Extremer Bluthochdruck: große Gefahr für die Nieren

Schmerzmittel können für die Nieren genauso eine Gefahr darstellen, wie extremer Bluthochdruck. Experten raten daher: Nicht mehr als maximal 15 Tabletten pro Monat über einen Zeitraum von höchstens einem Jahr einnehmen
Schmerzmittel können für die Nieren genauso eine Gefahr darstellen, wie extremer Bluthochdruck. Experten raten daher: Nicht mehr als maximal 15 Tabletten pro Monat über einen Zeitraum von höchstens einem Jahr einnehmen

Bluthochdruck stellt eine große Gefahr für die Nieren dar. Kein anderes Organ ist so wichtig und gleichzeitig so gefährdet. Erfahren Sie hier, wie Sie Ihre Nieren schützen können.

Blutdruck nicht mehr messbar

„Sie brauchen eine neue Niere. Am besten, so schnell es geht.“ Die Diagnose trifft Thomas Jansen wie ein Schlag. Der 38-Jährige hatte sich kerngesund gefühlt, war nach längerer Zeit zu einer Routineuntersuchung zum Arzt gegangen. Beim Blutdruckmessen zeigte das Gerät jedoch nichts an. Sein Arzt ist sofort alarmiert und entdeckt: Jansens extremen Hochdruck von 290 zu 160 hatte das Gerät nicht mehr anzeigen können. Der extreme Bluthochdruck stellt eine große Gefahr für seine Nieren dar. Wenige Minuten später befindet sich der Patient in der Rettungsstelle des nächsten Krankenhauses. Dort senken Ärzte die lebensbedrohlichen Blutdruckwerte, stellen jedoch fest: beide Nieren sind bereits schwer geschädigt.

"Nieren sterben langsam"

Thomas Jansen wird sein Leben lang Medikamente einnehmen müssen, um den Gefäßveränderungen an der Niere entgegenzuwirken. Der 38-Jährige ist kein Einzelfall. Allein in den letzten 15 Jahren ist in Deutschland die Zahl derer, die auf ein geeignetes Spenderorgan warten, von 60.000 auf etwa 80.000 gestiegen. Experten gehen davon aus, dass jeder zehnte Erwachsene eine eingeschränkte Nierenfunktion hat – ohne davon zu wissen. Denn das Tückische an einer Nierenschwäche ist, dass sie sich für den Betroffenen völlig unbemerkt und symptomlos, ohne Schmerzen abspielt. „Nieren sterben leise“, sagt Professor Gunter Wolf aus Jena, einer von Deutschlands führenden Nieren-Experten. „Oft werden Probleme mit diesem Organ jahrelang übersehen und erst dann diagnostiziert, wenn die Nierenfunktionseinschränkung so weit fortgeschritten ist, dass Heilung unmöglich wird.“

Bluthochdruck, Zucker und Schmerzmittel – die Nierenkiller

Bluthochdruck stellt eine besonders große Gefahr für die Nieren dar. Zudem nehmen Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes dramatisch zu, weil wichtige Auslöser hierfür immer öfter auftreten: Bewegungsmangel, Übergewicht, höheres Alter, Fehlernährung, Stress. Experten gehen davon aus, dass jedes zweite Nierenversagen letztlich auf diese Gründe zurückzuführen ist. Ein möglicher weiterer Faktor ist der inflationäre Gebrauch von Schmerzmitteln (sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika, die ohne Rezept in Apotheken erhältlich sind). Denn diese Medikamente vermindern die Produktion bestimmter Substanzen (zum Beispiel Prostaglandine). Ohne sie wird die Niere nicht mehr richtig durchblutet. Folge: allergische Reaktionen und eine daraus resultierende Entzündung des Gewebes, schließlich die Schädigung der Niere – ohne dass der Betroffene zuvor etwas davon mitbekommen hat.

Leiser Tod – warum Nierenzellen keine zweite Chance bekommen

„Schäden an den Nieren sind deshalb so gefährlich, weil sich Nierenzellen im Gegensatz zu den Zellen anderer Organe nicht vollständig regenerieren können“, sagt Professor Wilhelm Kriz von der Universität Heidelberg. Erklärung: Jede Niere besteht aus etwa 1 bis 1,5 Millionen Nephronen. Diese Nierenkörperchen werden bereits vor der Geburt gebildet und können vom Körper, sobald wir zur Welt kommen, nicht mehr nachgebildet werden. Das heißt: Ist die Niere einmal kaputt, kann kein Medikament der Welt ihre Zellen zu vollständig neuem Wachstum anregen. Fatal, denn die Nieren filtern täglich mehr als 300 Liter Blut, kontrollieren 180 Liter Wasser, sortieren Abfallprodukte aus, leiten lebenswichtige Mineralstoffe weiter, produzieren blutbildende Hormone, helfen bei der Einstellung des Blutdrucks. Entsprechend kompliziert wird es, wenn sie den Dienst einstellen.

Salz, Kaffee, Fleisch – die Zellzerstörer der Nieren

Doch wie kann ich meine Nieren schützen? Eine der wichtigsten Regeln: Sparsam mit Salz umgehen! Geschädigte Nieren scheiden es schwerer aus als gesunde, was den Blutdruck zusätzlich nach oben treibt. Auch Kaffee, schwarzen Tee, Limonaden, die Fruchtzucker enthalten, und künstliche Süßstoffe sollte man nur in Maßen zu sich nehmen. Ebenfalls schädlich: tierische Fette. Sie treiben den Cholesterinspiegel in die Höhe, begünstigen hohen Blutdruck durch Gefäßverkalkung und letztendlich eine Nierenschwäche.

Nikotin wirkt sich in gleicher Weise ungünstig aus. „Bei rechtzeitiger Diagnose bestehen gute Chancen, die Funktionsfähigkeit der Nieren zu erhalten“, sagt Prof Wolf. „Daher ist es so wichtig, dass Vorsorgeuntersuchungen wahrgenommen werden.“ Dazu gehört vor allem ein Urinstreifentest, den jeder kostenlos beim Arzt durchführen lassen kann. Der Test gibt Aufschluss über einen Eiweißwert, der fast alle Nieren-Erkrankungen im Frühstadium im Urin anzeigt. „Würde diese Untersuchung regelmäßig wahrgenommen, könnten viele Nierenproblemen bereits im Anfangsstadium erkannt werden.“

5 wichtige Tipps: So können Sie Ihre Nieren schützen

  • Alle 60 Minuten ein großes Glas Wasser trinken, verbessert die Reinigungsfunktion der Nierenzellen.
  • Die 70/30-Regel beherzigen bedeutet: 70 Prozent der Nahrung sollten aus fettarmen, pflanzlichen, ballaststoffreichen Lebensmitteln bestehen, 30 Prozent dürfen tierisches Fett, Zucker, Kaffee und Co. sein.
  • Täglich 20 Minuten strammes Gehen fördert die Widerstandsfähigkeit der Nierenkörperchen und verringert das Erkrankungsrisiko um 48 Prozent.
  • Einmal jährlich sollten Gesunde beim Arzt ihre Nierenfunktion mittels Harntest überprüfen lassen – Risikopatienten dagegen alle sechs Monate.
  • Wer Schmerzmittel einnehmen muss, sollte sich an Medikamente mit Einzelwirkstoffen halten und in keinem Fall Kombinationspräparate wählen. Als nierenschädigend gilt es, 15 Tabletten pro Monat über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr einzunehmen (das heißt im Durchschnitt jeden zweiten Tag eine Tablette).