HIV in der Schwangerschaft: Wie lässt sich eine Ansteckung des Kindes verhindern?

HIV in der Schwangerschaft muss keine Gefahr für das ungeborene Kind darstellen, solange die Mutter eine medikamentöse Therapie erhält. Doch wie verhindert man, dass sich das Kind infiziert? Und was muss bei der Geburt und beim Stillen beachtet werden? Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan klärt auf.

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HIV in der Schwangerschaft: Das sagt die Kinderärztin

Dank hochwirksamer Therapien ist HIV in der Schwangerschaft so behandelbar, dass das Kind nicht infiziert wird. Es kommt zudem nur noch ganz selten vor, dass eine HIV-infizierte Frau ein Kind zur Welt bringt, ohne dass von ihrer Infektion etwas bekannt ist.

HIV kann während der Schwangerschaft, unter der Geburt oder durch das Stillen auf das Kind übertragen werden. Es gibt also für Mütter HIV zu den unterschiedlichen Zeitpunkten Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten, um das Kind nicht anzustecken. Den Schwangeren wird zu Beginn der Schwangerschaft ein HIV-Test angeboten, den die Krankenkassen bezahlen. Verpflichtend ist dieser Test nicht, aber in jedem Falle sehr sinnvoll.

Das HI-Virus ist ein Retrovirus, was vor allem über Blut, Sperma, Scheidenflüssigkeit und die Muttermilch übertragen wird. Durch Küssen, Teilen von Besteck und Gläsern oder gar durch Händeschütteln kann man sich nicht mit HIV anstecken. In Deutschland infizieren sich jedes Jahr circa 3.200 Menschen neu mit dem HI-Virus, die allermeisten durch ungeschützten Sexualverkehr.

Antiretrovirale Medikamente in der Schwangerschaft

Wird eine HIV-Infektion festgestellt oder war sie schon vor Beginn der Schwangerschaft bekannt, ist die wichtigste Maßnahme, dass die Mutter mit antiretroviralen Medikamenten behandelt wird. Denn mit ihnen lässt sich die Vermehrung der Viren so im Körper hemmen, dass sie unter der Nachweisgrenze liegen.

Wenn keine antiretrovirale Behandlung in der Schwangerschaft durchgeführt wird, infizieren sich bis zu 45 Prozent der Säuglinge durch die Mutter mit dem Virus, unter antiretroviraler Medikation kann die Übertragungsrate auf ungefähr ein Prozent gesenkt werden.

HIV in der Schwangerschaft: Das muss bei und nach der Geburt beachtet werden

Durch einen geplanten Kaiserschnitt in der 38. Schwangerschaftswoche wird das Infektionsrisiko für das Kind weiter gesenkt. Bei einer unbehandelten HIV-Infektion ist von einer Spontangeburt ist dringend abzuraten. Denn durch den Weg durch den Geburtskanal kommt das Kind zusätzlich zum Blut noch mit infektiösem Vaginalsekret in Kontakt. Liegt die Zahl der Viruskopien im Blut hingegen bei unter 50/ml und wird die Entbindung von einem erfahrenen Team durchgeführt, kann eine natürliche Geburt durchgeführt werden.

Nach der Geburt wird das Baby für vier Wochen ebenfalls mit antiretroviralen Medikamenten behandelt, um das Infektionsrisiko weiter zu senken. Es ist für HIV-infizierte Mütter möglich, ihr Kind zu stillen – aber nur dann, wenn sie durch die antiretrovirale Therapie unter der Nachweisgrenze liegen. Denn unbehandelt, enthält die Muttermilch das HI-Virus in großen Mengen. Darin befinden sich zudem auch Reste der mütterlichen antiretroviralen Medikamente. Weil das Kind diese möglicherweise schlecht verträgt, sollten HIV-positive Mütter auf das Stillen ihres Kindes verzichten, auch wenn keine Infektionsgefahr besteht.

Wie kann eine Mutter eine HIV-Infektion ihres Kindes verhindern?

Über die Plazenta (Mutterkuchen) werden ab der 32. Schwangerschaftswoche mütterliche Antikörper gegen das HI-Virus auf das Kind übertragen – die Antikörper, nicht das Virus selbst, solange eine konsequente antivirale Therapie von der Mutter eingehalten wurde. Ein gängiger HIV-Test, der genau diese Antikörper nachweist, macht also beim Neugeborenen keinen Sinn. Denn aufgrund der mütterlichen Antikörper, die sich noch im Blut des Kindes befinden, fällt der Test positiv aus, obwohl das Kind nicht infiziert ist.

Es gibt jedoch ein Testverfahren, mit dem sich das Genom des Virus nachweisen lässt. So lässt sich ermittelt, dass sich das Kind definitiv nicht angesteckt hat. Nach einem Jahr sollte aus Sicherheitsgründen, auch wenn der gerade genannte Test negativ ausgefallen ist, das Verschwinden der übertragenen Antikörper der Mutter dokumentiert werden. Vor dem Ende des ersten Lebensjahres macht das aber keinen Sinn, da es so lange dauert, bis die mütterlichen HIV-Antikörper im kindlichen Blut nicht mehr nachweisbar sind.

Quellen:

Stevens J, Lyall H 2014: Mother to child transmission of HIV: What works and how much is enough?, in: ncbi (National Center for biotechnology information)

Kinderwunsch: Mit HIV Kinder bekommen, in: Deutsche Aidshilfe