Ernährung als Risikofaktor für Harnwegsinfektionen? Aktuelle Studienergebnisse

Wie hängt die Ernährung mit der Entstehung von Harnwegsinfektionen zusammen? Eine aktuelle Studie kommt zu neuen Erkenntnissen.

Frau fässt sich an den unteren Bauch
Harnwegsinfektionen sind sehr unangenehm – können wir sie durch die Ernährung vorbeugen? Foto: iStock/Aleksandr Rybalko

Frauen sind häufiger von Harnwegsinfektionen und Blasenentzündungen betroffen, weil ihre Harnröhre kürzer ist und so Bakterien leichter in die Blase gelangen können. Allerdings gibt es noch einen weiteren Faktor, der die Entstehung einer Infektion begünstigt. Wie Forschende herausgefunden haben, hängt nämlich auch die Ernährung damit zusammen. Inwiefern?

Harnwegsinfektion und Blasenentzündung: Was ist der Unterschied?

Die Symptome sind gleich: ständiger Harndrang, Brennen beim Wasserlassen und Schmerzen im Unterleib. Der Unterschied zwischen einer Harnwegsinfektion und einer Blasenentzündung besteht lediglich darin, dass letztere nur die Blase betrifft, während Harnwegsinfektionen auch die Nieren und – wie das Wort schon sagt – die Harnwege betreffen können.

Liegt eine bakterielle Infektion oder Entzündung vor, hilft meist nur noch Antibiotikum. Als Prävention sollte darauf geachtet werden, den Unterleib stets warmzuhalten und nach dem Toilettengang von vorne nach hinten abzuwischen. Eine Studie hat darüber hinaus nun einen weiteren Faktor entdeckt, der Harnwegsinfektionen auslösen kann – und auch, wie das Risiko entsprechend verringert werden kann.

Darmbakterium für den Großteil der Infektionen verantwortlich

Die Forschenden der George Washington University beschäftigten sich mit dem Ursprung von Harnwegsinfektionen. Das Ergebnis: Rund 80 Prozent sind auf das Darmbakterium E. coli zurückzuführen. In den USA sollen sogar mindestens einer halben Million Harnwegsinfektionen E. coli-Bakterien zugrunde liegen – die allesamt durch kontaminiertes Fleisch aufgenommen worden seien.

Neue Folge von ungekochtem Fleisch entdeckt

Der Professor und Studienleiter Lance B. Price fasst gegenüber der Zeitung The Washington Post die Relevanz des Ergebnisses wie folgt zusammen: „Die meisten Menschen wissen, dass der Verzehr von ungekochtem Fleisch oder die versehentliche Aufnahme von Fleischbakterien zu Magenverstimmungen führen kann.“ Und weiter: „Aber jetzt wissen wir auch, dass bestimmte Arten von E. coli, die von rohem Fleisch stammen, Hunderttausende Harnwegsinfektionen verursachen.“

Hintergrund der Studie

Für ihre Studie untersuchten die Forschenden ein Jahr lang alle zwei Wochen Proben aus rohem Hühner-, Puten- und Schweinefleisch in großen Lebensmittelketten. Insgesamt wurden mehr als 1.900 E- coli-Proben sowie fast 1.200 Urin- und Blutproben der ansässigen Arztpraxis auf den E. coli-Gehalt analysiert und ausgewertet. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift One Health veröffentlicht.

Geringeres Risiko für Vegetarier:innen?

Konkret seien etwa acht Prozent der Harnwegsinfektionen durch E. coli durch Fleisch entstanden. Pro Jahr wären das bis zu 640.000 Erkrankungen als Folge auf den Verzehr von Hühnchen, Pute und Co. Aus der Studie wird somit geschlossen, dass Vegetarier:innen ein geringeres Risiko hätten, sich Harnwegsinfektionen einzufangen.

Da sich die Studienergebnisse jedoch auf eine US-amerikanische Stadt beziehen, sind sie nicht exakt so auf Deutschland übertragbar. Dennoch wird auch hierzulande immer wieder von kontaminierten Lebensmitteln durch E. coli-Baktieren, vor allem in tierischen Produkten wie Fleisch, Milch oder Eiern, berichtet. Der Studienleiter hofft künftig auf mehr Vorsicht seitens der Herstellenden: „Diese Studie nimmt die Lebensmittel- und Tierproduzenten noch stärker in die Pflicht, um zu verhindern, dass diese Bakterien in die Lebensmittelversorgung gelangen.“

Quelle:

Liu, C. M., et al. (2023). Using source-associated mobile genetic elements to identify zoonotic extraintestinal E. coli infections. One Health, 100518.