Erschöpfungssyndrom: Wenn der Körper nicht mehr will

Meist tritt die Krankheit ganz plötzlich auf. Eine unendliche Erschöpfung erfasst den gesamten Körper, selbst die einfachsten Dinge lassen sich kaum noch bewältigen. Betroffene müssen ihren Job aufgeben, können sich nicht mal mehr um Familie oder Freunde kümmern. Rund 300.000 Menschen leiden hierzulande unter dem Erschöpfungssyndrom.
Grippeähnliche Symptome beim Erschöpfungssyndrom
Das Erschöpfungssyndrom wird oft mit einer Grippe verwechselt. Denn die Symptome sind ähnlich: Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen, geschwollene Lymphknoten, kalte Hände und Füße, Schlafstörungen. „Allerdings ist ein grippaler Infekt spätestens nach zwei Wochen überstanden“, sagt Professor Carmen Scheibenbogen, Hämatologin und Immunologin an der Berliner Charité. „Bei Erschöpfungssyndrom-Erkrankten gehen die Beschwerden aber nicht wieder weg, manche leiden viele Jahre.“
Dabei rätselt man noch immer über die Krankheitsauslöser. „Wir gehen davon aus, dass Chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS) oft mit einer gestörten Abwehr zusammenhängt“, sagt Professor Scheibenbogen.
Vor allem Herpesviren sollen das Erschöpfungssyndrom auslösen. Mehr als 90 Prozent der Bundesbürger sind mit ihnen infiziert. Fast immer ist das Immunsystem in der Lage, die Erreger zu bekämpfen. Nur bei Erschöpfungssyndrom-Patienten versagt dieser Mechanismus aus bislang unbekannten Gründen.
Erschöpfungssyndrom: Die Diagnose ist schwierig
Viele Erschöpfungssyndrom-Patienten haben einen langen Leidensweg hinter sich, ehe die richtige Diagnose gestellt bzw. die richtige Behandlung eingeleitet wird. Erschwerend kommt hinzu, dass trotz neuer Erkenntnisse aus der Forschung viele Ärzte CFS nicht kennen.
Oft wird das Erschöpfungssyndrom mit einem Burn-Out-Syndrom oder schweren Depressionen verwechselt und dann falsch behandelt. Dabei gibt es ein ganz klares Diagnose-Kriterium. Professor Scheibenbogen: „Bei CFS handelt es sich um einen neu auftretenden Erschöpfungszustand, der länger als sechs Monate andauert, sich durch Ruhe nicht bessert und die Lebensqualität erheblich einschränkt.“
Weitere mögliche Symptome des Erschöpfungsyndroms sind Hals-, Muskel-, Gelenk- und Kopfschmerzen, empfindliche Hals- und Achsellymphknoten sowie Konzentrations- und Gedächtnisschwäche. Die Expertin: „Andere Krankheiten, die diese Symptome ebenfalls hervorrufen, müssen daher ausgeschlossen werden.“
Erschöpfungssyndrom: Neue Therapien
Glücklicherweise können Ärzte jetzt erste Therapie-Fortschritte vermelden. „Mit Hilfe spezieller Bluttests fahnden wir nach den Viren, die CFS auslösen können.“ Sind sie ursächlich für das Leiden verantwortlich, geht man mit Antiviren-Mitteln gegen die Feinde im Körper vor. Zusätzlich hilft die gezielte Stärkung der Abwehr und das Erlernen von Bewältigungsstrategien, den sogenannten Coping- und Pacing-Techniken beim Erschöpfungssyndrom. Unter psychologischer Betreuung erlernen die Patienten dabei Strategien zur Alltagsbewältigung: Wann ist die Leistungsfähigkeit am höchsten, wann braucht der Körper Ruhe? So können Betroffene ein einigermaßen normales Leben führen.
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