Die Botschaften unserer Haut

Aus der Serie: Das Wunderwerk Haut

Reagiert unsere Haut gereizt, mit Rötungen oder Akne, behandeln wir sie mit Salben und Tinkturen. Doch oft verbergen sich hinter diesen Symptomen keine Hautkrankheiten, sondern organische oder psychische Probleme.

Sehnsucht. Glück. Liebe. Verlangen. Schmerz. Unsere Haut durchlebt so manches Szenario und merkt sich jeden emotionalen Moment. Jedes Hochgefühl, aber auch jede Demütigung. Die Spuren unseres gelebten Lebens werden im Laufe der Jahre immer deutlicher sichtbar. Da gibt es die kleinen Lachfältchen um unsere Augen, und dann sind da noch die tiefen Falten – Spuren unserer Sorgen und durchwachten Nächte.

Die Haut ist das sensibelste Organ

Mit ihren bis zu zehn Kilogramm Gewicht und zwei Quadratmetern Oberfläche ist unsere Haut nicht nur eines der größten, sondern auch das sensibelste Organ. Eine zarte Berührung, sanft wie das Streicheln des Windes, ein juckendbrennender Stich, beißende Kälte, wohltuende Wärme – unsere Haut spürt Zärtlichkeit, Wohlbefinden, Erregung, Schmerz. Alles. Wir können buchstäblich mit ihr fühlen: Uns berührt, was uns berührt. Unsere Haut verbindet uns mit der Welt und grenzt uns zugleich von ihr ab. Drinnen sind wir, draußen sind die anderen. Jeder Sinneseindruck der Haut animiert das Gehirn zu einer Momentaufnahme unseres Körpers. Sind wir gerade gelassen oder verspannt? Empfinden wir Nähe und Geborgenheit? Jedes Gefühl wird genau festgehalten, unser Gehirn legt eine Art innere Landkarte an, auf der markiert wird, welche Körperpartien welche Erfahrungen sammeln. Wem es in der Kindheit an Berührung und Hautkontakt mangelt, der leidet später nachweislich häufiger unter Essstörungen und entwickelt ein schlechtes Körpergefühl. Er stößt sich öfter. Hat häufig blaue Flecken. Dabei handelt es sich nicht einfach um ein "Trugbild", sondern um eine Fehlleistung jener Areale in unserem Gehirn, die aufgrund fehlender sensorischer Signale Informationen und Reize nicht richtig verarbeiten können.

Die Haut sendet uns Botschaften, wenn sie Stress hat - lernen Sie, die Signale zu verstehen


Umgekehrt signalisiert unsere Haut auch deutlich, wie es um uns steht: Wir erröten vor Scham oder Wut. Und wir werden kreidebleich vor Angst. Robustere Naturen haben ein "dickes Fell". Wer sich fürchtet, bekommt eine "Gänsehaut". Ein Requiem von Bach geht uns "unter die Haut". Ein bewältigtes Problem "juckt" uns nicht mehr. Und manch einer "fühlt sich" ganz einfach "wohl in seiner Haut". Wir kommunizieren unsere Gefühle gern über die Sprache der Haut.

Die Haut - unser zweites Ich

"Die Haut, die Nerven und das Gehirn haben den gleichen entwicklungsgeschichtlichen Ursprung. Sie entstehen in der Embryonalphase des Menschen aus dem gleichen Keimblatt, dem sogenannten Ektoderm", sagt der international renommierte Dermatologe und Psychotherapeut Professor Uwe Gieler vom Zentrum für Psychosomatische Medizin der Universität Gießen. Diese gemeinsame Anlage verdeutlicht, warum sich seelische Probleme oft an unserem Hautzustand ablesen lassen – und warum umgekehrt chronische Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder Schuppenflechte die Psyche so massiv beeinträchtigen. Forscher sprechen vom sogenannten Haut-Ich. Sobald von unserem Gehirn ein Stress-Signal ausgesendet wird, setzen bestimmte Eiweißstoffe eine Immunkaskade in der Haut in Gang. Emotional belastende Erlebnisse werden sichtbar: Extremer Stress lässt aus heiterem Himmel Pickel sprießen, und bei Ekel zeigen sich kribbelnde Herpesbläschen an der Lippe.

Entspannungstechniken wie etwa autogenes Training, Yoga, Meditation und progressive Muskelentspannung können in der modernen Dermatologie beachtliche Heilungserfolge vorweisen. Inzwischen machen psychosomatisch orientierte Therapieansätze schon 50 Prozent der Neurodermitis-Schulung aus. Durch gezieltes Stressmanagement können Hautbeschwerden oft gelindert oder sogar völlig zum Abheilen gebracht werden.

Neurodermitis - wenn die Haut zum Feind wird

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Spiegel der inneren Organe

Ein Blick in den Spiegel verrät aber auch viel über unseren Gesundheitszustand: Hautspannungen, Farbveränderungen, Rötungen oder Juckreiz können erste Zeichen kleinster organischer Dysbalancen sein – und das lange bevor körperliche Beschwerden auftreten. Diese charakteristischen Spuren im Gesicht dienen der Antlitzdiagnose als wichtiges Instrument, um gesundheitliche Störungen zu erkennen und zu beheben. Und die Aussagefähigkeit dieses alternativen Verfahrens wird selbst von Dermatologen nicht bestritten. Veränderungen des Hauttons, insbesondere im Bereich der Nasenflügel, der Lippen und der Wangen, können darauf hinweisen, dass der Organismus aus dem Gleichgewicht geraten ist: Gerötete Nasenflügel deuten auf entzündete Bronchien, rote Äderchen auf Bluthochdruck hin. Störungen im Stoffwechsel zeigen sich in Schwellungen der unteren Wange – die Haut wirkt grau und ohne Spannung. Und hinter Schlupflidern kann möglicherweise eine Überforderung des Herzens stecken.

Heilerde-Maske gegen Hautunreinheiten
Heilerde-Masken können gegen Akne und Unreinheiten helfen. Sie befreien die Poren von überschüssigem Talg und Hautresten Foto: Fotolia

Zinnkraut mildert Juckreiz

Doch was hilft unserer Haut? Bei Ekzemen und Pickeln bringt Heilerde mit ihren Mineralstoffen und Spurenelementen den Hautstoffwechsel schnell wieder ins Lot. Während die Erde auf der Haut trocknet, zieht sie Schlackenstoffe und überschüssiges Fett aus den Zellen. Je nach Körperpartie 4-5 EL Heilerde mit warmem Wasser zu einer Paste verrühren. Auftragen, trocknen lassen, duschen!

Bei starkem Juckreiz hilft ein Wickel mit Zinnkraut. Zinnkraut enthält Kieselsäure, die die Zellerneuerung fördert und Feuchtigkeit in der Haut bindet. Kochen Sie 2 Handvoll Kraut in 2 Litern Wasser 10 Minuten lang. Dann abseihen, den Sud in den Kühlschrank stellen, bis er zwischen 10 und 15 Grad kalt ist. Tränken Sie eine Mullbinde mit dem Sud, und umwickeln Sie damit die juckenden Stellen. Und was die Haut besonders liebt, sind entspannende, pflegende Bäder. Wichtig: Nie länger als 15 Minuten abtauchen. Die optimale Wohlfühltemperatur liegt bei 35 bis 37 Grad. Zwar können wir nicht heraus aus unserer Haut, aber wir können sie als Verbündeten mit Respekt behandeln und vor Gefahren schützen. Das Rezept für den achtsamen Umgang mit unserer Haut ist simpel: Sie will berühren und berührt werden. Sie will den feinen Sand oder das frisch gemähte Gras unter den Füßen spüren oder die zärtliche Umarmung eines geliebten Menschen. Wer dieses Tor öffnen kann, erfährt Wohlbefinden, Geborgenheit und Glück.

Was die Hautfarbe über unsere Gesundheit verrät

Veränderungen des Hauttons signalisieren, dass die Balance im Körper gestört ist. Hautspannungen weisen auf Beeinträchtigungen des Stoffwechsels, verstopfte Hautdrüsen auf unterdrückte Ängste hin.

Was die Wangen über unser Herz aussagen

Reichen die Nasolabialfalten weit über die Mundwinkel hinab, besteht eine Veranlagung zu Herz- und Kreislaufbeschwerden. Grobporige Haut und graue Farbveränderung unterm Jochbein deuten auf eine Verdauungsschwäche bei der Eiweißverwertung hin.

Was die Nase über unsere Bronchien weiß

Die Nasenspitze ist dem Herzen zuzuordnen. Ist sie ständig weiß, sollte man sich durchchecken lassen. Die Nasenflügel repräsentieren die Bronchien. Sind sie gerötet, weist das auf eine Entzündung der Bronchien hin.

Was der Mund über unsere Hormone verrät

Nach unten gebogene Mundwinkelfalten sprechen für eine depressive Verstimmung. Senkrechte Mundfalten über der Oberlippe weisen auf einen ausgeprägten Östrogenmangel hin. Punktförmige Schwellungen mittig unter der Unterlippe signalisieren Probleme mit der Bauchspeicheldrüse.

Was Hautveränderungen über unsere Gefühle offenbaren

Juckende, linsen- oder handtellergroße Quaddeln (Nesselsucht) können durch äußere Reize wie Licht, Wärme oder Kälte, aber auch durch psychische Faktoren verursacht werden. Als wichtigster Auslöser gilt unterdrückte Wut.

Was das Kinn über unsere Venen sagen kann

Eine gerötete Querfalte zwischen Unterlippe und Kinnspitze ist häufig ein Indiz für eine Entzündung der Beckenvenen. Von den Seiten des Kinns bis zu den Wangen aufsteigende Falten zeigen eine Veranlagung für Zwölffingerdarmgeschwüre.