Herzinfarkt nach Corona: Neue Studie „besorgniserregend“

Laut einer US-Studie haben COVID-Patient:innen ein hohes Risiko, einen Herzinfarkt nach Corona zu erleiden. Ein Kardiologe hat dies als „besorgniserregend“ eingestuft – denn die Expert:innen wissen nicht, warum es zu den Infarkten kommt. Und es gibt noch weitere Sorgen.

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Eine im Fachmagazin Nature Medicine veröffentlichte US-Studie hat belegt, dass an Corona Erkrankte noch lange mit einem Herzinfarkt rechnen müssen: Demnach ist das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall ein Jahr lang hoch. In einem Interview mit der Welt hat der Kardiologe Thomas Nordt sich besorgt gezeigt.

Herzinfarkt nach Corona: Risiko bis zu 60 Prozent höher

Die Studie wurde von Forschenden um Ziyad Al-Aly vom Medizinischen Zentrum der US-Veteranenvereinigung in St. Louis durchgeführt. Das Team hat herausgefunden, dass Betroffene nach einer durchgestandenen COVID-19-Erkrankung ein bis zu 60 Prozent höheres Herzinfarkt-Risiko haben als Menschen, die bisher kein Corona hatten. Und dies nicht nur kurz nach der Infektion, sondern noch bis zu einem Jahr danach.

Herzinfarkt-Gefahr nicht nur bei Risikogruppen

Thomas Nordt vom Klinikum Stuttgart erklärte, dass es zwar häufig Patienten treffe, die stationär wegen Covid-19 behandelt worden sind – vor allem, wenn sie schon einmal einen Herzinfarkt gehabt hätten oder langjährige Diabetiker und Bluthochdruckpatienten seien.

Die US-Studie bestätigt jedoch, dass auch ursprünglich gesunde Menschen in Folge der Infektion an Herz und Kreislauf erkranken können. „Es ist egal, ob du jung oder alt bist, es ist egal ob du rauchst oder nicht: Das Risiko ist da“, warnt Studien-Mitautor Al-Aly. Die Risiken seien auch „sichtbar bei Menschen, die vor ihrer Infektion kein kardiovaskuläres Risiko hatten.“

Kardiologe Nordt: Herzinfarkt nach Corona „besorgniserregend“

Der Experte zeigte sich alarmiert, er bezeichnete die Erkenntnisse der Studie als „besorgniserregend“ und fügte hinzu: „Wir wissen nicht, woher es kommt.“ Wenn der Grund für das hohe Herzinfarkt-Risiko unbekannt ist, kann man sich auch schlecht davor schützen.

Nordt erklärte, es sei zudem gefährlich, dass ein Drittel aller Herzinfarkte stumm seien. Das wäre ein Problem, weil Menschen aktuell mit einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall weniger in die Klinik kämen als vor Corona. Viele hätten mehr Angst davor, sich mit dem Virus zu infizieren und blieben daher zu Hause.

Stummer Herzinfarkt später schlecht behandelbar

Viele hätten zwar einen Druck auf der Brust gespürt und wären kurzatmig, seien aber nicht zum Arzt gegangen, weil es von allein weggegangen sei. Doch auch stumme Infarkte sind gefährlich: Oft kommt es dabei zu Narbenbildung im Herzmuskel, ein Infarkt lässt sich dadurch später schlechter behandeln. „Man könnte das verschlossene Herzkranzgefäß zwar noch öffnen, doch das nutzt dem abgestorbenen Herzmuskelgewebe dahinter ja nichts mehr. Diesen Teil bekommt man nicht mehr zur Kontraktion“, warnt Kardiologe Nordt.

Wer also nach einer COVID-Erkrankung Atemnot, Herzrasen oder Schmerzen im Bereich des Herzens spürt, sich extrem müde oder abgeschlagen fühlt, sollte die Hinweise ernst nehmen und sich vom Arzt durchchecken lassen: Es könnte ein Herzinfarkt nach Corona dahinterstecken.