Grüner Ausfluss: Anzeichen für eine Infektion
Scheidenausfluss ist für Frauen etwas ganz Normales. Bis zu den Wechseljahren zeigt er sich Tag für Tag in klarer bis weißlicher Farbe und zyklusabhängig in verschiedenen Konsistenzen. Doch was, wenn der Ausfluss grün ist? Wir verraten Ihnen alles, was Sie über grünen Ausfluss wissen müssen. An unserer Seite: der Hamburger Frauenarzt und Hormonexperte Prof. Dr. med. Kai J. Bühling.
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- Ausfluss – was ist das eigentlich?
- Scheidenausfluss – was ist normal?
- Grüner Ausfluss – was steckt dahinter?
- Grüner Ausfluss durch Trichomonaden
- Grünlicher Ausfluss durch Gonorrhoe (Tripper)
- Grünlicher Ausfluss durch eine bakterielle Vaginose
- Grüner Ausfluss – wann zum Arzt?
- Wie wird grüner Ausfluss behandelt?
- Wie kann ich grünem Ausfluss vorbeugen?
Ausfluss – was ist das eigentlich?
Unter Ausfluss (auch: Fluor genitalis oder Fluor vaginalis) versteht man das Sekret, das bei Frauen fortwährend aus der Scheide austritt. Ausfluss besteht aus einer Flüssigkeit des Gebärmutterhalses und Zellen der Scheidenschleimhaut. Die enthaltenen Milchsäurebakterien schaffen ein saures Scheidenmilieu und wehren Bakterien ab. Normalerweise ist vaginaler Ausfluss weiß und geruchlos.
Scheidenausfluss – was ist normal?
Die Menge des austretenden Ausflusses kann von Frau zu Frau variieren. Wie viel Sekret schwankt außerdem im Zusammenhang mit dem weiblichen Menstruationszyklus. Kurz vor dem Eisprung und vor dem Einsetzen der Periode sorgt der Östrogenanstieg im Körper dafür, dass mehr Ausfluss produziert wird. In der Mitte des Zyklus bzw. während der fruchtbaren Tage (kurz vor und während des Eisprungs) ist der Ausfluss eher dünnflüssig und durchsichtig, kurz vor und nach der Periode ist er eher zähflüssig und klebrig.
Normalerweise ist Ausfluss transparent bis weißlich. Wenn das Scheidensekret in der Beschaffenheit verändert ist, kann eine Störung vorliegen. Das merken Sie zum Beispiel an:
- Es tritt grüner, brauner oder gelber Ausfluss aus.
- Es tritt krümeliger Ausfluss aus.
- Es tritt schaumiger Ausfluss aus.
- Es tritt eitriger oder blutiger Ausfluss aus.
Häufig treten bei den beschriebenen Veränderungen gleichzeitig Beschwerden wie Juckreiz, Schmerzen beim Wasserlassen, Schwellungen, Rötungen oder unangenehmer Geruch auf. Sollte sich der Ausfluss derart verändern, bitte beim Frauenarzt vorstellig werden. Besonders zügig sollten Sie in der Schwangerschaft den Arzt aufsuchen. Scheideninfektionen können Frühgeburten auslösen.
Grüner Ausfluss – was steckt dahinter?
Vaginaler Ausfluss verändert sich also im Verlauf des Menstruationszyklus (siehe oben). Sollte sich das Sekret jedoch grünlich verfärben und tritt es zusammen mit Juckreiz und/oder einem unangenehmen Geruch auf, könnte eine Infektion die Ursache sein.
“Der Ausfluss ist meistens nicht grasgrün, sondern zeigt eher eine gelbliche Farbe mit einem grünlichen Schimmer”, sagt Gynäkologe Prof. Dr. med. Kai J. Bühling. Häufig stecken Viren, Bakterien, Pilze oder bestimmte Geschlechtskrankheiten dahinter. Welche Erreger verursachen grünen Ausfluss? “Grüner Ausfluss kann Zeichen einer Infektion mit Trichomonaden sein. Ferner sind aber auch Gonokokken und unspezifische Erreger möglich”, erklärt Dr. Bühling.
Grüner Ausfluss durch Trichomonaden
Starker, extrem dünnflüssiger Scheidenausfluss mit auffällig unangenehmem (fischigen) Geruch hängt in den meisten Fällen mit einer Infektion mit Trichomonaden zusammen. Die winzigen Geißeltierchen können zum Beispiel durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen werden und starke Entzündungen im Vaginalbereich auslösen. Eine Infektion mit Trichomonaden tritt auch häufig zusammen mit einem eitrigen Ausfluss auf, der eine gelb-grünliche bis bräunliche Verfärbung aufweist. Hinzu können außerdem auch Juckreiz, Rötungen, fischiger Ausflussgeruch, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und Wasserlassen (bei zusätzlicher Entzündung der Harnröhre) kommen. Es gibt allerdings auch symptomlose Infektionsverläufe, bei denen die Betroffenen rein gar nichts davon mitbekommen.
Noch einmal zusammengefasst: Die typischen Symptome einer Infektion mit Trichomonaden sind:
- Gelb-grünlicher Ausfluss
- Starker, extrem dünnflüssiger Scheidenausfluss
- Unangenehmer, fischiger Geruch des Ausflusses
- Starkes Brennen und Jucken der geröteten Vagina
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Brennen beim Wasserlassen
Grünlicher Ausfluss durch Gonorrhoe (Tripper)
Eitriger, gelblich-grünlicher Ausfluss kann auch ein Anzeichen für Gonorrhoe (Tripper) sein, eine der heutzutage häufigsten Geschlechtskrankheiten unter jungen, sexuell aktiven Menschen. Besonders, wenn zusätzlich Beschwerden wie Brennen beim Wasserlassen, Rötungen, schmerzhafte Schwellungen im Bereich des Scheideneingangs auftreten. Es kommt dabei zu einem Befall der Schleimhäute im Genital- und Blasenbereich durch sogenannte Gonokokken, einer Bakterienart. Die Erkrankung sollte ärztlich behandelt werden, ansonsten kann etwa Unfruchtbarkeit die Folge sein.
Grünlicher Ausfluss durch eine bakterielle Vaginose
Grünlich verfärbter Ausfluss kann auch über eine Reihe an weiteren Bakterien ausgelöst werden. Dann ist von einer sogenannten bakteriellen Vaginose die Rede. Diese geht neben dem grünlichen Ausfluss meist mit einem strengen Geruch sowie einer dünnflüssigen bis schaumigen Konsistenz einher. Die vaginale Infektion wird über die Verdrängung der vorteilhaften Lactobazillen durch zum Beispiel Staphylokokken, Streptokokken, Mykoplasmen oder Koli-Bakterien ausgelöst. Um eine bakterielle Vaginose zu diagnostizieren, entnimmt der Frauenarzt eine Sekretprobe.
Grüner Ausfluss – wann zum Arzt?
“Es ist Sache des Frauenarztes, die Ursache der Verfärbung herauszufinden”, sagt Dr. Bühling. Da die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei grünlich verfärbten Ausfluss um eine Infektion handelt, sehr groß ist, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Ohne eine medikamentöse Behandlung können sich Infektionen weiter ausbreiten und auch etwa auf innere Geschlechtsorgane oder die Harnröhre übergehen. Von einer Eigendiagnose ist abzusehen, denn nur ein Arzt kann z.B. mittels Sekretprobe beurteilen, ob es sich um eine Infektion handelt oder nicht.
Wie wird grüner Ausfluss behandelt?
“Hier sollte vom Frauenarzt erst nach der Ursache gesucht werden, um eine spezifische Therapie einzuleiten”, sagt Dr. Bühling. Handelt es sich um eine Infektion, so muss meistens auch der Sexualpartner mitbehandelt werden, um eine erneute Infektion zu vermeiden.
- Infektion mit Trichomonaden: Ist der Nachweis der Erreger über das Vaginalsekret, Urinprobe oder Sekret der Harnröhre erfolgt, so wird in der Regel eine antiparasitäre Behandlung angestrebt. Es kommen Antibiotika zum Einsatz – je nach Wirkstoff als Tabletten oder Vaginalcreme.
- Scheideninfektion mit Bakterien oder Pilzen: Entsteht der Ausfluss als Folge einer Scheideninfektion, hängt die Therapie vom jeweiligen Erreger ab: Eine bakterielle Infektion wird meist mit Antibiotika behandelt. Bei einem Scheidenpilz kommen Mittel gegen Pilzerkrankungen (Antimykotika) zum Einsatz. Meistens wird mithilfe von Scheidenzäpfchen oder Salben behandelt, manchmal auch mit Tabletten oder Injektionen.
- Gonorrhoe (Tripper): Tripper wird heute mittels einer Kombination aus zwei Antibiotika-Wirkstoffen therapiert, weil die Bakterien bereits gegen gewisse Medikamente resistent sind. Die Therapie sollte frühzeitig erfolgen, eine Genesung ist meistens problemlos möglich.
- Bakterielle Vaginose: Je nachdem, um welchen Erreger es sich handelt (z.B. Staphylokokken, Streptokokken, Mykoplasmen oder Koli-Bakterien) werden Antibiotika in Form von Scheidensalben, -zäpfchen oder in Tablettenform eingesetzt. Nach Bedarf erfolgt nach der Erstbehandlung eine weitere Therapie mit Milchsäurepräparaten.
Wie kann ich grünem Ausfluss vorbeugen?
“Wichtig ist, dass nach einer Behandlung nicht zu viel gewaschen wird”, sagt Dr. Kai Bühling. Und auch generell: Viele Frauen gehen das Thema Intimpflege viel zu eifrig an. Ja, richtig gehört. Weniger ist hier mehr. Besonders nach einer Therapie. “Die Vagina ist ein Organ, das eine großes Selbstreinigungspotenzial hat. Mit dem Waschen spült man gleichzeitig auch die guten Bakterien weg”, sagt er.
Der Experte rät: “Bei wiederholten Infektionen sollte auch die Unterwäsche überprüft werden: Ideal sind Produkte aus 100-prozentiger Baumwolle. Möglichst keine Synthetik, da diese das Schwitzen verstärkt und damit einen guten Nährboden für Bakterien bietet.”
Quellen:
Prof. Dr. med. Kai J. Bühling, Interview: 17.07.2019, www.prof-buehling.de