Methanol-Vergiftung: Symptome, Ursache und Behandlung

Die Symptome einer Methanol-Vergiftung treten oft erst nach Tagen auf. Aber auch bei frühzeitigen Symptomen ist es nicht leicht, die Vergiftung zu erkennen. Auf welche Warnzeichen man achten sollte und wer besonders gefährdet ist.

Methanol-Vergiftung
Eine Methanol-Vergiftung kann schnell lebensbedrohlich werden Foto: iStock/LordHenriVoton

Eine Methanol-Vergiftung findet unbemerkt statt, da der schädliche Alkohol geruchs- und geschmacklos ist. Größte Gefahrenquelle für die Intoxikation ist selbstgebrannter Schnaps, bei dem sich Methanol unter den Trinkalkohol Ethanol mischt.

Methanol: Abbaustoffe sind lebensgefährlich

In klassischen Alkoholika ist Ethanol, auch gewöhnlicher Alkohol oder Trinkalkohol genannt. Wird dieser im Körper abgebaut, entsteht zunächst das giftige Acetaldehyd – das für den Kater am Tag danach sorgt – und in einem zweiten Abbauschritt Essigsäure. Diese wird schlussendlich in Kohlendioxid und Wasser umgeformt und über Urin und Schweiß ausgeschieden. In geringen Mengen genossen ist Ethanol nicht lebensbedrohlich.

Ganz im Gegensatz zu Methanol. Methanol und Ethanol sind verwandte Stoffe. Allerdings ist Methanol nicht trinkbar, denn beim Abbau entstehen zwei hochgiftige Verbindungen im Körper: Formaldehyd und Ameisensäure.

Methanol: Risikofaktor selbstgebrannter Schnaps

Methanol (auch Methylalkohol genannt) gehört zu den primären Alkoholen und entsteht bei der alkoholischen Gärung als Nebenprodukt. Die farblose Flüssigkeit weist in ihrer Reinform einen eigenen Geruch auf, den manche als fischig und andere als süßlich beschreiben. In Spirituosen oder Mischgetränken wird dieser allerdings übertüncht.

Durch den Verdampfungsprozess bei der Destillation gelangt Methanol noch vor Ethanol in die ersten Teile des Destillats. Werden diese nicht weggeschüttet – was viele unerfahrene Hobby-Schnapsbrenner tun –, drohen Vergiftungen.

In der Industrie wird Methanol durchaus gezielt eingesetzt. Der giftige Stoff kommt zum Beispiel als Lösungsmittel für Farbstoffe, Harze und Lacke zum Einsatz oder als Weichmachungs-, Reinigungs-, und Verdünnungsmittel. Es wird außerdem als Ersatzbrennstoff, Treibstoff und in Kühlmaschinen (Kälteübertragungsmittel) verwendet.

Die Auswirkungen einer Methanol-Vergiftung sind verheerend

Einmal entstanden, bindet sich das Formaldehyd im Körper an Enzyme, DNA-Materialien und Proteine. In der Folge kommt es zu multiplen und schweren Organschäden.

Die Ameisensäure ruft eine Azidose, also eine Übersäuerung des Blutes hervor, indem sie die Zellatmung blockiert. Wird diese nicht behandelt, kommt es zum Erliegen ganzer Stoffwechselwege und im Extremfall zum Tod.

Methanol-Vergiftung: Symptome sind schwer zu deuten

Eine Vergiftung mit Methanol kann unmittelbare Symptome hervorrufen. Das muss allerdings nicht passieren. Genau das macht diese Art von Vergiftung so gefährlich. Die ersten Symptome können schon Minuten nach der Vergiftung auftreten, andere spürt die/der Betroffene erst nach acht bis 36 Stunden. In diesen Fällen muss man von multiplen und irreversiblen Organschäden ausgehen.

Als eines der frühzeitigeren Symptome einer Methanolvergiftung gelten Sehstörungen. Treten diese nach einer durchzechten Nacht – oder noch währenddessen – auf, sollte schnellstmöglich ein Arzt konsultiert werden.

Zu den am häufigsten falsch gedeuteten Symptomen einer Methanol-Vergiftung gehören Übelkeit, Schwindel und Erbrechen. Hierbei gehen die meisten noch davon aus, einfach nur zu tief ins Glas geschaut zu haben. Eindeutiger wird es, wenn schwere Koliken, Bewusstlosigkeit, Sehstörungen und Atemnot hinzukommen.

Sucht man an diesem Punkt keinen Arzt auf, können starke Schäden am zentralen Nervensystem und zahlreichen Organen entstehen – darunter Erblindung und Atemlähmung.

Tödlicher Alkohol: Methanol ist schon in geringen Mengen schädlich

Die Schwere der Methanol-Vergiftung hängt sowohl vom Körpergewicht der/des Betroffenen als auch von der Reinheit des Alkohols ab. Als Faustformel gilt: 5 bis 10 ml reines Methanol führen zu schweren Vergiftungen, zwischen 100 ml und 200 ml kann die Vergiftung lebensbedrohlich werden.

Methanol ist allerdings nicht nur getrunken giftig. Das Einatmen von Methanoldämpfen und eine Aufnahme über die Haut können bereits Vergiftungssymptome hervorrufen.

Methanol-Vergiftung: Behandlung mit Alkohol

So paradox es klingt, aber: Alkohol kann bei der Behandlung einer Methanol-Vergiftung helfen. Im Dezember 2018 retteten Ärzte in Vietnam einem 48-jährigen Mann nach einer Ethanol-Vergiftung das Leben mit Dosenbier. Unter strenger Aufsicht verabreichten sie ihm alle paar Stunden ein Getränk, um seinen Alkoholspiegel konstant hoch zu halten.

Das Prinzip hinter dieser Behandlung ist einfach. Der Körper baut Ethanol und Methanol mit dem gleichen Enzym, nämlich Alkoholdehydrogenase, ab. Ethanol weist jedoch eine höhere Affinität zum Enzym auf. Wird also das Ethanol in der Leber abgebaut, ist diese praktisch blockiert und verstoffwechselt das Methanol nicht weiter zu Formaldehyd und Ameisensäure. Das Methanol wird schlussendlich durch den Urin ausgeschieden.

"Sie müssen dann über mehrere Tage etwa ein Promille Alkohol im Blut haben. Das heißt, Sie müssen kontinuierlich alle halbe Stunde/Stunde ein Bier trinken", erklärt Steven Dooley, Arzt von der Stiftung Alkoholforschung, gegenüber "Deutschlandfunk Nova".

Das bedeutet allerdings nicht, dass man eine Methanol-Vergiftung alleine kurieren darf. Ganz im Gegenteil: Je früher man sich bei möglichen Symptomen einer Methanol-Vergiftung ärztlich behandeln lässt, umso besser. Nur ein:e Mediziner:in kann eine Methanol-Vergiftung fachgerecht behandeln, sodass keine Langzeitschäden entstehen.

Quellen:

Methanol - der tödliche Alkohol, in: dw.com

Methanolvergiftung: Bei Sehstörungen direkt zum Arzt, in: deutschlandfunknova.de

Methanolvergiftung, in: medlexi.de