Coronavirus: Studie zum Risikofaktor Luftverschmutzung

Während das Coronavirus die Welt weiterhin fest im Griff hat, kristallisiert sich neben Alter und Vorerkrankungen ein zusätzlicher Risikofaktor heraus: die Luftverschmutzung. Eine neue Studie aus den USA hat das untersucht. 

Mann mit Atemschutzmaske in Großstadt
Luftverschmutzung: Ein Risikofaktor für COVID-19 Foto: iStock / South_agency

"Die Ergebnisse unserer Studie legen nahe, dass Menschen, die Luftverschmutzung über Jahre hinweg ausgesetzt waren, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einen schweren Krankheitsverlauf von COVID-19 erleben." Dieses Resümee ziehen Francesca Dominici von der Harvard University und ihr Team aus ihrer aktuellen Studie, die einen Zusammenhang zwischen SARS-CoV-2 bzw. COVID-19 und der Luftverschmutzung in den USA herstellte.

Schlechte Luft spielt Corona in die Hände

Für ihre Studie verglichen die Forscher die Luftqualität der insgesamt 3.080 Landkreise in den USA, der "Countys", mit den aktuellen COVID-19-Todesraten. Dabei hatten Francesca Dominici und ihr Team vor allem Feinstaub mit Partikeln, die kleiner als 2,5 Mikrometer sind, im Fokus: Diese Kleinstpartikel dringen nach dem Einatmen in die Lungenbläschen ein und schädigen so die Atemwege. 

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein Anstieg von einem Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft die COVID-19-Todesrate um durchschnittlich 15 Prozent in die Höhe treibt. 
Die Wissenschaftler verdeutlichten dies an einem konkreten Beispiel: Wäre die Luft in Manhattan in den vergangenen 20 Jahren mit nur einen Mikrogramm weniger Feinstaubpartikel pro Kubikmeter belastet gewesen, hätte es in der aktuellen Corona-Pandemie 248 COVID-19-Tote weniger gegeben. 

Das macht Luftverschmutzung neben den bekannten Risikofaktoren zu einem gefährlichen Multiplikator. 

Risikofaktor ja, Ursache nein

Wichtig war den Experten, zu betonen, dass Luftverschmutzung zwar als Risikofaktor im Kampf gegen die Corona-Pandemie beachtet werden sollte. Das bedeute aber nicht, dass schlechte Luft auch dafür sorgt, dass Menschen sich häufiger oder gar schneller mit dem Virus anstecken können.

Der Zusammenhang ist ein anderer: Menschen, die an stark befahrenen Straßen, nahe Industriegebieten oder anderen Regionen mit schlechter Luft leben, entwickeln häufiger Vorerkrankungen, die die Lunge schädigen. Infizieren sich diese Personen dann mit SARS-CoV-2, kann ihr Körper der Lungenkrankheit COVID-19 weniger gesund entgegentreten.   

Als Ursache für die Erkrankungswelle in den USA kann die Luftverschmutzung nicht gesehen werden. 

Luftverschmutzung als Indikator

Die Ergebnisse der Studie, die zur Begutachtung beim "New England Journal of Medicine" eingereicht wurde, sind insofern interessant, als dass sie Auswirkungen darauf haben könnten, wie verschiedene Regionen sich im Kampf gegen das Coronavirus aufstellen. "In Städten mit schlechter Luftqualität werden mehr SARS-CoV-2-Infizierte ins Krankenhaus kommen und mehr werden sterben", erklärte Dominici der "New York Times". In der Folge hieße dies, dass Orte mit einer starken Luftverschmutzung während der Corona-Pandemie mehr Beatmungsgeräte, derzeit weltweit Mangelware, zur Verfügung gestellt bekommen müssten.