Blutgerinnungsstörung: Eine Blutwäsche rettete mir das Leben

Mithilfe einer Blutwäsche konnten die Antikörper aus dem Blut entfernt werden
Mithilfe einer Blutwäsche, der sogenannten Dialyse, konnten die Antikörper, die für die Blutgerinnungsstörung verantwortlich waren, aus Birgit Langers Blut entfernt werden Foto: Fotolia

Schon nach einem leichten Stoß bekam Birgit Langer schmerzhafte blaue Flecken. Sie ahnte nicht, dass eine gefährliche Krankheit dahintersteckte.

Die kaufmännische Angestellte wunderte sich, als sie an ihrem linken Fuß einen dunklen Fleck entdeckte. Dabei war sie nur leicht gegen das Tischbein gestoßen. Einige Tage später dann die nächste schmerzhafte blaue Stelle. "Ein Fußball hatte mich am Gesäß getroffen, geschossen von einem sechsjährigen Jungen." Sie hatte auch für diese ungewöhnlich starke Prellung keine Erklärung.

Als die Beschwerden nicht nachließen, ging die Frau aus Siegburg bei Bonn zum Arzt. Er vermutete eine geplatzte Ader, schrieb ein Rezept über eine blutverdünnende Salbe und ein Schmerzmittel.

Wöchentlich kamen neue blaue Flecken dazu

Nach einer Woche die nächste böse Überraschung. "Meine Wade war blau und grün. Doch an einen Stoß konnte ich mich nicht erinnern." Jetzt versuchte sie es beim Orthopäden. Er tippte auf einen Muskelriss, legte einen Zinkverband an. Aber auch das war nicht die Lösung. Es bildeten sich fast wöchentlich bis zu handtellergroße Male an Armen und Beinen.

Dann erinnerte sich ihr Hausarzt an eine Patientin mit ähnlichen Symptomen. Er ließ das Blut von Birgit untersuchen. Das Ergebnis beunruhigte ihn und er überwies sie sofort in die Uniklinik Bonn. Mehrere Spezialtests zeigten: Birgit Langer litt an sogenannter erworbener Bluterkrankheit. Die Mediziner sprechen von einer Hemmkörper-Hämophilie. Sie entschieden sich für ein neues Verfahren, das an ihrer Klinik entwickelt wurde.

Schon beim geringsten Stoß kommt es zu Blutungen im Gewebe

Dr. med. Heike Zeitler, Internistin und Intensivmedizinerin, betreute Heike. Sie erläutert: "Bei dieser Form der Bluterkrankheit bildet das Immunsystem irrtümlich Antikörper gegen bestimmte Gerinnungsfaktoren und zerstört sie. Aber diese Eiweißstoffe sind enorm wichtig, sie schützen uns vor dem Verbluten. Bei einer Wunde bilden sie zusammen mit den Blutplättchen einen Pfropfen, der das verletzte Gefäß schnell verschließt."

Bei den Kranken kommt es schon beim geringsten Stoß zu Blutungen im Gewebe, es bilden sich große, schmerzhafte Blutergüsse, die schon durch heftiges Niesen oder Husten entstehen können.

Die meisten blauen Flecken treten an Armen und Beinen auf. Aber auch im Bauchraum, wo sie lebensgefährlich sind. Denn oft werden sie nicht rechtzeitig erkannt, die Patienten sterben an inneren Blutungen. Die Betroffenen leben also mit einer tickenden Zeitbombe.

Nach einer Blutwäsche sind so gut wie keine Antikörper mehr vorhanden

Dr. Zeitler: "In diesen Fällen wenden wir eine Blutwäsche an. Dabei werden die Antikörper herausgefiltert, die die Gerinnungsfaktoren zerstören. Das gereinigte Blut gelangt über die Vene der Patienten wieder in den Kreislauf zurück." Da bei jeder Blutwäsche einige Antikörper zurückbleiben, muss sie meist vier Wochen lang täglich wiederholt werden. Dann sind so gut wie keine Antikörper mehr vorhanden.

Nach jeder Behandlung werden die aktuellen Gerinnungsfaktoren geprüft. Inzwischen sind Birgits Werte im grünen Bereich. "Ich bin sehr erleichtert, dass die heimtückische Krankheit bei mir rechtzeitig behandelt wurde. Wenn ich mich jetzt stoße, entsteht nur noch ein kleiner blauer Fleck."