Genialer Balltrick gegen Prüfungsangst und Blockaden
Das Pressen eines Tennisballs kann bei stressbedingten Aussetzern helfen, haben deutsche Forscher:innen jetzt in einem Experiment herausgefunden. Dieser einfache Trick soll Blockaden vor Sportwettkämpfen, Prüfungen und bei Stress lösen. Aber es gibt eine wichtige Sache zu beachten, damit es funktioniert. Die Hintergründe!

Eine wichtige Prüfung oder ein Sportwettkampf steht an? Sie haben sich perfekt vorbereitet, doch im entscheidenden Moment ist das Gehirn leer, kein Wort kommt mehr über Ihre Lippen. Oder beim wichtigen Wettkampf ist alles wie blockiert? Das ist keine Seltenheit, fühlt sich aber wie eine Katastrophe an, weil man so machtlos scheint. Hoffnung für alle von Aufregung Geplagten bietet jetzt ein genialer Trick, wie Forscher:innen in einem Experiment herausgefunden haben.
Versagen unter nervlichem Druck durch Selbstblockade
„Choking under pressure“ wird das Phänomen genannt, wenn in entscheidenden Situationen auf einmal alles weg ist. Der Kopf ist leer, die Konzentration ist weg. Sportler wie Tennis- oder Fußballspieler:innen treffen dann auf einmal den Ball nicht mehr. Oder in Prüfungen oder bei wichtigen beruflichen Terminen fehlen einem die Worte. Die Leistungsfähigkeit kann nicht mehr abgerufen werden.
Warum ist das so? Wie Studien mit Leistungssportler:innen zeigen, könnte das mit einer Selbstblockade des Gehirns zusammenhängen. Eigentlich führen Bewegungsabläufe, die tausendfach geübt wurden, dazu, dass das Gehirn diese automatisiert. Die einzelnen Teile der Bewegung müssen dann nicht mehr bewusst ausgeübt werden. Diese automatisierten Abläufe sparen Energie, denn das Gehirn braucht dafür weniger Neuronen und Verschaltungen. Arme, Beine, Finger und Füße führen die Bewegung wie von selbst aus.
Unter Stress mit der Aufregung und dem Wunsch, es besonders gut zu machen, kann dieses System durcheinandergeraten. Laut Forscher:innen um Professor Jürgen Beckmann an der Technischen Universität München stört der Versuch, eine hochgradig automatisierte Fertigkeit bewusst zu kontrollieren, deren reibungslosen Ablauf.
Tennisballtrick kann Blockade aufheben – aber nur mit links
Gegen dieses nervliche Versagen gibt es einen wirksamen Trick, wie die Forscher:innen an einer Gruppe getestet haben – den Tennisballtrick!
In ihrem Experiment testeten Beckmann und sein Team den Effekt des Ballpressens beim Tennisaufschlag. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe praktizierte direkt vor dem Aufschlag den dynamischen Handgriff zehn bis 15 Sekunden lang mit der linken Hand mit dem Tennisball, während die zweite Gruppe den Schlägergriff mit der rechten Hand über zehn bis 15 Sekunden aktiv drückte. Anschließend wurde in einer stressigen Situation getestet, wie präzise die Aufschläge gelangen. Der positive Effekt des Ballpressens konnte nachgewiesen werden, aber nur bei der Gruppe, die mit der linken Hand gepresst hatte.
Auch bei anderen Sportarten wie beim Fußball-Elfmeter, bei Taekwondo-Tritten oder beim Badminton konnten die Wissenschaftler:innen den positiven Effekt des Handdrückens mit der linken Hand nachweisen.
Starkes Drucksignal entspannt das Gehirn
Warum der Balltrick funktioniert, konnten Hirnstrommessungen von Beckmann und seinen Kolleg:innen belegen. Eigentlich sollte die linke Körperhälfte die rechte Gehirnhälfte aktivieren, denn das periphere Nervensystem verläuft überkreuz. Im Experiment wurde aber durch das Ballpressen die rechte Gehirnaktivität nicht erhöht, der entspannende Effekt stellte sich dennoch ein.
Das Pressen mit der linken Hand scheint bestimmte Aktivitäten in der linken Gehirnhälfte zu hemmen, die für Blockaden verantwortlich sind. Dazu gehört das angstbedingte Durchspielen von Abläufen, das den Automatismus des Gehirns stört. „Weitere EEG-Untersuchungen unserer Arbeitsgruppe haben aber gezeigt, dass eher ein Entspannungseffekt, sozusagen ein Reset-Mechanismus, durch das linkshändige dynamische Handdrücken eintritt“, so Dr. Virgina Wergin, Co-Autorin des Experiments.
Das Forschungsteam vermutet, dass dieser Entspannungseffekt die Störeffekte beseitigt, die unter Stress das automatisierte Abrufen der Bewegungsabläufe im Gehirn blockieren. „Der Vorteil beim Tennis ist natürlich, dass die Spielerinnen und Spieler sowieso schon einen Ball in der Hand haben“, sagt Wergin. „Die Festigkeit des Tennisballs eignet sich auch hervorragend für den dynamischen Handgriff. Sein hoher Widerstand ist notwendig, um die Wirkung zu erzielen.“
Balltrick auch außerhalb des Sports anwendbar
Für Jürgen Beckmann sind die Ergebnisse der kleinen Studie von hoher Bedeutung. Das Drücken des Tennisballs mit der linken Hand vor dem Aufschlag könne Teil einer wichtigen Routine werden. „Doch der dynamische Handgriff lässt sich auch außerhalb des Sports einsetzen.“, ist sich der Forscher sicher.
Nach einem Bericht über diese Balltechnik sollen sich bereits Künstler gemeldet haben, die das Pressen mit der linken Hand vor Auftritten erfolgreich nutzen konnten. Auch Untersuchungen einer Arbeitsgruppe mit Patienten, die unter nicht organischem Schwindel leiden, lieferten vielversprechende Ergebnisse.
Wer gerade keinen Ball zur Hand hat, kann auch die Faust der linken Hand ballen und 15 Sekunden fest pressen. Ob Linkshänder:innen entsprechend die rechte Hand benutzen können, steht noch nicht fest. Untersucht hat das Forschungsteam bisher nur Rechtshänder, um zu zeigen, dass dieser geniale Balltrick bei Prüfungsangst und Blockaden wirkt.
Quellen:
Hilfe gegen Versagen unter Druck: Ein dynamischer Griff mit der linken Hand hilft, die maximale Leistung abzurufen, in: idw-online.de
Balltrick gegen stressbedingte Aussetzer, in: scinexx.de