Kuscheltherapie: Körperkontakt gegen Einsamkeit

Bei einer Kuscheltherapie sollen die Menschen zur Ruhe kommen, sich entspannen und geborgen fühlen. Gerade in Großstädten boomt diese Form der Berührungsbehandlung, die viele aus ihrem stressigen Alltag holt und nach Trennungen und seelischen Belastungen heilsam sein kann. 

Zwei Frauen kuscheln auf einem Bett
In der Kuscheltherapie kuscheln Therapeuten gegen Geld mit ihren Klienten Foto: iStock/Pekic

Was ist die Kuscheltherapie?

Unter einer Kuscheltherapie versteht man eine bewusst herbeigeführte Kuscheleinheit mit einer Person, die diese anleitet. Dabei umarmen, streicheln oder halten sich ein Klient und der Therapeut. Es kann aber auch sein, dass es in diesen Sessions zu überhaupt keinem engen Körperkontakt kommt. Manchmal sind auch andere soziale Interaktionen wie das reine Nebeneinanderliegen, sich Anlehnen oder ein gemeinsames Atmen Teil der Sitzung.

Die Einzelheiten werden vorher mit dem Therapeuten abgesprochen. Diese Form der Therapie baut darauf auf, dass durch Berührungen Ängste abgebaut werden, der Körper sich entspannt und den Kontakt als Glücksmoment empfindet. Biologische und biophysische Vorgänge führen dazu, dass Stresshormone minimiert und Glücksgefühle gefördert werden – so kommt es etwa zur Reduktion von Cortisol und der Ausschüttung von Oxytocin. 

Eine Kuscheltherapie kann bei psychischen Krankheiten, Stress-Symptomen, Angstzuständen und Trennungen eingesetzt werden. Die Kuscheltherapie oder auch Haltetherapie ist keine schulmedizinisch anerkannte Methode und ersetzt keine Psychotherapie. Häufig wird sie als Begleitung zu einer Psychotherapie empfohlen.

Wie läuft eine Therapiesitzung ab?

Bei einer Kuscheltherapie findet zuerst ein Vorgespräch statt, in dem alle Details der Sitzung besprochen werden. Da jeder Mensch verschiedene Berührungen mag oder nicht mag, ist diese Maßnahme wichtig, damit die Sitzung nicht als unangenehm empfunden wird. In einigen Fällen wird auch der Anlass der Sitzung thematisiert. Sessions können aber auch ohne Angabe von Gründen durchgeführt werden – manchmal besteht einfach nur der Wunsch nach Körperkontakt und Geborgenheit. Es ist also kein Muss darüber zu sprechen, weshalb man eine Kuscheltherapie durchführen möchte. 

Eine Sitzung dauert zwischen 60 und 120 Minuten. Die ersten zehn Minuten wird der Therapeut die Session einleiten und noch einmal durchsprechen, was gewollt ist und was in der Sitzung eher vermieden werden sollte. Oft stehen am Anfang einer Kuscheltherapie auch Entspannungsübungen auf dem Programm. Dann beginnt der Therapeut, den Klienten zur Ruhe kommen zu lassen, ihn in den Arm zu nehmen oder zu streicheln – falls dies gewollt ist. Vor der Therapiesitzung werden verschiedene “Kuschelpositionen” abgesprochen, die aufeinander folgen und die der Klient sich wünscht.

Für wen ist die Kuscheltherapie geeignet?

Die Berührungstherapie ist für Menschen mit Depressionen und psychischen Problemen ebenso geeignet wie für Menschen, die beispielsweise Verluste, Trennungen oder Veränderungen durchleben. Positive Empfindungen und Berührungen wirken angstlösend und beruhigend auf den menschlichen Organismus. Gerade in schwierigen seelischen Phasen wird die körperliche Nähe verstärkt benötigt und schenkt Kraft, Hoffnung und Geborgenheit. Eine Kuscheltherapie kann den Heilungsprozess von seelischen Leiden unterstützen, auch wenn sie keine medizinisch indizierte Therapie ist. Generell ist diese Form der Therapie für alle Altersgruppen und Geschlechter geeignet.

Wirkung der Kuscheltherapie

Die Effekte, die eine Kuschel- oder Berührungstherapie haben kann, sind vielfältig. Bei Berührungen werden im Körper biologische und biophysische Abläufe angeregt und das Stresslevel sinkt. Folgen wie ein positives Körpergefühl, ein gestärktes Selbstbewusstsein, Achtsamkeit und gesteigerte Selbstliebe oder auch neue Lebensfreude sind nur ein paar der Effekte, die die Therapie auf den Körper haben kann. Bei Burn-out, Depressionen oder Ängsten wirkt die Kuschelsession beruhigend, stärkend und entspannt Körper und Geist. 

Welche Regeln gelten während der Therapie?

Die Kuscheltherapie ist keine medizinisch indizierte Therapie. Das bedeutet auch, dass der Klient die Kosten für die Berührungstherapie selbst tragen muss, da die Krankenkasse diese nicht übernimmt. Zudem ist der Therapeut kein Therapeut im medizinischen Sinne und die Sitzungen ersetzen keine Behandlung mit Medikamenten oder andere Therapieformen.

Die Kuschelsession wird im vollständig bekleideten Zustand durchgeführt und hat keine sexuellen Komponenten. Außerdem gibt es bestimmte ethische Richtlinien, die unterbinden, dass bestimmte Heilversprechen im Zusammenhang mit der Kuscheltherapie gemacht werden. Wem eine Kuscheltherapie zu teuer (etwa 60 Euro pro Stunde) ist oder wer sich diese nicht leisten kann, hat auch die Möglichkeit, in sogenannte Kuschelgruppen zu gehen und dort Ruhe und Geborgenheit zu finden.