Moro-Reflex bei Babys: Warum er nicht ausbleiben sollte

Auf Schrecksituationen reagiert jedes gesunde Neugeborene mit dem Moro-Reflex: Es streckt unwillkürlich die Arme zur Seite und zieht sie anschließend vor die Brust. Wenn der Reflex ausbleibt, kann dies auf neurologische Erkrankungen hindeuten.  

Ein weinendes Baby
Der Moro-Reflex ist eine natürliche Reaktion von Babys, wenn sie sich erschrecken. Foto: istock_Handemandaci

Definition: Was ist der Moro-Reflex?

Der Moro-Reflex, auch Moro-Reaktion genannt, ist ein natürlicher Schreckreflex. Er wird immer dann ausgelöst, wenn sich das Baby erschreckt, zum Beispiel durch:

  • helles Licht
  • laute Geräusche
  • plötzliche Bewegungen und Erschütterungen
  • starke Gerüche
  • Sogar das eigene Schreien kann den Reflex beim Baby auslösen.

Die abrupten Bewegungen des Kindes können Eltern verunsichern, Grund zur Sorge gibt es jedoch nicht. Im Gegenteil: Der Moro-Reflex ist eine gesunde, natürliche Reaktion. Benannt ist er nach dem Kinderarzt Ernst Moro, welcher den Reflex erstmals beschrieb.

Vermutlich weist der Reflex auf die Verwandtschaft zu Menschenaffen hin, denn neugeborene Affen reagieren ähnlich wie menschliche Säuglinge. Die Jungaffen halten sich normalerweise am Fell der Mutter fest. Löst sich der Griff, zum Beispiel durch einen Schreck, sorgt der Reflex dafür, dass der Affe die Arme ausstreckt, um wieder nach dem Fell der Mutter greifen zu können.

Beschreibung: Was passiert beim Moro-Reflex?

Als Reaktion auf den Schreck reagiert das Neugeborene folgendermaßen: Es atmet mit geöffnetem Mund ein, streckt beide Arme zur Seite und öffnet die Hände. Manchmal machen auch die Beine die Streckbewegung mit. Anschließend schließt das Baby den Mund, zieht die Hände vor die Brust und formt sie zu Fäusten.

Was bedeutet ein anhaltender oder ausbleibender Moro-Reflex?

Der Moro-Reflex ist nur bei Neugeborenen zu sehen. Nach der Geburt ist er besonders ausgeprägt und bildet sich meist schon im dritten Lebensmonat zurück. Spätestens im sechsten Lebensmonat ist er bei gesunden Babys nicht mehr nachweisbar.

Wenn der Reflex länger anhält oder nie vorhanden war, kann dies ein Anzeichen für eine neurologische Erkrankung oder Schädigung sein. Ist der Reflex zum Beispiel lange nach dem sechsten Lebensmonat noch vorhanden, weist dies unter Umständen auf eine Schädigung des Großhirns hin.

Außerdem ist es möglich, dass der Moro-Reflex bei einem Baby in abweichender Form auftritt. Er kann zum Beispiel deutlich schwächer oder stärker ausgeprägt sein, oder das Neugeborene führt die Bewegungen nicht auf beiden Körperseiten gleichermaßen aus. Der Kinderarzt wird klären, ob eine neurologische Störung die Ursache ist. Manchmal führt auch ein unentdeckter Schlüsselbeinbruch zu veränderten Reflexen des betroffenen Arms.

Wann und wie testet der Arzt den Moro-Reflex?

Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen U2 und U3 löst der Kinderarzt gezielt den Moro-Reflex beim Baby aus. Dazu stützt er den Kopf des Säuglings zunächst mit der Hand und lässt den Kopf plötzlich ein wenig nach hinten absinken. Insbesondere das Ausbreiten der Arme und das Öffnen des Mundes sind bei einem gesunden Baby dann deutlich zu erkennen. In den folgenden U-Untersuchungen wird der Arzt prüfen, ob der Moro-Reflex weiterhin vorhanden ist oder sich bereits zurückgebildet hat.

Quellen:

Largo, R. (2016): Babyjahre, München: Piper Verlag

Lohaus, A. & Vierhaus, M. (2013): Entwicklungspsychologie, Berlin: Springer