Corona: Infektionsweg über Zellen in der Nase

Eine neue Studie hat versucht, den Infektionsweg des Coronavirus' nachzuvollziehen. Demnach nutzt SARS-CoV-2 vor allem bestimmte Zellen in der Nase als Eintrittspforte in den menschlichen Organismus.

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Als weiteren Schritt das aktuell grassierende Coronavirus zu bekämpfen, versuchen Forscher zu verstehen, welchen Infektionsweg SARS-CoV-2 wählt, um in den menschlichen Organismus einzudringen. Eine neue Studie legt nun erste Ergebnisse vor.

Die Nase öffnet dem Coronavirus die Tür

Schon länger ist bekannt, dass das Coronavirus sogenannte ACE2-Proteine nutzt, um an menschlichen Zellen anzudocken. Nach dem Andocken dringt der Erreger in die Zellen ein und vermehrt sich dort. Das könnte ein Grund dafür sein, warum Männer häufiger schwer an COVID-19 erkranken: Sie haben mehr AEC2-Proteine als Frauen. 

Nun untersuchten Forscher in einer neuen Studie, welche Zellen im Körper AEC2 und TMPRSS2 – ein weiteres Protein, das SARS-CoV-19 zur Vermehrung nutzt – enthalten. Dazu analysierten Wissenschaftler von mehreren Instituten – darunter das Wellcome Sanger Institute, das Universitätsklinikum Groningen, die Universität Cote d'Azur und das Human Cell Atlas Lung Biological Network – Zellen aus Lunge, Nase, Auge, Darm, Herz, Niere und Leber.Das Ergebnis scheint zu belegen, dass das Coronavirus vor allem durch die Nase in den menschlichen Organismus eindringen kann. Hauptautor Waradon Sungnak vom Wellcome Sanger Institute erklärte in einer Pressemitteilung vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin am Donnerstag (23. April 2020): "Wir haben gezeigt, dass von allen Zellen die schleimproduzierenden Becherzellen und Flimmerzellen in der Nase die höchsten Konzentrationen dieser beiden Proteine aufweisen. Das macht diese Zellen zum wahrscheinlichsten Erstinfektionsweg für das Virus."

Community-Maske gegen Corona

Die Erkenntnisse der Studie scheinen die Entscheidung der Bundesregierung, eine bundesweite Maskenpflicht einzuführen, zu stützen. Schließlich bedeckt eine Community-Maske bei richtiger Anwendung nicht nur den Mund, sondern auch die Nase komplett. 

Dr. Martijn Nawijn vom Universitätsklinikum Groningen in den Niederlanden untermauerte den Mehrwert der aktuellen Studie: "Diese speziellen Zellen in der Nase sind jetzt erstmals mit COVID-19 in Verbindung gebracht worden. Natürlich gibt es viele Faktoren, die die Übertragbarkeit des Virus beeinflussen. Aber unsere Ergebnisse passen gut mit den bisher beobachteten rasanten Infektionsraten des Virus zusammen. Die Lage dieser Zellen an der Oberfläche der Naseninnenseite macht sie für das Virus leicht zugänglich und kann bei der Übertragung auf andere Menschen helfen."

Weitere SARS-CoV-2-Infektionswege

Ein weiteres Ergebnis der Studie hebelt die Community-Masken als Teilschutz allerdings aus: Die Corona-Eintrittsproteine AEC2 und TMPRSS2 finden sich auch in Hornhautzellen des Auges. Ein möglicher Infektionsweg über die Augen beziehungsweise die Tränendrüsen wäre also denkbar. 
Zudem fanden die Forscher ein vermehrtes AEC2- und TMPRSS2-Vorkommen in der Darmschleimhaut, womit "das Potenzial für eine fäkal-orale Übertragung" offenbart werde. 

Quelle:
Die Eintrittspforten für SARS-CoV-2, in: mdc-berlin.de