Morbus Crohn bei Kindern – was tun?

Eine Erkrankung, von der zunehmend berichtet wird: Morbus Crohn. Aber was ist das eigentlich genau für eine Krankheit? Wie äußert sie sich bei Kindern? Was kann therapeutisch unternommen werden?

Dr. Nadine Hess
Expertin Dr. med. Nadine McGowan: „Nur in den wenigsten Fällen steckt bei einem Kind mit länger andauernden Beschwerden des Magen-Darmtraktes wirklich eine so ernsthafte Erkrankung wie Morbus Crohn dahinter.“ Foto: privat

Das sagt die Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan

Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Magen-Darmtraktes und nicht nur des Darmes, wie man häufig denkt. Sie kann alle Bereiche betreffen: Anus, Dick- und Dünndarm, Magen, Speiseröhre und sogar die Mundhöhle. Familiär kommt sie gehäuft vor, es gibt also eine genetische Komponente.

Hat mein Kind Morbus Crohn? – Die Symptome

Die Morbus-Crohn-Symptome unterscheiden sich je nach betroffenem Abschnitt des Magen-Darmtraktes. Häufig sind wiederkehrende Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, allgemeine Müdigkeit und Abgeschlagenheit sowie wiederkehrendes Fieber ohne klare Ursache.

Bei Kindern kann auch eine Wachstumsverzögerung hinzukommen. Hautveränderungen, etwa Fisteln oder eine sogenannte Knotenrose (Erythema nodusum), können vorkommen. Oft haben Kinder mit Morbus Crohn Durchfälle, die Schleim und Blut enthalten können. Sichtbares Blut im Stuhl spricht in dem Fall für eine Beteiligung des Dickdarmes.

Wie wird Morbus Crohn bei Kindern diagnostiziert?

Die Diagnostik und Therapie eines Morbus Crohn bei Kindern gehört in die Hände  erfahrener Spezialisten für Magen- und Darmerkrankungen: Richtiger Ansprechpartner ist ein Kinder-Gastroenterologe. Zur Diagnose wird der Arzt oder die Ärztin zunächst Blutuntersuchungen veranlassen: Entzündungswerte, Eisenwerte, verschiedene Mineralstoffe und Vitamine müssen überprüft werden.

Junge mit Bauchschmerzen
Zu den typischen Morbus-Crohn-Symptomen bei Kindern zählen Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, allgemeine Müdigkeit und Abgeschlagenheit sowie wiederkehrendes Fieber ohne klare Ursache Foto: Fotolia

Auch Stuhluntersuchungen gehören zur Morbus-Crohn-Diagnose. Hier sind insbesondere die Ergebnisse für Calprotectin und Lactoferrin entscheidend, die auf eine entzündliche Darmerkrankung hinweisen. Des Weiteren sind ein Bauchultraschall und bei Verdacht auf einen Morbus Crohn auch eine Magen-Darmspiegelung notwendig.  Dabei können Proben entnommen werden, um die Diagnose zu untermauern. Oft wird auch eine MRT (Magnetresonanztomographie) des Oberbauchs durchgeführt.

Morbus Crohn-Therapie: So werden betroffene Kinder behandelt

Es gibt beim Morbus Crohn sehr starke Unterschiede in der Ausprägung. Einige Patienten sind unter medikamentöser Therapie relativ beschwerdefrei, benötigen nur hin und wieder zusätzlich Kortison. Schwer betroffene Patienten müssen immer wieder stationär behandelt werden, teilweise über eine gewisse Zeit künstlich ernährt werden, um den betroffenen Magen-Darm-Abschnitten die Möglichkeit zur Erholung und Heilung zu geben. In schwersten Fällen kann es notwendig sein, dass man stark entzündete Bereiche des Darms chirurgisch behandelt und entfernt – was manchmal sogar einen künstlichen Darmausgang erfordert. Ist der Dünndarm betroffen, ist die Aufnahme von Nährstoffen oft deutlich eingeschränkt und es muss, um eine ausreichende Zufuhr mit Kalorien, Vitaminen und anderen Nährstoffen zu gewährleisten, eine zusätzliche Ernährung mit hochkalorischen Drinks („Astronautenkost“), Vitamin- und Mineralstoffpräparaten erfolgen.

Auch, wenn die Zahl der Morbus Crohn-Patienten in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat, ist die Erkrankung mit 150 Fällen pro 100.000 Einwohner glücklicherweise immer noch selten.  Nur in den wenigsten Fällen steckt bei einem Kind mit länger andauernden Beschwerden des Magen-Darmtraktes wirklich eine so ernsthafte Erkrankung wie Morbus Crohn dahinter.