann aber auch andere körperliche Ursachen haben:
Die Beschwerden sind manchmal auf eine geschwächte Blasenmuskulatur bzw. einen schwachen Beckenboden zurückzuführen. Der Harnfluss lässt sich dadurch schlechter kontrollieren. Man spricht in dem Fall auch von einer Belastungsinkontinenz.
Auch eine angeborene verengte Harnröhre kann zu den Beschwerden führen.
Bei einigen Betroffenen Harnsteine – auch sie blockieren den Durchfluss und sorgen für Urin-Nachtröpfeln bei Männern.
Harnwegsinfekte wie eine Blasenentzündung können das vermehrte Tröpfeln fördern. Die Blasenentleerung ist schmerzhaft und wird durch die verkrampfte Muskulatur erschwert.
Nachtröpfeln kann auch auf eine Erkrankung des Nervensystems zurückzuführen sein, etwa Demenz, Alzheimer oder Parkinson. Zudem können bestimmte Medikamente wie Antidepressiva oder Neuroleptika eine Inkontinenz zur Folge haben.
Schlimmstenfalls kann das Nachtröpfeln auch ein Hinweis auf Prostata- oder Blasenkrebs sein, bei denen die Tumore die Harnröhre bzw. den Harntrakt einengen.
Die Vielfalt der möglichen Ursachen zeigt: Ein verstärktes Nachtröpfeln bei Männern sollte unbedingt von einem Arzt oder einer Ärztin untersucht werden – vor allem, wenn weitere Symptome wie Schmerzen oder Blut im Urin dazukommen.
Was kann man gegen Nachtropfen beim Wasserlassen tun?
Im ersten Schritt können diese einfachen Tipps helfen, um Nachtröpfeln und unangenehmen Begleiterscheinungen vorzubeugen:
Im Sitzen wasserlassen, um besser zu entspannen und die Blase vollständig zu leeren
Mit einem Beckenbodentraining die Muskulatur stärken
Den Lebensstil anpassen: Bei Übergewicht abnehmen, mit dem Rauchen aufhören.
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Die ärztliche Behandlung richtet sich nach der Ursache der Beschwerden. Ist eine vergrößerte Prostata schuld am Nachtropfen nach dem Wasserlassen, können pflanzliche Wirkstoffe bei leichten Beschwerden Linderung bringen, zum Beispiel Präparate mit Sägepalme und Roggenpollen. Alternativ werden oftmals Alpha-Blocker verschrieben, die die Muskeln von Blase und Prostata entspannen und so die Entleerung fördern. Ist die Drüse stark vergrößert, können abschwellende Medikamente helfen. Bessern sich die Beschwerden dadurch nicht, kommt auch eine Operation infrage.
Harnsteine werden je nach Größe beispielweise durch viel Trinken und Bewegung, Medikamente oder auch eine Operation entfernt. Bei einem Harnwegsinfekt müssen häufig Antibiotika eingesetzt werden. Ist die Ursache behoben, sollte auch das Tröpfeln nachlassen.
Ist das Problem auf einen Nervenerkrankung oder Medikamente zurückzuführen, sollte die Behandlung und die Möglichkeit der Einnahme alternativer Medikamente mit dem Arzt oder Ärztin besprochen werden.
Wichtig ist, immer ausreichend zu trinken, dabei aber auf harntreibende Getränke wie Kaffee, schwarzen Tee oder Alkohol zu verzichten. Betroffene sind häufig versucht, möglichst keine Flüssigkeit mehr zu sich zu nehmen – doch das schadet dem Körper und behebt das grundsätzliche Problem des Nachtröpfelns bei Männern nicht.
Quellen:
Nachträufeln in: urologenzentrum.at
Gutartige Prostatavergrösserung: „Es tröpfelt“ in: meinegesundheit.at
Kozomara-Hocke, M., Hermanns, T., & Poyet, C. (2016). Urininkontinenz beim Mann: ein Tabuthema. Praxis, 105(5), 269-277
Röllin, A. Miktionsbeschwerden bei alternden Männern