Das Gesundgeheimnis der Gerste

Gerste schützt den Darm und senkt den Cholesterinspiegel – das bestätigen jetzt die Ergebnisse einer italienischen Studie. Was die Gerste so wertvoll macht und welche Lebensmittel eine ähnliche Wirkung haben, erfahren Sie hier.
Gerste hilft dabei, eine gesunde Darmflora aufzubauen – das zeigt eine aktuelle Studie, die in der Zeitschrift „Applied ans Environmental Microbiology“ veröffentlicht wurde.
Warum ist eine gesunde Darmflora so wichtig?
Der menschliche Darm ist von Millionen von Mikroorganismen besiedelt, die meisten davon befinden sich im Dickdarm. Zusammen werden diese Mikroorganismen als „Darmflora“ bezeichnet. Vor der Geburt ist der Magen-Darm-Trakt eines Menschen noch völlig steril – erst mit der Geburt beginnt die Besiedlung des Darms, die in den ersten Lebensjahren weiter andauert. Im Darm eines gesunden Erwachsenen befinden sich etwa 1,5 Kilogramm Bakterien.
Die Darmflora spielt eine wesentliche Rolle bei der Erhaltung der Gesundheit. Sie kann beispielsweise verhindern, dass sich über die Nahrung aufgenommene Krankheitserreger im Darm ausbreiten und ins Blut übergehen. Außerdem baut sie krebsfördernde Schadstoffe ab und beeinflusst das Körpergewicht.
Ist die Darmflora (beispielsweise durch falsche Ernährung oder Antibiotika) aus dem Gleichgewicht geraten, können Allergien und Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Reizdarm-Syndrom die Folge sein. Auch bei der Entstehung von Übergewicht spielt die Darmflora eine Rolle: So finden sich bei übergewichtigen Menschen andere und meist weniger Darmbakterien als bei Normalgewichtigen. Verschiedene Studien wiesen in jüngster Zeit außerdem darauf hin, dass die Darmflora Einfluss auf Stimmung und Verhalten bei Kindern hat und ihre Schädigung die Entstehung von Erkrankungen des Gehirns begünstigt.
Gerste schützt die Darmflora
Am einfachsten lässt sich die Darmflora über die Nahrung beeinflussen. Darum suchen Forscher kontinuierlich nach Lebensmitteln, die die Ansiedlung nützlicher Bakterien im Darm begünstigen. Die Gerste rückte schon vor einiger Zeit als möglicher Kandidat in den Fokus der Wissenschaft. Der Grund: Sie enthält das sogenannte Beta-Glucan. Dieser Ballaststoff dient den nützlichen Darmbakterien als „Nahrung“.
Für die aktuelle Studie ließ ein italienisches Forscherteam Probanden für zwei Monate täglich 100 Gramm einer speziell zusammengesetzten Pasta (75 Prozent Hartweizen, 25 Prozent Vollkorn-Gerstenmehl) essen. Zu Beginn und Ende des Studienzeitraums nahmen die Wissenschaftler Stuhl- und Blutproben von den Teilnehmern. Dabei zeigte sich: Nach der Pasta-Kur war bei den Probanden die Anzahl der nützlichen Darmbakterien gestiegen, während die Zahl schädlicher Bakterien im Darm gesunken war. In 100 Gramm der Pasta waren drei Gramm Beta-Glucan enthalten – das ist die von Experten empfohlene Tagesdosis.
Allerdings wurde die Studie ohne Kontrollgruppe durchgeführt – es kann also nicht mit Sicherheit nachvollzogen werden, ob die Veränderungen in der Darmflora der Probanden auf die Gersten-Nudeln zurückzuführen sind. Da frühere Studien in dieselbe Richtung weisen, ist dies jedoch naheliegend. Inzwischen gibt es sogar speziell gezüchtete Gerste, die einen besonders hohen Anteil an Beta-Glucan besitzt.
Gerste senkt den Cholesterinspiegel
Das Experiment offenbarte einen weiteren Vorteil von Gerste für die Gesundheit: Der Cholesterinspiegel der meisten Probanden war nach Ablauf der zwei Monate gesunken, und zwar im Schnitt um 13 Prozent. Auch diese Wirkung der Gerste geht auf das Beta-Glucan zurück.
Weitere Lieferanten von Beta-Glucan sind Roggen und Hafer. Um die empfohlene Tagesdosis Beta-Glucan von drei Gramm aufzunehmen, genügen 25 Gramm Gersten-Vollkornmehl, 40 Gramm Haferkleie oder 50 Gramm Roggenbrot.