Arzneimittelexanthem: Wenn die Haut allergisch auf Medikamente reagiert
Medikamente gehen meist mit einer Reihe von Nebenwirkungen einher. Eines davon ist das Arzneimittelexanthem. Welche Symptome darauf hindeuten und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
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Juckende rote Flecken auf der Haut können viele Ursachen haben. Entwickelt sich der Hautausschlag plötzlich kurz nach Einnahme eines neuen Medikaments, könnte es sich um ein Arzneimittelexanthem handeln. Dabei reagiert der Körper empfindlich auf einen Wirkstoff. Nach Absetzen des Medikaments verschwindet der Ausschlag meist rasch wieder. Völlig ohne Komplikationen verläuft ein Arzneimittelexanthem aber nicht immer.
Was ist ein Arzneimittelexanthem?
Ein Arzneimittelexanthem beschreibt eine allergische oder pseudoallergische Hautreaktion auf bestimmte Inhaltsstoffe in Medikamenten. Dabei können sowohl Tabletten als auch lokal angewendete Arzneien Auslöser des Ausschlags sein. Es gibt verschiedene Unterformen, das am häufigsten auftretende ist das makulopapulöse Arzneimittelexanthem.
Von einer pseudoallergischen Reaktion sprechen Mediziner:innen, wenn die Symptome des Arzneimittelexanthems (oder anderer Hautausschläge) äußerlich betrachtet eine Allergie vermuten lassen, obwohl im Blut keine entsprechenden Antikörper gefunden werden können.
Besonders häufig tritt ein Medikamentenausschlag nach der Einnahme von Antibiotika auf. Auch bei entzündungshemmenden Schmerzmitteln sowie Antirheumatika und Antiepileptika werden Exantheme beobachtet. Generell gehört der Hautausschlag zu den häufigsten Nebenwirkungen von Medikamenten. Schätzungen zufolge erleidet sieben Prozent der Bevölkerung ein Arzneimittelexanthem.
Verantwortlich für den Hautausschlag ist meist der Medikamentenwirkstoff selbst. Nur selten verursachen andere Inhaltsstoffe wie Konservierungs- oder Farbstoffe die Allergiesymptome.
Arzneimittelexanthem: Ursachen und Risikofaktoren
Wenn es sich um eine echte Allergie handelt, liegt der Ursprung der Hautreaktion in einer Abwehrreaktion des Immunsystems, das den Wirkstoff irrtümlich als Gefahr einstuft und im Zuge dessen entzündungsfordernde Botenstoffe ausschüttet. Diese Überreaktion kann sich in manchen Fällen spontan nach mehreren Monaten oder Jahren der Medikamenteneinnahme entwickeln.
Risikofaktoren stellen eine plötzliche Dosissteigerung, eine unregelmäßige Einnahme und eine hohe Zahl eingenommener Medikamente dar. Auch Infektionen und ein höheres Alter erhöhen das Risiko, ein Arzneimittelexanthem zu entwickeln. Zudem sind Frauen zwischen 20 und 49 Jahren häufiger betroffen.
Hingegen kann ein pseudoallergisches Arzneimittelexanthem durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren entstehen. So steigern bestimmte Medikamente, darunter Antibiotika und Neuroleptika, die Lichtempfindlichkeit der Haut. Wenn die Haut dann UV-Licht ausgesetzt wird, kann sie mit schmerzenden roten Flecken reagieren.
Ausschlag nach Antibiotika: Warum es so häufig vorkommt
Die Wahrscheinlichkeit, einen Hautausschlag nach Antibiotika zu bekommen, ist im Vergleich zu anderen Medikamenten höher – das trifft vor allem auf Penicilline, Aminopenicilline (z.B. Amoxicillin), Makrolide (z.B. Azithromycin), Cephalosporine (z.B. Ceftriaxon) und Sulfonamide (Sulfacetamid) zu. Genau wie bei anderen Medikamenten kann sich der Ausschlag nach Antibiotika erst nach einer Woche zeigen, da sich zunächst eine Sensibilisierung entwickeln muss.
Besonders häufig entsteht ein Hautausschlag durch Amoxicillin und Ampicillin. Ersteres geht mit großflächigen, den ganzen Körper bedeckenden Flecken und Papeln einher, die von Juckreiz sowie von Fieber und Schwellungen begleitet werden können. Kommen Quaddeln hinzu, ist das ein Zeichen für eine allergische Reaktion, wobei Hautausschlag nach einer Antibiotika-Einnahme in der Regel nicht allergisch-bedingt ist.
Bei der Einnahme von Ampicillin tritt ein Arzneimittelexanthem unter speziellen Umständen auf: Das sogenannte Ampicillinexanthem bildet sich, wenn während oder direkt nach einer Virusinfektion wie dem Epstein-Barr-Virus (Pfeiffersches Drüsenfieber) das Antibiotikum eingenommen wird. Erkennbar ist das Ampicillinexanthem an feinen roten Flecken, die einige Tage nach Absetzen des Antibiotikums abklingen.
Arzneimittelexanthem: Symptome und Anzeichen
Es bilden sich häufig rötlich erhabene Flecken (Papeln), die je nach Schwere der Hautreaktion sowohl kleinfleckig als auch großflächig, sowohl auf eine Körperpartie begrenzt (lokal) als auch über den gesamten Körper (generalisiert) in Erscheinung treten können – auch an den Schleimhäuten. Quaddeln- und Blasenbildung sind ebenfalls möglich. Typischerweise tritt der Ausschlag am Rumpf, Beinen oder Armen auf, von wo es sich auf andere Körperteile ausbreiten kann.
Eine Sonderform des Arzneimittelexanthems, das toxische Pustoloderm, befällt hingegen vor allem die Finger- und Zehenzwischenräume sowie die Armbeugen. Meist wird das Exanthem von starkem Juckreiz, seltener von Brennen, begleitet.
Eine Medikamentenallergie kann sich seltener durch hellbraun bis schwarze Farbveränderungen der Haut (Macula) äußern, sodass ein Arzneimittelexanthem mitunter wie ein gewöhnlicher Leberfleck aussieht.
Fixes Arzneimittelexanthem als Sonderform
Das Arzneimittelexanthem entsteht in der Regel nicht direkt nach Ersteinnahme des Medikamentes, sondern erst sieben bis zwölf Tage nach Beginn der Behandlung, manchmal sogar erst mehrere Wochen danach – nicht so beim sogenannten fixen Arzneimittelexanthem. Bei dieser Sonderform tritt der Ausschlag 30 Minuten bis acht Stunden nach Medikamenteneinnahme an Schleimhäuten oder in der Nähe von Gelenken auf.
Oft bilden sich nur ein münzgroßer roter Fleck oder mehrere kleine Flecken, die auch nach Absetzen des Medikamentes nicht verschwinden. Sie können sich über mehrere Monate oder sogar Jahre hartnäckig halten und nehmen mit der Zeit eine dunkelbraune Farbe an.
Arzneimittelexanthem kann Komplikationen hervorrufen
Schwere allergische Reaktionen können weitere Symptome hervorrufen, wie etwa Schleimhaut- und Lymphknotenschwellungen, Übelkeit, Erbrechen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sehr seltene Folgen eines Arzneimittelexanthems können das Toxische Epidermale Nekrolyse (TEN/Lyell-Syndrom) und das Steven-Johnson-Syndrom (SJS) sein. Der Ausschlag kommt dabei einer Verbrennung zweites Grades gleich. Bis zu zehn Prozent (beim SJS-Syndrom) bzw. mehr als 30 Prozent (beim Lyell-Syndrom) der Haut stirbt ab.
Zu den möglichen schweren Komplikationen eines Arzneimittelexanthems gehört auch das DRESS-Syndrom (Drug Rash with Eosinophilia and Systemic Symptoms), das nicht nur die Haut, sondern auch die Organe betrifft. Zum Ausschlag können Ödeme, hohes Fieber und erhöhte Leberwerte hinzukommen, ebenso wie eine Lungen-, Nieren- oder Herzmuskelentzündung. Die Sterberate beim DRESS-Syndrom liegt bei zehn Prozent.
Arzneimittelexanthem: Diagnose nicht immer einfach
Die Symptome eines Arzneimittelexanthems können mit einer Kontaktdermatitis – einer allergischen Reaktion durch Hautkontakt mit einem Allergen – oder einer Hauterkrankung verwechselt werden. Ebenso kann ein großflächiges Exanthem zunächst auf eine Infektionskrankheit wie Masern oder Scharlach schließen lassen, besonders bei Kindern.
Ein Arzneimittelexanthem ist wahrscheinlich, wenn ein zeitlicher Zusammenhang zwischen dem Auftreten des Ausschlags und der Einnahme des Medikaments besteht. Nehmen Betroffene mehrere Medikamente ein, kann sich die Diagnose allerdings schwieriger gestalten. Mithilfe verschiedener Hautreaktionstests wie etwa dem Prick-Test sowie Blutuntersuchungen lassen sich zwar Allergien auf bestimmte Wirkstoffe nachweisen. Doch im Falle einer pseudoallergischen Reaktion, wie sie bei einem Arzneimittelexanthem oft vorkommt, kann die Diagnose nicht durch Tests unterstützt werden.
Arzneimittelexanthem: Dauer und Verlauf
Damit der Ausschlag vollständig abheilt, muss das Medikament dauerhaft abgesetzt und durch ein anderes ersetzt werden. Bereits wenige Tage nach Absetzen des Medikaments geht das Exanthem in der Regel vollständig und ohne bleibende Schäden zurück.
In nur sehr seltenen Fällen kommt es im Zusammenhang mit einem Arzneimittelexanthem zu schwerem, den ganzen Körper überziehendem Ausschlag und Symptomen wie Fieber oder Ödeme. In diesem Fall sollte man sich unverzüglich in medizinische Behandlung begeben. Grundsätzlich bedarf jede plötzliche Hautveränderung einer ärztlichen Abklärung, ganz besonders, wenn sie im zeitlichen Zusammenhang mit einer medikamentösen Behandlung steht.
Arzneimittelexanthem: Behandlung
Die einzige Möglichkeit, damit das Arzneimittelexanthem abheilt, liegt im Absetzen des allergieauslösenden Medikaments. Ist das nicht möglich – etwa, weil es keine alternative Therapieoption gibt oder das betreffende Medikament dringend benötigt wird – und besteht keine schwere Reaktion auf das Medikament, erfolgt eine rein symptomatische Behandlung. Dafür werden entzündungshemmende Corticosteroide und Antihistaminika in Form von Cremes, Tabletten oder Infusionen verabreicht, die das Arzneimittelexanthem abschwächen.
- Arzneimittelallergie, in: usz.ch (Universitätsspital Zürich)
- Allergische Erkrankungen, in: amboss.com
- Fixes toxisches Arzneimittelexanthem, in: link.springer.com
- Medikamentenausschläge, in: msdmanuals.com
- Medikamentenallergie, in: gesund.bund.de