Neuer Spezial-Impfstoff gegen Corona entwickelt

Forschende der Universität Tübingen haben einen neuen Corona-Impfstoff entwickelt, der speziell für eine Gruppe von Risikopatienten lebenswichtig sein kann. Denn bei diesen Menschen wirken die bisherigen Impfstoffe von Biontech & Co. nicht so gut wie gewünscht. Die Hintergründe.

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Menschen mit einem geschwächten oder unterdrückten Immunsystem haben ein besonders hohes Risiko, schwer an Corona zu erkranken. Ein zusätzliches Problem ist es, dass die zugelassenen Vakzine bei dieser Gruppe nicht so gut wirken – die Gefahr einer Infektion ist auch nach einer Impfung hoch. Ein neu entwickelter Impfstoff könnte diesen Betroffenen nun helfen.

Neuer Corona-Impfstoff für Immungeschwächte

Rund eine Million Menschen in Deutschland haben ein geschwächtes Immunsystem. Corona bedeutet für sie eine besonders große Gefahr, da ihre Abwehrkräfte dem Virus wenig entgegenzusetzen haben. 

Dazu zählen Patienten mit angeborenem Immundefekt, aber auch Krebspatienten. Bei ihnen wird das Immunsystem durch die therapeutische Behandlung unterdrückt, der Körper bildet weniger Immunzellen – die Folge: Die Betroffenen sind deutlich angreifbarer durch das Coronavirus als gesunde Menschen.

Schlechte Wirkung von Corona-Impfstoffen bei Immungeschwächten

Dies hat auch Auswirkungen auf den Erfolg der Impfungen gegen Corona: Es werden weniger Antikörper gebildet, selbst die derzeit für diese Gruppe empfohlenen Auffrischungsimpfungen ändern daran kaum etwas. Wer an Krebs erkrankt ist oder aus anderen Gründen an einem geschwächten Immunsystem leidet, hat ein deutlich höheres Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken.

Warum der neue Corona-Impfstoff anders wirkt

Forschende des Universitätsklinikums Tübingen unter Leitung von Prof. Dr. Juliane Walz haben sich auf die Suche nach einer Alternative zu den bisherigen Impfstoffen gemacht, die speziell auf Menschen mit schwachem Immunsystem abzielt. Das Medikament namens CoVac-1 aktiviert die T-Zellen – anders als die bisherigen Impfstoffe aber nicht nur gegen das Spike-Protein, sondern auch gegen andere Bestandteile des Coronavirus. 

T-Zellen spielen eine entscheidende Rolle bei dessen Bekämpfung. Auch Patienten mit geschwächtem Immunsystem können T-Zellen bilden. Damit liegt der Fokus stärker auf der Bildung von diesen Zellen als auf von Antikörpern, der Impfstoff bewirkt eine breitere Immunantwort.

Krebsimmuntherapie als Vorlage

Die Entwicklung des neuen Impfstoffes wurde inspiriert von der Krebsimmuntherapie, zu der ein Team von Immunolog:innen der Uni Tübingen um Prof. Dr. Hans-Georg Rammensee hauptsächlich forscht. Dabei handelt es sich um sogenannte Peptidimpfungen. „Als Peptide werden kurze Eiweiße bezeichnet, die auf der Oberfläche von Tumorzellen, aber auch auf virusbefallenen Zellen dem Immunsystem, und hier speziell den T-Zellen, präsentiert werden. Dies ermöglicht dem Immunsystem, ‚fremde‘ und infizierte Zellen zu erkennen und diese zu eliminieren“, erklärt Prof. Rammensee. Genau die Peptide, die eine bedeutende Rolle bei der Langzeitimmunität nach natürlicher SARS-CoV-2-Infektion spielten, würden nun im CoVac-1-Impfstoff eingesetzt, so Prof. Walz.

CoVac-1 in zweiter Studien-Phase

In der ersten Phase haben die Forschenden den Impfstoff bei gesunden Proband:innen zwischen 18 und 80 Jahren eingesetzt. Das Ergebnis: Die Teilnehmenden haben den Impfstoff gut vertragen, während zugleich schon bei einer Dosis eine hohe Wirksamkeit, also eine starke Immunantwort, festgestellt wurde.

Mit Genehmigung des Paul-Ehrlich-Instituts geht die Studie nun in die zweite Phase: CoVac-1 wird jetzt bei immungeschwächten getestet. Dabei wird das Blut der Proband:innen in sechs Monaten genau analysiert, um die Immunantwort zu kontrollieren. Ob der neue Corona-Impfstoff für die betroffene Gruppe von Risikopatienten wirklich die gewünschte Wirkung zeigt, muss sich erst noch zeigen.

Quellen:
Eigenentwickelter Impfstoff gegen SARS-CoV-2 speziell für Krebserkrankte und Immungeschwächte geht in die Phase II Prüfung in: medizin.uni-tuebingen.de
Corona-Impfstoff für Immungeschwächte in: swr.de