Blutvergiftung: Tickende Zeitbombe im Körper

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Bei einer Blutvergiftung muss die Behandlung sofort beginnen – denn die Überlebenschancen sinken stündlich. Alles über die versteckten Warnsignale, die Therapie und die Stadien des Krankheitsverlaufs.

Es passierte urplötzlich: Fieber, Erbrechen, Durchfall – die 24-jährige Lena hatte sich einen schweren Magen-Darm-Infekt eingefangen. Zwei Tage später bricht sie bewusstlos zusammen: Blaulicht, Notaufnahme – Intensivstation. Eine dramatische Aktion, bei der das Leben der jungen Frau in letzter Minute gerettet wurde. Die Diagnose: Blutvergiftung (Sepsis). Auslöser: Salmonellen im Kartoffelsalat.

Blutvergiftung nach Infektion

Ärzte sind alarmiert: In Deutschland sterben jährlich rund 60.000 Menschen an einer Blutvergiftung. Tragisch: Trotz intensivmedizinischer Behandlung verläuft diese Krankheit bei 40 Prozent der Patienten tödlich. Sepsis ist ein stiller Killer, meist hervorgerufen von Bakterien. Eine Blutvergiftung kann als Komplikation bei allen Infektionskrankheiten auftreten – Auslöser ist oft eine Lungenentzündung, ein vereiterter Zahn oder eben eine Salmonellen-Infektion.

Bei Sepsis sofort den Notarzt rufen
Bei den ersten Anzeichen einer Blutvergiftung gilt: Sofort den Notarzt rufen! Denn pro Stunde, in der eine Sepsis nicht behandelt wird, sinken die Überlebenschancen um fünf Prozent Foto: Fotolia

Sinkende Überlebenschancen

„Sepsis kann im Urlaub auftreten, zu Hause im Bett – aber auch im Krankenhaus auf jeder Station", erläutert Prof. Konrad Reinhart, Direktor des Universitätsklinikums Jena. Und das ist der Anfang einer mörderischen Kaskade: Keime überschwemmen den gesamten Organismus und lösen einen Domino-Effekt aus: Die Blutgerinnung spielt verrückt. Leber- und Lungen- und Nierenversagen können die Folge sein. Tückisch: Die Diagnose einer Blutvergiftung ist schwieriger als beim Herzinfarkt. In fast jedem zweiten Fall wird die Zeitbombe zu spät erkannt – oft weil die Symptome mit anderen Krankheiten (z.B. Erkältung) verwechselt werden. Doch Zeit ist der Schlüsselfaktor: Mit jeder Stunde verringert sich die Überlebenschance der Opfer um circa fünf Prozent.

Symptome der Blutvergiftung

Entscheidende Frage: Was sind die wichtigsten Warnsignale? Bei einer Blutvergiftung wird der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt – typisch dafür sind folgende Anzeichen: extrem hohe oder niedrige Temperatur, Schüttelfrost, Atemnot, plötzliche Verwirrtheit, erhöhter Puls sowie bläulich verfärbte Nägel und Lippen. „Wer während eines Infekts solche Symptome aufweist, sollte sofort den Notarzt rufen", sagt Prof. Reinhart. Ein Test misst den Wert des Eiweißkörpers Procalcitonin im Blut, der bei einer Blutvergiftung ansteigt. So kann die Sepsis schon im Vorfeld mit Antibiotika behandelt werden.

Die Stadien einer Blutvergiftung

  1. Die Invasion der Keime: Egal, ob Lungenentzündung, Holzsplitter oder Bienenstich – am Anfang steht immer eine lokale Infektion meist mit Bakterien.
  2. Ausbreitung des Schlachtfelds: Von diesem Krankheitsherd, zum Beispiel an der Hand, breiten sich die Erreger und ihre Gifte über die Blutbahn in den gesamten Körper aus. Der Organismus reagiert mit einer Entzündung.
  3. Der Amoklauf im Körper: Der Flüssigkeitshaushalt gerät aus dem Lot, die Blutgerinnung ist gestört – ein Organ nach dem anderen stellt seinen Dienst ein.
  4. Septischer Schock: Unbehandelt kann die Blutvergiftung durch Kreislaufzusammenbruch und Versagen von Herz, Lunge, Niere, Leber und Hirn rasch zum Tod führen.