Getrennte Schlafzimmer: Gut für den Schlaf, schlecht für die Beziehung?

Sind getrennte Schlafzimmer wirklich gut für die Schlafgesundheit? Das mögen sich Paare fragen, die darüber nachdenken, die Nächte künftig getrennt voneinander zu verbringen – vor allem, wenn einer von beiden unter Schlafstörungen leidet. Welche Vor- und Nachteile getrennte Schlafzimmer haben und ob die Beziehung darunter leidet.

JW Video Platzhalter
Zustimmen & weiterlesen
Um diese Story zu erzählen, hat unsere Redaktion ein Video ausgewählt, das an dieser Stelle den Artikel ergänzt.

Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.

Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.

Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bis in die 1950er Jahre war es noch üblich, dass Paare getrennte Schlafzimmer hatten. Heutzutage ist uns diese Vorstellung fremd geworden, denn getrenntes Schlafen verbinden wir meistens mit Beziehungsproblemen. Dabei spricht aus wissenschaftlicher Sicht einiges dafür, vor allem in Hinblick auf Schlafstörungen. Es gibt aber auch Nachteile, wenn Paare sich für getrennte Schlafzimmer entscheiden.

Mann schnarcht und Frau hält sich mit einem Kissen die Ohren zu
Wenn der Bettnachbar laut schnarcht, können getrennte Schlafzimmer sinnvoll sein Foto: iStock/PeopleImages

Getrennte Schlafzimmer wegen Schnarchen

Wenn einer von beiden Bettnachbar:innen wie ein Sägewerk schnarcht, ist an Schlaf nicht mehr zu denken. Dasselbe gilt für Partner:innen, die die Decke ständig an sich ziehen oder im Schlaf reden. Auch nächtliche Unruhe und eine Schlafstörung können dazu führen, dass man seine:n Bettnachbar:in immer wieder versehentlich aufweckt.

Kein Wunder, wenn dann der Gedanke an getrennte Schlafzimmer aufkommt. Oft sind es Frauen, die wegen ihres schnarchenden Partners einfach nicht gut durchschlafen können. Der Grund: Statistisch gesehen schnarchen Männer deutlich häufiger und auch lauter als Frauen, wobei die Zahl der weiblichen Schnarcher ab dem 50. Lebensjahr aufgrund der hormonellen Umstellung zunimmt. Auch das nächtliche Reden kommt bei Männern häufiger vor.

Das alles kann nicht nur subjektiv den Schlaf beeinträchtigen, sondern hat sich auch in einer US-Studie gezeigt: So schlafen Menschen, die neben einem Schnarcher oder einer Schnarcherin nächtigen, insgesamt eine Stunde weniger.

Wenn Sie wieder mehr Schlafqualität gewinnen und ungestörte Nächte haben möchten, sind getrennte Schlafzimmer sinnvoll. Diese Möglichkeiten können aber auch in Erwägung gezogen werden, wenn Sie lieber zu zweit in einem Bett schlafen:

  1. Mögliche Erkrankungen abklären: Falls eine medizinische Ursache – wie zum Beispiel Schlafapnoe – für das Schnarchen verantwortlich ist, ist es sinnvoll, wenn Ihr:e Bettpartner:in diese ärztlich untersuchen und behandeln lässt.

  2. Ohrstöpsel ausprobieren: Suchen Sie aktiv nach Lösungen, die dabei helfen, trotz Schnarchen des anderen besser zu schlafen. Helfen können zum Beispiel Ohrstöpsel.

  3. Getrennte Bettdecken: Sollte sich der andere im Schlaf viel bewegen oder sogar die Decke ständig von Ihnen wegziehen, lohnt sich die Investition in eine zweite Decke.

Getrennte Schlafzimmer sorgen für eine bessere Schlafhygiene

Jeder Mensch hat andere Schlafvorlieben: Die einen sind Frischluft-Liebhaber und wollen unbedingt mit offenem Fenster schlafen. Die anderen stört der Lärm von draußen und sie frieren schnell, weshalb sie das Fenster zur Nacht schließen.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Faktoren, die die Schlafhygiene betreffen und den Bettnachbar bzw. -nachbarin stören können, zum Beispiel:

  • Handylicht

  • Licht der Nachttischlampe

  • angeschalteter Fernseher

  • aufgedrehte oder abgedrehte Heizung (ideal sind übrigens 16 bis 20 Grad beim Schlafen)

Wenn beide Bettnachbar:innen vollkommen andere Bedürfnisse bei der Schlafhygiene haben, sollte in Erwägung gezogen werden, künftig getrennt voneinander zu schlafen – so können Sie Ihre Schlafhygiene so gestalten, wie es Ihnen guttut, und müssen keine Kompromisse eingehen.

Getrennte Schlafzimmer sind schlecht für den REM-Schlaf

Schnarchen und lautes Gemurmel beeinträchtigen den Schlaf des anderen – doch ist es grundsätzlich so, dass ein gemeinsames Bett immer bedeutet, dass der Schlaf leidet? Nein, so einfach macht es uns die Forschung nicht, wie eine Studie des Zentrums für Integrative Psychiatrie an der Christian-Albrechts-Universität Kiel zeigt:

Paare, die sich das Bett teilen, schlafen besser, so das Ergebnis der Forschenden. Sie stellten fest, dass die zwölf Teilnehmenden sich zwar mehr bewegten, wenn sie nicht alleine schliefen – die Schlafqualität büßte dadurch aber nicht ein, ganz im Gegenteil. Der REM-Schlaf, also die Tiefschlafphase, fiel bei ihnen um zehn Prozent länger aus, wodurch der Schlaf insgesamt erholsamer wurde. Der REM-Schlaf ist mit die wichtigste Schlafphase, in der die Tageserlebnisse verarbeitet und Emotionen reguliert werden.

Darüber hinaus fanden die Wissenschaftler:innen heraus, dass sich der REM-Schlaf der Bettpartner:innen synchronisiert – je wichtiger den Teilnehmenden die Beziehung war, desto synchroner wurden die Schlafphasen.

Sind getrennte Schlafzimmer ein Beziehungskiller?

Die einen sagen, dass ihre Beziehung nicht darunter leidet, wenn sie in getrennten Zimmern schlafen. Die anderen spüren, dass sich die emotionale Verbindung verschlechtert – was stimmt denn nun?

Pauschal lässt sich die Frage, ob getrennte Schlafzimmer ein Beziehungskiller sind, leider nicht beantworten. Vielmehr kommt es darauf an, welche Qualität die Partnerschaft aktuell hat. Herrscht gerade eine Beziehungskrise, können getrennte Schlafzimmer die Krise verschärfen, weil man sich dadurch emotional noch mehr entfremdet.

Für eine separate Nachtruhe spricht allerdings, wenn das Schlafmuster und der -rhythmus jeweils sehr unterschiedlich ist, zum Beispiel wegen Schichtarbeit. Denn in einer Studie kam heraus, dass sich Paare mehr streiten und weniger Sex haben, wenn ihr Schlaf einfach nicht zusammenpasst.

Ob die sexuelle Nähe unter getrennten Schlafzimmern leidet, ist davon abhängig, ob es in der Beziehung kriselt. Wenn es sowieso schon an Intimität fehlt, können separate Räume noch mehr Distanz schaffen. Es gibt aber auch viele Paare, deren Sexualleben dadurch aufregender geworden ist. Vielleicht kennen Sie das auch: Vor dem Zusammenziehen hat man sich sehr aufeinander gefreut und konnte es gar nicht abwarten, dem anderen in die Arme zu fallen. Nach dem Zusammenziehen nimmt die Leidenschaft irgendwann etwas ab, weil man sich aneinander gewöhnt.

Ob getrennte Schlafzimmer oder nicht: Wichtig ist immer, dass Sie sich beide damit wohlfühlen und die Entscheidung ganz nach Ihren individuellen Bedürfnissen treffen – und sich nicht von gesellschaftlichen Erwartungen abhängig machen. Eine Patenlösung gibt es also nicht. Wenn an einen ruhigen Schlaf allerdings aufgrund von Schnarchgeräuschen nicht mehr zu denken ist, kann es sinnvoll sein, sich für den Notfall getrennte Schlafzimmer einzurichten.

Quellen:

Pankhurst, F. P., & Home, J. A. (1994). The influence of bed partners on movement during sleep. Sleep, 17(4), 308-315.

Beninati, W., Harris, C. D., Herold, D. L., & Shepard Jr, J. W. (1999, October). The effect of snoring and obstructive sleep apnea on the sleep quality of bed partners. In Mayo Clinic Proceedings (Vol. 74, No. 10, pp. 955-958). Elsevier.

Larson, J. H., Crane, D. R., & Smith, C. W. (1991). Morning and night couples: the effect of wake and sleep patterns on marital adjustment. Journal of Marital and Family Therapy, 17(1), 53-65.