"Minikügelchen stoppten meine Prostatahyperplasie"

Glücklicher Mann
Dank der erfolgreichen Behandlung der Prostatahyperplasie ist Rainer dauerhaft beschwerdefrei Foto: Fotolia

Ab 50 leidet jeder zweite Mann unter einer vergrößerten Vorsteherdrüse – der sogenannten Prostatahyperplasie. So auch Rainer L. Ein kleiner Eingriff hat ihn geheilt. Lesen Sie hier seine Geschichte.

Wochenlang wurde Rainer L. (53) nachts von quälendem Harndrang geweckt. Der Vertriebsleiter schlief kaum durch, wachte morgens wie gerädert auf. „Auf den Fahrten zum Kunden gelang es mir kaum noch, die Augen offen zu halten“, erinnert er sich. Seine Frau Martina (35) hatte zu diesem Zeitpunkt bereits gemerkt, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Doch zunächst tat Rainer die besorgten Fragen seiner Frau mit einem Achselzucken ab: „Kommt von allein, geht von allein.“ Dabei ging es ihm zunehmend schlechter: „Ich hatte das Gefühl, nicht mehr so fit und leistungsfähig zu sein und ich hatte Angst, dass es etwas Bösartiges sein könnte.“

Furcht vor einer Prostatahyperplasie

Tagelang redete Martina auf Rainer ein – dann überwand er sich und ging zum Urologen. Die Diagnose: Prostatahyperplasie. Dabei handelt es sich um eine gutartige Vergrößerung der Vorsteherdrüse. Nichts Ungewöhnliches. Denn bei jedem zweiten Mann beginnt die Prostata nach dem 50. Lebensjahr zu wachsen. Normalerweise ist sie etwa 20 Gramm schwer und etwa so groß wie eine Walnuss. Doch nicht selten vergrößert sie sich auf bis zu 150 Gramm. Schuld daran sind die männlichen Geschlechtshormone – denn mit dem Alter nimmt ihre Konzentration ab. Die Folge: Die Prostatazellen vermehren sich, das Organ wächst. Dadurch werden Harnröhre und Blase eingeengt. Es treten Symptome auf, die einem Harnwegsinfekt ähneln.

Diagnose Prostatahyperplasie: Operation oder Arzneimittel?

Von seinem Arzt wurde Rainer vor die Wahl gestellt: „Es gibt Medikamente, welche die Symptome lindern und ein Fortschreiten der Prostatahyperplasie verlangsamen“, erklärte ihm der Arzt. „Dauerhaft hilft bei einer Prostatahyperplasie aber nur eine OP. Dabei wird über die Harnröhre das überschüssige Drüsengewebe entfernt. Aus Angst vor Spätfolgen wie Impotenz und Inkontinenz lehnte der 53-Jährige jedoch den Eingriff ab. Aber auch die verschriebenen Tabletten waren nicht ohne: „Ich litt unter sexueller Unlust und Potenzstörungen. Auf einmal fühlte ich mich richtig alt.“

Arzt erklärt
Von seinem Arzt wurde Rainer vor die Wahl gestellt: Operation oder Medikamente. Er entschied sich für eine neue Behandlungsmethode Foto: Shutterstock

Prostatahyperplasie: Neues Verfahren unterbricht die Blutversorgung

Durch Zufall erfuhr er von einer neuen Behandlungsmethode an der Universitätsklinik Jena – der sogenannten Prostata-Arterien-Embolisation. Ein neues Verfahren, bei dem die Blutversorgung der Drüse gekappt wird.

Im November 2013 hatte Rainer seinen Termin in Jena. Professor Ulf Teichgräber, der Direktor der Radiologie, erklärte was ihn er wartet: „Nach der örtlichen Betäubung wird ein Katheter in die Beckenschlagader und weiter bis in das Gefäß vorgeschoben, dass die Prostata versorgt. Anschließend werden dann kleine Kunststoffkügelchen möglichst nahe in die Versorgungsgefäße gespritzt.“

Kügelchen lassen die Prostata schrumpfen

Der schmerzarme Eingriff dauerte knapp eine Stunde: „Für vier Stunden bekam ich einen Druckverband, am nächsten Tag konnte ich nach Hause“, erzählt Rainer. In dieser Zeit verrichten die kleinen Kugeln bereits ihren Dienst. Diese sind zwischen 250 und 900 Mikrometer groß – die größten Kügelchen haben demnach nur einen Durchmesser von 0,9 Millimeter. Dank ihrer Größe treiben sie immer tiefer in die sich verästelnden Gefäße und verschließen diese. So wird die vergrößerte Prostata von der Nähr- und Sauerstoffzufuhr abgeschnitten. Die Folge: Das Wachstum des Drüsengewebes kommt zum Halten. Und in meisten Fällen schrumpft danach die Prostata über die nächsten Wochen und Monate.

So auch bei dem 53-Jährigen Vertriebsleiter – knapp fünf Wochen nach dem Eingriff war er beschwerdefrei. „Das Tabuthema hat für mich ein glückliches Ende gefunden. Grund genug, endlich offen über dieses Männerproblem zu sprechen“, sagt Rainer glücklich.