Immer mehr Corona-Ausbrüche in Pflegeheimen: Kommen die Booster-Impfungen zu spät?

Trotz gestarteter Booster-Impfungen melden immer mehr Pflegeeinrichtungen teils verheerende Corona-Ausbrüche. Die neuesten Ausbrüche sowie Zahlen zu den Auffrischimpfungen!

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Aktuell stehen Berliner Pflegeheime im Fokus der Booster-Diskussion. In der Zeit vom 19. August bis 19. November hatten 38 Pflegeeinrichtungen teils schwere Corona-Ausbrüche gemeldet, noch immer kämpfen Betroffene gegen das Virus. Was bedeutet das mit Blick auf die Auffrischimpfungen?

Corona in Pflegeheimen: Berlin meldet zahlreiche COVID-19-Infektionen

Wie die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag bestätigte, verzeichnen derzeit noch elf Langzeitpflegeeinrichtungen aktive Corona-Ausbrüche. Aktuell sind 83 Seniorinnen und Senioren infiziert, fünf Menschen sind bisher gestorben. 

Zwischen dem 19. August und dem 19. November waren Corona-Ausbrüche in 38 Pflegeeinrichtungen gemeldet worden. "Im gleichen Zeitraum sind insgesamt 25 Bewohnende an und/oder mit SARS-CoV-2-Infektion verstorben", heißt es vonseiten der Behörde. 

Allein bei den vier größten Corona-Ausbrüchen in dieser Zeit – betroffen waren in Einrichtungen in Lichtenberg, Pankow und Friedrichshain-Kreuzberg – hatten sich 105 Bewohnerinnen und Bewohner mit COVID-19 angesteckt. 

Impfdurchbrüche häufen sich

Berlin steht mit den zahlreichen Corona-Ausbrüchen nicht alleine da. Ende Oktober beispielsweise hatte die Region Hannover Alarm geschlagen. Bei Corona-Ausbrüchen in acht niedersächsischen Landkreisen waren laut Gesundheitsministerium über 160 Seniorinnen und Senioren infiziert. Die meisten davon waren Impfdurchbrüche.

Das Ministerium in Hannover betonte deswegen einmal mehr die Dringlichkeit flächendeckender Booster-Impfungen. Ein Appell, der für ganz Deutschland gilt. 

Booster-Impfungen: Darum sind sie so wichtig

Inzwischen weiß man, dass ältere Menschen auch nach zweifacher Impfung ein höheres Risiko aufweisen, an Corona zu erkranken. Zentral sind zwei Faktoren, die Impfdurchbrüche begünstigen. Zum einen fällt die Immunantwort auf Impfungen bei Älteren grundsätzlich schwächer aus und zum anderen lässt der Impfschutz schneller nach. Deswegen wurde schon zu Beginn des Sommers zu einer 3. Impfung für diese Gruppe geraten. 

Patrick Larscheid, Amtsarzt von Berlin-Reinickendorf, betont mit Blick auf die aktuellen Corona-Ausbrüche in Berliner Seniorenheimen: "Die Impfung wirkt, wir haben weniger Fälle als voriges Jahr. Sie erspart vielen Alten den vorzeitigen Tod."

RKI-Zahlen: So geht das Boostern voran

Während die generelle Impfkampagne in Deutschland ins Stocken geraten ist und sich zu wenige Menschen zur Erstimpfung entscheiden, sind die Zahlen beim Boostern etwas besser. Gerade in Berlin. Dort haben bereits knapp 30 Prozent der Bürger:innen ab 60 Jahren eine Auffrischimpfung erhalten. Bundesweit sind es in dieser Altersgruppe erst 16,9 Prozent. 

Die offiziellen Zahlen belegen ein Anziehen der Booster-Impfungen. Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vermeldete am 19. November: "In dieser Woche wurden bisher bereits 1,7 Mio. Bürgerinnen und Bürger 'geboostert'. Damit sind insgesamt 5,6 Mio Auffrischungsimpfungen in Deutschland erfolgt. Das Tempo nimmt weiter zu, danke an alle, die mithelfen, es weiter zu steigern!"
Am 23. November lag die Zahl der Auffrischungsimpfungen ihm zufolge dann schon wieder deutlich höher: "Nach 6,1 Mio Auffrischimpfungen in Deutschland haben 16% der Ü60-Jährigen & 7,3% der Gesamtbevölkerung einen Booster erhalten. Gestern wurden 5,9 Mio Dosen BioNTech und 0,4 Mio Dosen Moderna an Ärzte & Impfzentren ausgeliefert. Das Ziel: das Tempo weiter steigern, Impfstoff ist genug da", schrieb Spahn auf Twitter.

Zum Vergleich: Bis zum 17. November waren laut RKI rund 4,3 Millionen Booster-Impfungen verabreicht worden. 

Booster: Chaotische Impfkampagne

Obwohl der Nutzen von Booster-Impfungen klar ist, haben längst nicht alle Seniorinnen und Senioren die Möglichkeit, eine Auffrischimpfung zu erhalten. Das Problem: Die Booster-Impfkampagne lief mehr als chaotisch an. 
Zunächst hatte die Ständige Impfkommission (Stiko) Auffrischungsimpfungen nur für Personen ab 70 Jahren empfohlen, bis es plötzlich hieß, alle ab 18 Jahren sollte die dritte Impfung erhalten. Zur gleichen Zeit sprachen sich Bund und Länder dafür aus, Boostern grundsätzlich allen Bürgerinnen und Bürgern zu ermöglichen. 

Die Folge: Große Unsicherheit und lange Schlangen an Impfzentren und in Arztpraxen. Das Chaos scheint größer zu sein als zum Start der ersten Impfkampagne im Dezember 2020. Markus Lewe, Vizepräsident des Deutschen Städtetags, betonte vergangene Woche, Deutschlands Mediziner:innen seien überfordert: "Wir brauchen massiv Hilfe. Wir sind nicht sicher, ob die niedergelassenen Ärzte das allein schaffen." Um den Ansturm auf die Booster-Impfungen zu bewältigen, brauche es wieder mehr Impfzentren, mobile Impfteams und Pop-up-Impfstellen.