Diagnose Sichelzellanämie: Alles, was Eltern wissen sollten

Durch eine vererbte Veränderung des Blutfarbstoffs Hämoglobin entsteht die sogenannte Sichelzellanämie. Was es damit auf sich hat und wie die Krankheit behandelt werden kann, weiß Kinderärztin Dr. Nadine Hess.

Eine Sichelzellanämie führt zu Knochenschmerzen und Durchblutungsstörungen
Expertin Dr. Hess: „Eine Sichelzellanämie führt zu Knochenschmerzen und Durchblutungsstörungen und kann sich bereits ab dem sechsten Lebensmonat bemerkbar machen.“ Foto: privat

Das sagt Kinderärztin Dr. Nadine Hess

Bei der sogenannten Sichelzellanämie führt eine genetische Mutation zu einer Veränderung des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin (Hb), der in den roten Blutkörperchen sitzt. Die Aufgabe des Hämoglobins ist, Sauerstoff für den Transport durch den Blutkreislauf zu binden. Durch die Krankheit verklumpt das Hb, nachdem es  den Sauerstoff abgegeben hat. Dadurch wird die eigentlich elastische, scheibenartige Form des Blutkörperchens zu einer Sichelform verändert – weshalb das Blutkörperchen in kleinen Blutgefäßen steckenbleiben oder sogar platzen kann. Die möglichen Folgen sind eine schlechtere Durchblutung der Organe und Blutarmut. In erster Linie sind Menschen aus zentral- und Westafrika sowie dem östlichen Mittelmeerraum und diversen Teilen Asiens betroffen. Durch die Globalisierung gibt es mittlerweile aber auch in Deutschland häufiger Fälle von Sichelzellanämie.

Sichelzellanämie: Eine gefährliche Erbkrankheit

Es gibt verschiedene Formen der Erkrankung. Manche Betroffene tragen beispielsweise eine gesunde Variante des Gens in sich und eine kranke. Sie werden als heterozygote Träger bezeichnet und haben zwar selbst keine Symptome, können die Sichelzellanämie aber an ihre Kinder vererben. Hat ein Betroffener zwei mutierte Gene, führt das auch bei ihm selbst zur Erkrankung. Diese äußert sich in erster Linie durch Schmerzen in den Knochen, die durch die Gefäßverschlüsse entstehen. Durch die mangelnde Durchblutung können aber auch die Organe Schaden nehmen. Die ersten Anzeichen der Sichelzellanämie treten in der Regel ab dem sechsten Lebensmonat auf. Bei einem leichteren Krankheitsverlauf können sich die Symptome aber auch erst im Erwachsenenalter bemerkbar machen.

Um eine Sichelzellanämie vollständig zu heilen, ist eine Knochenmark- oder Stammzellentransplantation nötig
Bei der Sichelzellanämie verlieren die roten Blutkörperchen ihre elastische, scheibenartige Form und können so in den Blutgefäßen steckenbleiben Foto: iStock

Um eine Sichelzellanämie vollständig zu heilen, ist eine Knochenmark- oder Stammzellentransplantation nötig. Diese Behandlung ist jedoch sehr risikoreich und wird deshalb nur in sehr wenigen Fällen durchgeführt. Oft werden stattdessen die Symptome der Erkrankung mit Medikamenten behandelt. Patienten können außerdem aktiv etwas dazu beitragen, um die Durchblutung zu verbessern. Beispielsweise sollten Eltern auf die Ernährung ihres Kindes achten, wenn es unter einer Sichelzellanämie leidet. Zu den durchblutungsfördernden Lebensmitteln gehören unter anderem Fisch und Gemüse. Mehr Informationen dazu finden Sie im Artikel „10 durchblutungsfördernde Lebensmittel“.

Sport fördert die Durchblutung

Für Betroffene ist auch genügend Bewegung wichtig: Achten Sie darauf, dass Ihr Kind wenigstens dreimal pro Woche für mindestens 30 Minuten aktiv ist, wie durch Ballspiele oder Turnen. Gehen Sie selbst dabei auch mit gutem Beispiel voran, indem Sie bei den Spielen mitmachen. Schlecht für die Durchblutung ist außerdem Rauchen – auch, wenn es passiv ist! Rauchen Sie selbst deshalb möglichst nicht und achten Sie darauf, dass Ihr Kind nicht damit anfängt, wenn es im entsprechenden Alter ist. Die Symptome der Erkrankung können sich dadurch verschlimmern.